Camel Club 02 - Die Sammler
erwachte, rekelte sich, wälzte sich herum und schaute zum Fenster hinaus. Heute war das Wetter genau wie gestern: sonnig und schön, mit einer leichten Brise, die vom Meer hereinwehte und scheinbar keinen anderen Zweck hatte, als alle, die sie erreichte, in wohlige Stimmung zu versetzen.
Er stand auf, wickelte sich ein Laken um die Hüften und schlenderte zum Fenster. Die auf mehreren Morgen Land gelegene Villa, zu der auch ein Sandstrand am Meer gehörte, stand ihm für mindestens ein Jahr zur Verfügung – für diese Dauer hatte er sie gemietet –, aber er dachte längst daran, sie vorzeitig zu erwerben. Das einsame Anwesen hatte einen auf ewig von der See gespeisten Salzwasser-Swimmingpool, einen Weinkeller, einen Tennisplatz und eine Cabana mit einem Tagesbett, das sich für mehr eignete als bloß zum Trockenwerden nach dem Schwimmen, denn er ging selten mit Badehose oder allein ins Wasser. In der Doppelgarage standen für Spritztouren ein Maserati Coupe und ein Ducati bereit. Für insgesamt weniger Geld, als er in L.A. für eine Eigentumswohnung hätte blechen müssen, waren sogar eine Köchin, ein Hausmädchen und ein Gärtner inbegriffen. In dem Bewusstsein, dass er hier sein restliches Leben genießen durfte, atmete er tief ein.
Zwar hatte er Annabelles Mahnung, nicht mit Geld um sich zu werfen, nicht eben gewissenhaft beherzigt, aber das Anwesen war für jemanden mit dem erforderlichen Kies problemlos erhältlich gewesen. Er hatte das Immobilienangebot bereits im Internet gesehen, noch bevor sie »das ganz große Ding« gedreht hatten, Annabelle aber immerhin schon Millionenbeute in Aussicht gestellt hatte. Um eine so bedeutsame Erwerbung in die Wege zu leiten, war es nie zu früh. Und sobald das Haus gemietet war, hatte er natürlich auch das zu diesem Lebensstil passende Spielzeug haben müssen. Er sorgte sich nicht, dass Bagger ihn ausfindig machen könnte. Der Mann hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. In diesem Teil der Welt trieben sich viele junge, reiche Zeitgenossen herum. Es war einfach cool. Er fühlte sich großartig.
Tony hörte Carmela die Steintreppe ersteigen, kehrte aufs Bett zurück und streifte das Laken vom Leib. Sie öffnete die Tür und kam mit einem Tablett herein, auf dem sich sein Frühstück befand. Eines war seltsam: Schon nach dem zweiten Abend seines Aufenthalts hatte sie mit ihm geschlafen, aber sie frühstückte nicht mit ihm. Wahrscheinlich hing es mit ihrem Rang als Hausmädchen zusammen.
»Dos huevos, jugo de naranja, tostada y café con leche«, sagte sie. Ihr spanischer Akzent hatte einen lyrischen Klang.
»Und du.« Tony lächelte und zog sie an sich, nachdem sie das Tablett auf dem Tischchen neben dem Bett abgestellt hatte. Sie küsste seine Lippen und ließ sich von ihm des trägerlosen Nachthemdchens entledigen. Er strich über die zarten Muskeln an ihrem langen braunen Hals, streichelte die großen Brüste; seine Hand glitt über ihren flachen Bauch abwärts und noch tiefer.
»Tu no tienes hambre?«, gurrte sie, rieb den nackten Schenkel an seinem Bein und koste mit dem Mund seinen Hals.
»Hambre nach dir«, sagte Tony und knabberte an ihrem Ohr. Er vollführte eine Drehung und ließ Carmela aufs Bett sinken. Dann nahm er ihre wohlgeformten Beine in die Hände und stellte sich zwischen ihre Schenkel. Mit der Zunge befeuchtete sie ihre Finger und reizte sich damit die Brustwarzen.
»Verdammt, du machst mich loco, Carmela …!«
Sie schwang den Oberkörper aufwärts, packte Tony an den Schultern und zog ihn auf sich hinab.
Die Tür krachte gegen die Wand und verscheuchte dem Paar jede Lust auf Geschlechtsverkehr vor dem Frühstück.
Vier große Kerle traten ein, gefolgt von einem kleineren, aber breitschultrigen Mann in zweiteiligem Anzug und offenem Hemd, der eine teuflische Miene des Triumphs zeigte.
»Hallo, Tony«, rief Jerry Bagger, »schön hast du’s hier. Ehrlich, es gefällt mir. Ganz erstaunlich, was man sich mit fremdem Geld so alles leisten kann, was?« Er setzte sich auf die Bettkante, während die erschrockene Carmela sich mit dem Laken bedeckte. »Ach, Schätzchen, das ist überflüssig«, beteuerte Bagger. »Du bist richtig schnuckelig. Wie sagt man hier? Bonita. Ja, genau. Muy bonita, du Flittchen.« Er winkte einem seiner Gorillas zu. Der Mann hob Carmela vom Bett, trug sie zum Fenster und warf sie hinaus.
Man hörte einen lang gezogenen Schrei und dann einen Aufprall.
Bagger griff sich vom Tablett das Glas Orangensaft und trank es mit
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