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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Möglichkeit einer Überwachung ausgehen. Deshalb war es kein Wunder, dass Terroristen auf Kuriere und handgeschriebene Briefe zurückgriffen. Die Ironie war, dass die moderne Observationstechnik eine Rückkehr zu nahezu steinzeitlichen Methoden erforderlich machte. Charlie Eins war ein kinderleicht anwendbares Verfahren: Verschlüsselte Mitteilungen auf einem Stück Papier, das ein zuverlässiger Bote überbrachte, und das Papier wurde nach Kenntnisnahme vernichtet.
    In aller Kürze sollte die Vorausgruppe des Secret Service in Brennan eintreffen. Kurz darauf landete der Präsident mit Air Force One in Pittsburgh, und der schwerstbewachte Autokorso der Weltgeschichte trat die Fahrt nach Brennan an. Die Gegenseite hätte mancher Zeitgenosse als buntscheckigen Haufen meist über vierzig Jahre alter Männer und einer jungen Frau abqualifiziert. Und doch hätte Captain Jack jederzeit auf seine Truppe gewettet. Er zückte das Feuerzeug und verbrannte den Zettel zu Asche.
    Nach dem letzten Gebet des Tages stand Djamila vor ihrem Badezimmerspiegel und besah sich ihre Gesichtszüge. Heute war ihr vierundzwanzigster Geburtstag; allerdings hatte sie den Eindruck, älter auszusehen. In den letzten Jahren war das Leben schwer für sie gewesen. Nie hatte sie genug gegessen, immer hatte es zu wenig sauberes Wasser gegeben, und in viel zu vielen Nächten hatte sie ohne Dach über dem Kopf geschlafen. Und wenn ringsum Bomben fielen, wenn man von Kugeln umschwirrt wurde, alterte man schneller als unter sämtlichen anderen Umständen. Jetzt hatte sie wenigstens genügend zu essen. Amerika war wirklich so, wie man es ihr erzählt hatte: das Land des Überflusses. Sie haben hier so viel, dachte Djamila. Es ist ungerecht. Es hieß, es gäbe hier Obdachlose und hungernde Kinder, aber das glaubte sie nicht. Es konnte unmöglich wahr sein. Das war nichts als amerikanische Propaganda. Die Amerikaner wollten gern bemitleidet werden. Bei dieser Vorstellung stieß Djamila einen arabischen Fluch aus. Sie bemitleiden?
    Sie war vierundzwanzig Jahre alt, allein und einen halben Erdball von der Weltgegend entfernt, in die sie gehörte. Ihre gesamte Familie war tot. Dahingemordet. Sie spürte, wie ihr die Kehle eng wurde, und sie rang mit den Tränen. Rasch ergriff sie ein Handtuch und presste es sich aufs Gesicht, ließ den kühlen Stoff die Tränen trocknen.
    Als sie die Fassung wiedererlangt hatte, nahm sie Geldbörse und Autoschlüssel zur Hand, verließ die Wohnung und achtete gewissenhaft darauf, die Tür gut abzuschließen.
    Man hatte ihr gesagt, dass immer einer von Captain Jacks Männern den Lieferwagen unter Beobachtung hielt, wenn er irgendwo geparkt stand. Sie konnten es sich nicht leisten, den Wagen stehlen zu lassen. Um ein zweites solches Fahrzeug vorzubereiten, wäre keine Zeit mehr.
    Captain Jack war, so überlegte Djamila, ein sonderbarer Mann. Man traf selten einen Amerikaner, der fließend das Arabische beherrschte. Manches Mal hätte man meinen können, er wäre in Geschichte und Brauchtum des Islam besser bewandert als viele Moslems. Djamila war instruiert worden, allen seinen Anweisungen bedingungslos zu gehorchen. Anfangs hatte sie es als falsch empfunden, Befehle von einem Amerikaner annehmen zu sollen. Doch als sie ihn persönlich kennen lernte, hatte sie sich eingestehen müssen, dass dem Mann eine Aura der Autorität anhaftete, der sie sich nicht verweigern konnte.
    Am Abend mit dem Lieferwagen durch die Gegend zu fahren war für Djamila zu einer Art Ritual geworden. Es entspannte sie nach einem langen Tag als Kindermädchen dreier überaus lebhafter Jungen; außerdem hatte sie Gelegenheit, sich während der Fahrt die für ihre bevorstehende Aufgabe bedeutsamen Straßenzüge und Abkürzungen einzuprägen. Sie durchfuhr Brennans Ortsmitte und kam am Mercy Hospital vorbei. Adnan al-Rimi hatte keinen Dienst, doch sein Anblick hätte Djamila ohnehin nichts gesagt. Sie hatte auch keinen Grund, den Blick nach rechts zu wenden und hinauf zu der Wohnung zu schauen, in der in diesem Moment aus Übungsgründen zwei getarnte M-50-Scharfschützengewehre auf die Klinik gerichtet wurden.
    Während der weiteren Fahrt kam sie an der Autowerkstatt vorüber. Aus Gewohnheit fuhr sie durch die Gasse, in der sich mehrere hohe Tore mit schwarz überstrichenen Fenstern aneinanderreihten. Sie sollte an dem großen Tag die Route durch den Südzipfel des Ortszentrums nehmen und dann Brennan auf der Hauptstraße nach Westen verlassen. Nach dreißig

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