Camel Club 02 - Die Sammler
bonita an dir gefunden hat«, sagte Bagger. Er hob das Sägemesser. »Also, raus mit dem Namen der Hexe, und sag mir, wo meine Kohle abgeblieben ist. Dann schenke ich dir das Leben. Sonst fang ich mit deinen Eiern an, und anschließend tut’s dann richtig weh. Was darf es sein, Tony? Du hast fünf Sekunden Bedenkzeit. Wenn ich erst mal am Sägen bin, hör ich nicht mehr auf.« Tony stieß einen Laut aus. »Wie bitte? Ich hab’s nicht richtig verstanden.«
»A-Ann …«
»Mach das Maul auf, du kleines Arschloch, ich bin ein bisschen schwerhörig.«
»Annabelle!«, schrie Tony.
»Annabelle?«, brüllte Bagger dermaßen vehement, dass ihm Speichelflöckchen von den Lippen sprühten. »Annabelle wer?«
»Annabelle … Conroy. Paddy Conroys Tochter.«
Langsam senkte Bagger das Messer und entfernte die Hand von Tonys Geschlechtsteilen. Er überließ das Messer einem Gorilla und zupfte sich den Plastikhandschuh von den Fingern. Anschließend stand er auf, ging ans Fenster und schaute hinaus. Keine Sekunde lang verweilte Jerry Baggers Blick auf der toten Carmela, die auf einen seitlich der Tür stehenden Steinlöwen gestürzt war; stattdessen starrte er aufs Meer.
Annabelle Conroy? Er hatte gar nicht gewusst, dass Paddy ein Kind hatte. Doch nun ergab alles einen Sinn. Paddy Conroys Tochter war in seinem Kasino gewesen, hatte ihn zum Narren gehalten und ihn dreister abgezockt, als ihr Alter es je geschafft hatte.
Na gut, Annabelle. Deine Mama hab ich schon abserviert. Jetzt bist du dran.
Er ließ die Knöchel in seinen Fäusten knacken, drehte sich um und sah Tony an, der mit blutigem Mund auf dem Bett lag, eine Hand über die Geschlechtsteile gebreitet, und weinte.
»Was noch?«, fragte Bagger. »Ich will alles wissen. Denk daran, dass du am Leben bleiben möchtest.«
Und Tony erzählte ihm alles, erwähnte zum Schluss sogar Annabelles Rat, sich bedeckt zu halten und nicht sein ganzes Geld an einem Ort zu verschleudern.
»Wahrhaftig, du hättest auf die verfluchte Hexe hören sollen«, sagte Bagger. Er schnippte mit den Fingern. »Also los, Jungs, an die Arbeit. Wir haben nicht den ganzen Tag lang Zeit.«
Ein Gorilla klappte einen schwarzen Kasten auf, den die Männer mitgebracht hatten. In dem Behältnis lagen vier Baseballschläger. Drei teilte der Mann an seine Kollegen aus, den vierten behielt er selbst.
»Aber Sie haben versprochen, wenn ich rede, bleib ich am Leben!«, kreischte Tony, als sie ihn umstellten und die Baseballschläger hoben. »Sie haben’s versprochen!«
Bagger zuckte mit den Schultern. »Stimmt. Und wenn die Jungs mit dir fertig sind, wirst du noch am Leben sein. Gerade so eben. Jerry Bagger steht zu seinem Wort.«
Als er das Schlafzimmer verließ, hörte er den ersten Schlag, der Tonys rechtes Knie zertrümmerte. Bagger pfiff vor sich hin, schloss die Tür, um Tonys Geheul zu dämpfen, und stieg hinunter ins Erdgeschoss, um sich ein Tässchen Kaffee zu gönnen. 6 I
KAPITEL 61
Am folgenden Morgen herrschte in der Kongressbibliothek tatsächlich regelrechter Aufruhr. So kurz nach DeHavens Tod rief Norman Janklows Ermordung im gesamten Gebäude Wogen der Fassungslosigkeit und Bestürzung hervor. Als Caleb an seinem Arbeitsplatz eintraf, waren Polizei und FBI bereits zur Stelle, um das Bibliothekspersonal zu vernehmen. Caleb gab sich alle Mühe, sich auf kurze Antworten zu beschränken. Dass die beiden Beamten der Mordkommission, die ihm die Schlüssel zu DeHavens Haus retourniert hatten, ebenfalls anwesend waren, half ihm wenig. Er spürte, dass sie ihn sehr wachsam beobachteten. Hatte irgendwer ihn vor Jewell Englishs Haus gesehen? Waren dort seine Fingerabdrücke gefunden worden? Und Reuben hätte nach seiner Freilassung genügend Zeit gehabt, um den Mord zu verüben. Wurde auch er verdächtigt? Man konnte es den Polizisten nicht ansehen.
Als Nächstes beschäftigte er sich mit dem Beadle, den Annabelle vorschriftswidrig aus der Bibliothek mitgenommen hatte. Heute hatte Caleb das Buch dabei; es zurück in die Bibliothek zu befördern war relativ einfach gewesen, obgleich Caleb sich noch als nervliches Wrack fühlte. Der Sicherheitsdienst kontrollierte nur die Taschen Gehender, nicht Kommender, und nur Besucher mussten sich durchleuchten lassen. Dennoch ließ die Anwesenheit der Polizei Calebs innere Anspannung anwachsen. Erleichtert atmete er auf, nachdem er seine Aussagen wohlbehalten gemacht hatte, und ließ das Buch vorerst in seinem Schreibtisch verschwinden.
Als
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