Camel Club 01 - Die Wächter
Verbindung zu treten. Das NIC musste abwarten, bis Hemingway selbst es kontaktierte.
Gray legte die Hand in den biometrischen Scanner und erhielt sofort Zugriff auf den Computer des Toten. Er tippte einen Befehl ein und hatte rasch das Ergebnis vorliegen. Tom Hemingway hatte Johnsons Computer benutzt. Als Gray das Zugriffsdatum sah, folgerte er, dass die Nutzung am selben Tag erfolgt war, als Hemingway sich hier mit Jackie Simpson und Alex Ford getroffen hatte. Gray stand vor einem Rätsel. Eigentlich durfte Hemingway gar keine Zugriffserlaubnis für Johnsons Computer haben.
Bedächtig erhob Gray sich vom Stuhl. Er wurde zu alt für seinen Posten. Die Anforderungen wuchsen ihm über den Kopf. Er hatte die Wahrheit die ganze Zeit hindurch dicht vor der Nase gehabt. Es lag nahe, welche Frage ihn nun am meisten quälte: Wo?
Fast augenblicklich fiel ihm die Antwort ein.
Erneut griff Gray nach dem Telefon. Er befahl, den Hubschrauber startklar zu machen, und rief anschließend ein Team seiner zuverlässigsten Agenten zusammen. Dann verließ er eilends Johnsons Arbeitsplatz und durchmaß die Flure des NIC im Laufschritt.
Grays Gespür schrie ihm die Antwort ins Gesicht. Und sein Gespür hatte ihn selten getrogen.
KAPITEL 64
In Alex’ Crown Vic fuhr die Gruppe auf der Route 29 nach Südwesten. Stone und Alex saßen vorn, Jackie und Reuben auf der Rückbank. Alex streifte seinen Beifahrer mit einem Seitenblick. Da fuhr er, ein Secret-Service-Agent, jetzt zu einem möglichen Showdown mit einem Oberschurken, dem es wahrhaftig gelungen war, einen Plan zur Entführung des Präsidenten der Vereinigten Staaten auszuhecken und auch noch erfolgreich durchzuführen, und seine »Rettungsmannschaft« umfasste eine Secret-Service-Anfängerin, einen großen Kerl um die sechzig, den Adelphia einen »Unsteten Stierer« nannte, sowie diesen geheimnisvollen Mann namens Oliver Stone, der auf einem Friedhof arbeitete, momentan als ihr Führer diente und sie alle zu einer Örtlichkeit namens »Mördergrube« brachte. Und falls sie versagten, konnte es das Ende der Welt bedeuten.
Innerlich stöhnte Alex auf. Wir sind schon so gut wie erledigt.
Ungefähr fünfunddreißig Minuten nachdem sie von der Route 29 auf den Highway 211 abgebogen waren, erreichten sie die Kleinstadt Washington in der Rappahannock County, Virginia. Von da an wies Stone ihnen den verschlungenen Weg, und sie setzten die Fahrt bergauf fort, verließen nach und nach das gewohnte Umfeld der Zivilisation. Asphaltstraßen wichen Kieswegen, und Kieswege schlammigen Naturpfaden. Es war unfassbar, dass man nur gut zwei Fahrtstunden von der Hauptstadt der USA entfernt war.
»Was ist denn diese ›Mördergrube‹ für eine Einrichtung?«, wandte Jackie sich von der Rückbank an Stone.
Stone sah sie mit versonnener Miene an, blickte dann aber wieder durch die Frontscheibe nach draußen. »An der nächsten Abzweigung rechts, Alex. Dann verlassen wir die Straße.«
»Straße?«, rief Alex wütend. »Welche Straße? Seit dreißig Kilometern habe ich keine vernünftige Straße mehr gesehen. Die Federung ist jetzt schon im Eimer.«
Inzwischen befanden sie sich mitten in der Berglandschaft, und sie konnten in der Dunkelheit nichts als dichten Wald erkennen.
Stone schaute sich nach Jackie um. »Wie gesagt, die so genannte Mördergrube war ein Trainingszentrum für spezielle CIA-Leute.«
»Ich weiß, was Sie gesagt haben. Was ich wissen möchte: Weshalb nennen Sie es ›Mördergrube‹?«
»Um es kurz zu machen – die Leute wurden dort nicht zu Gutmenschen ausgebildet.«
Jackie schnaubte. »Soll das heißen, die Regierung der Vereinigten Staaten hat dort Killer ausgebildet? Wollen Sie das damit sagen?«
Stone deutete voraus. »Stellen Sie den Wagen dort ab, Alex. Von hier aus müssen wir zu Fuß gehen.«
Alex tat wie geheißen, nahm die magnetische Taschenlampe vom Türpfosten des Crown Vic, öffnete den Kofferraum und verteilte die Ausrüstung, zu der auch Schusswaffen und Nachtsichtgeräte zählten.
Reuben und Stone merkte man auf Anhieb an, dass sie Erfahrung im Umgang mit Waffen hatten.
»Erst drei Dienstzeiten in Vietnam, dann DIA«, erklärte Reuben, als er Alex’ neugierigen Blick bemerkte. »Deshalb weiß ich, wie man mit ’ner Knarre umgeht.«
»Gut«, sagte Alex. Er schaute hinüber zu Stone, der seine Waffe überprüfte. »Kommen Sie damit klar, Oliver?«
»Aber sicher«, antwortete Stone ruhig. Doch insgeheim erschreckte es ihn, nach so vielen Jahren
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