Camel Club 01 - Die Wächter
interessant vor, dass ich sämtliche Artikel gesammelt habe, die ich zu dem Thema finden konnte. Das letzte derartige Ereignis betraf einen Mann mit Namen Adnan al-Rimi.«
»Davon hab ich gelesen«, sagte Milton. »Aber wieso sagst du ›angeblich‹?«
»Bei jedem dieser Vorkommnisse war das Gesicht des Toten ganz oder teilweise unkenntlich, entweder durch Schussverletzungen oder Sprengstoff. Man musste die Leichen anhand der Fingerabdrücke, der DNS oder anderer Merkmale identifizieren.«
Reuben meldete sich zu Wort. »Aber das sind doch ganz normale Verfahren, Oliver. Als ich noch bei der DIA war, haben wir genauso gearbeitet, bloß gab’s damals noch keine DNS-Untersuchungen.«
»Wir wissen von dir, Reuben, dass das NIC mittlerweile als Zentralstelle sämtliche Informationen über Terroristen und deren Aktivitäten hortet«, fuhr Stone fort. »Die Informationen in den Datenbanken, an deren Verwaltung Patrick Johnson beteiligt war, wurden benutzt, um sämtliche toten Terroristen, von denen ich eben sprach, zu identifizieren.« Er hielt für einen Moment inne. »Und wenn nun diese Daten irgendwie von Mr. Johnson gefälscht worden sind?«
Nach längerem Schweigen ergriff Milton das Wort. »Meinst du, er könnte die Daten manipuliert haben?«
»Lasst es mich ganz unverblümt sagen«, erklärte Stone. »Was, wenn Johnson die Fingerabdrücke der Toten anstelle der Fingerabdrücke bestimmter registrierter Terroristen gespeichert hat, sodass die Regierung zu der Schlussfolgerung kommen musste, diese Terroristen hätten den Tod gefunden?«
Caleb riss entsetzt die Augen auf. »Willst du damit andeuten, dass jemand wie Adnan al-Rimi gar nicht tot ist, sondern nur von den amerikanischen Geheimdiensten…«
»Für tot gehalten wird, jawohl«, beendete Stone den Satz. »Im NIC wurde mit seinen Daten reiner Tisch gemacht. Al-Rimi könnte nun überall hingehen und tun und lassen, was ihm gefällt.«
»Insofern ähnelt er einer nicht registrierten Schusswaffe«, sagte Reuben.
»So ungefähr.«
»Moment mal, Oliver«, fuhr Reuben fort. »Da muss es doch Sicherheitsvorkehrungen geben. Damals bei der DIA durften wir keine Änderungen der Dateien vornehmen, ohne bestimmte Maßgaben zu beachten.«
Stone sah Caleb an. »Ein vergleichbares Verfahren ist in der Raritätenabteilung der Kongressbibliothek üblich. Aus naheliegenden Gründen darf die Person, die Bücher kauft, sie nicht in der Datenbank speichern, und umgekehrt. Genau deshalb bin ich auf meinen Verdacht gekommen. Was ist, wenn beide Personen, der Beschaffer und der Verwalter, heimlich unter einer Decke stecken? Und wenn einer von ihnen eine hohe Position einnimmt? Eine sehr hohe Position vielleicht?«
»Willst du etwa darauf hinaus, Carter Gray könnte in die Sache verwickelt sein?«, sagte Reuben. »Jetzt mach aber mal halblang. Man kann über Gray sagen, was man will – ich glaube nicht, dass man seine Treue zum Vaterland anzweifeln darf.«
»Ich habe nicht behauptet, dass wir auf eine bequeme Lösung stoßen, Reuben«, erwiderte Stone. »Wenn nicht Gray, ist vielleicht ein anderer umgedreht worden.«
»Gut möglich«, gestand Reuben ein.
»Aber selbst wenn das alles stimmt«, sagte Milton, »warum wurde Johnson ermordet?«
»Falls die zwei Männer, die wir bei der Liquidierung Johnsons beobachtet haben, dem NIC angehören«, antwortete Stone, »kommen meines Erachtens nur zwei Möglichkeiten in Betracht, berücksichtigt man Johnsons eher bescheidenes Regierungsgehalt und seinen extravaganten Lebensstil. Erstens: Wer ihn bestochen hat, damit er die Dateien fälscht, hat befürchtet, Johnsons unverhältnismäßiger Reichtum könnte zu einer Untersuchung führen; deshalb hat er ihn beseitigt und ihm die Drogen untergejubelt. Zweitens: Vielleicht ist Johnson gierig geworden und hat mehr Geld verlangt, doch statt zu zahlen hat man ihn umgelegt.«
»Und was fangen wir nun an?«, fragte Milton.
»Für mich hätte es Vorrang, am Leben zu bleiben«, bekannte Reuben. »Denn sollte Oliver recht haben, gibt es ’ne Menge mächtige Leute, die größten Wert darauf legen, uns in die Hölle zu befördern.«
»Miltons Identität und sein Wohnsitz sind ohne Zweifel längst aufgeflogen«, sagte Stone. »Was die beiden Kerle angeht, die uns nachstellen, lautet mein Vorschlag: Wir drehen den Spieß um.«
»Und wie?«, fragte Caleb.
Stone klappte die Kladde zu. »Wir kennen Tyler Reinkes Anschrift. Das sollten wir ausnutzen.«
»Du verlangst, dass wir dem Mann
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