Camel Club 01 - Die Wächter
zerlaufen.«
»Wahrscheinlich hat er es in derselben Plastiktüte gehabt wie den Revolver.«
»Warum hat er es dann nicht in der Tüte gelassen? Weshalb nimmt er es heraus und steckt es in eine nasse Jackentasche, in der die Tinte zerlaufen und der Abschiedsbrief unleserlich werden kann? Und es stimmt zwar, dass Johnson nass gewesen ist, als man ihn gefunden hat, aber wäre er wirklich so weit durch den Potomac geschwommen, hätte er viel schmuddeliger sein müssen. Das Wasser ist hier eine schlammige Brühe.«
»Aber er war durchnässt.«
»Ja, aber was würden Sie tun, wenn Sie wollten, dass jemand aussieht, als wäre er durch den Fluss geschwommen?«
Kate überlegte kurz. »Ihn ins Wasser tauchen.«
»Genau, man taucht ihn unter. Und dann wäre da das vorgebliche Motiv für den Selbstmord. Kein Mensch, mit dem ich gesprochen habe, wusste irgendetwas darüber, dass Johnson mit Drogen gehandelt hätte. Seine Verlobte war dermaßen aus dem Häuschen, dass sie gedroht hat, mich wegen des aufgekommenen Verdachts zu verklagen.«
»Wie ich schon immer sagte, dem Secret Service entgeht nichts.«
»Ach was, kommen Sie. Es ist ja nicht so, als wären wir in diesen Dingen von Natur aus besser als das FBI. Die FBI-Leute hätten diese Ungereimtheiten auch erkennen müssen. Ich glaube, es wird von oben starker Druck ausgeübt, den Fall schleunigst und ohne Aufhebens zu den Akten zu legen.«
»Wenn jemand Johnsons Leiche auf die Insel gebracht hat, aber aus Sorge, beobachtet zu werden, kein Auto benutzt hat… was könnte dann das Beförderungsmittel gewesen sein?«
Während ihres Gesprächs fuhr langsam ein Boot der Wasserschutzpolizei vorüber.
Alex und Kate sahen sich an. »Ein Boot«, riefen sie gleichzeitig.
»So was lässt sich nicht gerade leicht verstecken«, sagte Alex bedächtig.
Kate sah flussauf- und flussabwärts. »Wenn Sie bereit sind, ich bin’s.«
Beide warfen die Eisbecher in einen Mülleimer und gingen ans Ufer. Sie brauchten eine volle Stunde, doch endlich entdeckten sie den Kahn, als Kate die Spitze des Bugs aus einem Abwassergraben ragen sah.
»Sie haben scharfe Augen«, lobte Alex. Kate streifte die Sandalen ab, Alex zog Schuhe und Socken aus und krempelte die Hose hoch. Beide wateten ins Wasser, wobei einige Spaziergänger neugierig zuschauten. Alex betrachtete das alte hölzerne Ruderboot, verharrte plötzlich und beäugte den Rumpf aus der Nähe. »Das dürfte ein Einschussloch sein.«
»Und das ist vielleicht Blut«, sagte Kate und deutete auf einen kleinen, dunklen Fleck am Schanzkleid.
»Ziemlich unbegreiflich, es sei denn, sie haben Johnson in dem Kahn erschossen und ihn erst dann zur Insel gebracht. Jedenfalls war es in der Mordnacht neblig, daher vermute ich, es wäre möglich gewesen, ohne Augenzeugen zu haben.«
»Und was fangen wir nun mit unseren Erkenntnissen an?«, fragte Kate.
Alex richtete sich auf und überlegte. »Ich wüsste gern, ob es Johnsons Blut ist oder ob es von einer anderen Person stammt. Aber wenn der Direktor erfährt, dass ich wieder meine Nase in diesen Fall stecke, gründet er eigens für mich ein neues Büro in Sibirien. Falls er mich vorher nicht eigenhändig erwürgt.«
»Ich könnte ein bisschen recherchieren«, bot Kate ihm an.
»Nein, ich möchte nicht, dass Sie auch noch in die Sache verwickelt werden. Weiß der Teufel, was alles dahintersteckt. Wir müssen den Fall vorerst auf sich beruhen lassen.«
KAPITEL 42
Captain Jacks Blick fiel auf die Mitteilung, die er soeben erhalten hatte. Die Nachricht war verschlüsselt, doch er hatte den Code im Kopf und konnte sie rasch in Klartext umsetzen. Es gab keine allzu gute Neuigkeit.
Hatte heute Besprechung mit Gray. Er hat sich gewisse Dateien angeschaut, ich weiß aber nicht welche, da sie jetzt durch Passwortalarm gesichert sind. Mir gegenüber hat er die Auferstehung der Toten erwähnt. Ich habe erfahren, dass er ähnliche Bemerkungen gegenüber anderen leitenden Mitarbeitern gemacht hat. Offenbar klopft er auf den Busch, um zu sehen, wer nach dem Köder schnappt. Daher schicke ich die Warnung per Kurier. Geht weiter nach Plan vor. Ich halte hier die Stellung. Von nun an nur noch Verständigung über Charlie Eins.
Heutzutage hatte man bei der Kommunikation das Problem, dass es buchstäblich unmöglich blieb, sie geheim durchzuführen, solange man moderne Technik benutzte. Spionagesatelliten hatten ihre Augen überall, und bei Faxgeräten, Computern, Handys und Telefonen musste man stets von der
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