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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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geradewegs in die Fänge laufen?«, rief Reuben.
    »Nein, andersherum«, erwiderte Stone. »Wieso sollte nicht er in unsere Fänge geraten?«
    Alex und Kate schlenderten, ihr Eis in der Hand, hinunter zum Flussufer, ungefähr zu der Stelle, wo hundert Jahre zuvor George Mason einen Fährbetrieb gehabt hatte. Kate deutete auf drei Felsklötze, die nördlich der Key Bridge, gegenüber der Universität von Georgetown, kaum sichtbar aus der Flussmitte ragten.
    »Das ist Three Sisters Island«, sagte Kate. »Nach der Überlieferung sind dort drei Nonnen ertrunken, weil ihr Boot umkippte. Danach sollen sich als Mahnmal ihres Todes und zur Warnung für die Lebenden diese Felsen aus den Fluten erhoben haben.«
    »Ja, die Strömung im Potomac wirkt irreführend ruhig«, meinte Alex. »Nicht dass heutzutage irgendwer drin schwimmen wollte. Bei starkem Regen steigt das Wasser aus den Gullys.«
    »Als die Interstate 66 gebaut wurde, sollte hier eigentlich eine Abzweigung hin, samt Brücke über den Fluss. Sie sollte den Namen Three Sisters Bridge tragen, aber es gab dermaßen viele absonderliche Arbeitsunfälle, dass man das Vorhaben aufgegeben hat. Es heißt, die Geister der Nonnen hätten interveniert.«
    »Glauben Sie solche Geschichten?«, fragte Alex.
    »Es sind schon seltsamere Sachen passiert. Sehen Sie sich doch bloß mal ein paar von den Verschwörungstheoretikern in dieser Stadt an. Die Mehrzahl ist wahrscheinlich verrückt, aber einige behalten recht.«
    »Ich kenne jemanden, der in diese Kategorie fällt. Sein Name ist Oliver Stone. Der Knabe führt zwar nicht unbedingt ein normales Leben, aber er ist schlichtweg brillant.«
    »Oliver Stone? Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Natürlich ist das nicht sein richtiger Name. Ich glaube, damit veräppelt er die Leute, die ihn für einen Spinner halten. Am interessantesten an dem Burschen ist, dass er keine Vergangenheit hat. Wenigstens hab ich nichts gefunden.« Alex lächelte. »Vielleicht ist er schon seit vielen Jahren auf der Flucht.«
    »Hört sich an, als wäre er jemand, den Lucky gern kennen lernen würde.«
    »Also schmeißt sie ihr Höschen immer noch gefährlichen Männern hin?«
    »Was?«, fragte Kate verdutzt.
    »Egal.« Alex schob sich einen Löffel Eiscreme in den Mund und schaute hinüber zur Roosevelt Island. Kate folgte seinem Blick.
    »Möchten Sie darüber sprechen?«, fragte sie schließlich. »Barkeeperinnen sind gute Zuhörer.«
    Alex wies auf eine Sitzbank in der Nähe des Flussufers, und sie nahmen Platz.
    »Also«, sagte er, »mich beschäftigt Folgendes. Dieser Bursche schwimmt zur Roosevelt Island und erschießt sich. Klingt das glaubhaft?«
    »Nun, er lag tot auf der Insel, auf der er und seine Verlobte ihr erstes Date gehabt hatten.«
    »Stimmt. Aber wieso sollte er zu der Insel schwimmen? Warum ist er nicht einfach gefahren oder gelaufen? Es gibt eine Fußgängerbrücke zum Parkplatz der Insel. Und einen Radweg. Nachts klettert man übers Tor, gelangt auf die Insel, füllt sich ab und erschießt sich, ohne sich erst mühselig durch den Potomac zu quälen. Sein Auto ist ein ziemliches Stück entfernt flussaufwärts entdeckt worden, das heißt, er musste lange schwimmen, noch dazu in Straßenkleidung, mit Schuhen und einem Revolver in einer Plastiktüte. Der Mann war doch nicht Mark Spitz.«
    »Aber seine Fingerabdrücke waren auf der Waffe.«
    »Jemandem eine Schusswaffe in die Hand zu drücken und den Abzug zu betätigen ist weder besonders leicht noch allzu klug«, sagte Alex. »Man sieht ungern eine Knarre in der Hand desjenigen, den man umbringen möchte. Aber wenn man ihn vorher betrunken macht…?« Alex zeigte auf seine Füße. »Und seine Schuhsohlen haben mir zu denken gegeben.«
    »Inwiefern?«
    »Es hat Lehm dran geklebt, wie man es erwarten kann, wenn jemand durchs Unterholz gestapft ist. Aber an der Stelle, an der er lag, war ringsherum kein Lehm oder Schlamm zu sehen. Dabei sollte man doch annehmen, dass sich wenigstens ein paar Krümel Erde von den Schuhsohlen lösen. Und seine Klamotten waren mir zu sauber. Bei jemandem, der auf der Insel durchs Gesträuch geht, müssten an der Kleidung Zweige und Blätter haften. Nichts dergleichen. Und wenn er wirklich zur Insel geschwommen wäre, hätte er sich durch die Hecken kämpfen müssen, um auf den Hauptweg zu gelangen.«
    »Das alles passt tatsächlich nicht zusammen«, gestand Kate.
    »Und der Abschiedsbrief in seiner Tasche… Das Blatt war kaum feucht und die Tinte nicht

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