Camel Club 01 - Die Wächter
bevor er fort war, obwohl ich das Gefühl hatte, mir platzt der Schädel.« Kurz betrachtete er die Gruppe der toten Nordkoreaner. »Der Mann ist der reinste Albtraum«, murmelte Alex.
»Er hat uns soeben das Leben gerettet«, sagte Jackie.
»Ach, wirklich?«, entgegnete Alex. »Wahrscheinlich, weil er sich lieber selbst das Vergnügen gönnen will, uns zu massakrieren. Was ich Ihnen vorhin gesagt habe, gilt nach wie vor. Wenn Sie den Mistkerl ins Visier kriegen, erschießen Sie ihn.«
Stone schaute auf die Uhr. »Uns läuft die Zeit davon.«
Am anderen Ende des Flurs stand Hemingway allein im Vorzimmer zu den beiden Zellen, in denen der Präsident und Chastity lagen. Die Gefangenen waren bewusstlos, nachdem er ihnen eine Amnesie verursachende Droge verabreicht hatte, die er ins Abendessen gemischt hatte. Doch sie legten wahrscheinlich keinen Wert darauf, sich daran zu erinnern, was ihnen widerfahren war.
Als jemand die Korridortür öffnete, wich Hemingway in den Schatten zurück.
Gefolgt von seinen Begleitern trat Alex ein. »Hemingway«, rief er, »wir kommen den Präsidenten holen.« Hemingway gab keinen Laut von sich. »Vielleicht wissen Sie nicht, was inzwischen passiert ist, Tom«, fügte Alex hinzu. »Die Scharia-Gruppe hat die Verantwortung für die Entführung übernommen. Im Augenblick richten die Vereinigten Staaten eine atomare Rakete auf Damaskus. Keine drei Stunden mehr, und sie wird gestartet, falls der Präsident bis dahin nicht heil und gesund freigelassen worden ist. Das haben Reinke und Peters Ihnen mitteilen wollen.« Verdutzt schnappte Hemingway nach Luft, bewahrte aber Schweigen. »Tom, ich erzähle Ihnen die Wahrheit«, beteuerte Alex. »Wir stehen vor einem Weltenbrand. Jede moslemische Armee und jede moslemische Terrororganisation bereitet sich zum Angriff auf die Vereinigten Staaten vor. Wir haben DEFCON Eins, Tom. DEFCON Eins! Sie wissen, was das heißt. Es bedeutet, alles geht in die Binsen.« Alex schwieg kurz. »Noch drei Stunden, verflucht noch mal«, rief er dann laut, »und sechs Millionen Menschen müssen sterben.«
Endlich trat Hemingway ins Licht.
»Weshalb sollte die Scharia-Gruppe in die Verantwortung treten?«, fragte er argwöhnisch.
»Sie war nicht so freundlich, darum habe ich es an ihrer Stelle getan«, erklärte Captain Jack, während er zur Tür hereinschlüpfte und seine Pistole an Jackies Schläfe setzte. Er entwand ihr die Dienstwaffe und richtete sie auf die übrigen Anwesenden. »Und nun legt die Waffen weg, oder ihr kriegt eine hübsche Nahansicht des Gehirns dieser jungen Dame zu sehen.«
Nach kurzem Zögern legten Alex, Stone und der verwundete Reuben der Reihe nach die Waffe auf den Fußboden.
»Verdammt, das ist der Kerl, dessen Stimme wir anfangs gehört haben«, flüsterte Reuben seinem Freund zu, doch Stone beachtete ihn nicht. Aufmerksam musterte er Captain Jack.
Während Captain Jacks Blick über die Gruppe schweifte, stutzte er plötzlich und fixierte Stone genauer; doch in diesem Moment lenkte Hemingway ihn mit einer Äußerung ab. »Ich dachte«, sagte er, »wir hätten eine Übereinkunft getroffen.«
Für Alex’ geschultes Auge war Hemingway in einem Zustand geballter, hochgradiger Anspannung.
»Wir hatten eine Abmachung, Tom«, antwortete Captain Jack umgänglich. »Aber dann ging mir von den Nordkoreanern ein besseres Angebot zu. Ich hatte dir ja gesagt, ich mache nur wegen des Geldes mit. Das hätte dir eine deutliche Warnung sein können, Kumpel. Wenn du sie nicht kapiert hast, dann langweile mich nicht mit Vorwürfen.«
»Warum tust du das?«, fragte Hemingway. »Um einen amerikanisch-islamischen Weltkrieg anzuzetteln? Was hätte denn Nordkorea davon?«
»Ist mir doch egal. Die Nordkoreaner haben meinen Preis gezahlt.«
»Wir stehen kurz davor«, sagte Alex, »eine atomare Rakete auf Damaskus abzufeuern.«
Captain Jack musterte ihn geringschätzig. »Ich habe eine Zeit lang für die Syrer gearbeitet. Sie sind genauso blutdürstig wie der Rest der Menschheit. Es ist also wirklich nicht so, dass sie es nicht verdient hätten.«
»Sechs Millionen Menschen«, hielt Alex ihm vor. »Darunter Frauen und Kinder.«
Angeödet schüttelte Captain Jack den Kopf. »Du verstehst es einfach nicht, Freundchen, was?«
»Überall im Bau liegen tote Nordkoreaner«, stellte Hemingway fest. »Glaubst du wirklich, dass dein Plan noch gelingt?«
»Mir bleibt genug Zeit zum Aufräumen, Tom. Nicht weit von hier gibt es einen alten Bergwerksschacht.
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