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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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tatsächlich einen aktiven Vulkan, der zweimal täglich »ausbrach«, um zwölf und um achtzehn Uhr. Allerdings schoss keine Lava aus dem Krater, sondern eine Wolke aus Gutscheinen für Speisen und Getränke. Da Kasinos Essen und Alkohol praktisch verschenkten, um die Gäste zum Spielen zu animieren, bedeutete diese Großzügigkeit für Jerry Bagger kein großes Opfer. Die täglichen beiden Eruptionen waren ein Publikumsmagnet. Schon frühzeitig stellen sich wahre Menschenmengen an; wenn die Leute ihre Gutscheine zusammengerafft hatten, verspielten sie im Kasino weit mehr Geld, als sie aus dem Bauch des falschen Vulkans jemals an Verzehrgegenwert erhaschen konnten.
    »Typisch Bagger«, meinte Leo. »Er bringt Horden von Schwachköpfen so weit, dass sie sich um solchen Scheiß prügeln und dann im Kasino, wenn sie ’nen vollen Bauch und einen in der Krone haben, ihren letzten Cent verspielen.«
    »Jerry schart Stammgäste um sich, das ist die einträglichste Strategie im Spielhallengeschäft.«
    »Ich weiß noch«, sagte Leo, »wie hier 1978 das erste Kasino eröffnet hat.«
    Annabelle nickte. »Das Resorts International, größer als damals jede Spielhölle in Vegas, ausgenommen das MGM. Mein Vater hat da von Anfang an Abzockerteams eingeschleust.«
    »Umso weniger hätte er später mit dir und mir zurückkommen sollen.« Leo zündete sich eine Zigarette an und deutete auf die Reihen der Kasinopaläste. »Da hat meine Laufbahn begonnen. Das Personal bestand zunächst überwiegend aus Einheimischen. Von einem Tag auf den anderen arbeiteten Krankenschwestern, Müllwagenfahrer und Tankwarte als Kartengeber, am Würfeltisch und als Croupiers. Sie waren so schlecht, dass man sie auf jede erdenkliche Art und Weise bescheißen konnte. Mensch, man brauchte nicht mal zu betrügen, man kam allein durch ihre Fehler an Geld. So blieb es ungefähr vier Jahre lang. Von den Mäusen, die ich damals eingestrichen habe, sind meine beiden Kinder aufs College gegangen.«
    Annabelle sah ihn an. »Deine Familie hast du noch nie erwähnt.«
    »Ja, dagegen bist du ein echtes Plappermaul.«
    »Du hast meine Eltern gekannt. Was hätte ich noch erzählen können?«
    »Ich hatte früh Kinder. Heute sind sie erwachsen und treiben irgendwo auf der Welt wer weiß was, genau wie meine Exfrau.«
    »Hat sie gewusst, wie du dein Geld verdienst?«
    »Nach einiger Zeit kann man es nicht mehr verheimlichen. Gegen das Geld hatte sie nichts, bloß die Art und Weise des Erwerbs war ihr nicht ganz recht. Den Kindern haben wir nie etwas verraten. Ich wollte, dass sie dem Gewerbe so fernbleiben wie nur möglich.«
    »Kluge Entscheidung.«
    »Ja, aber irgendwann wollten sie trotzdem nichts mehr von mir wissen.«
    »Sieh nicht zurück, Leo. Man spürt dabei zu viele alte Wunden.«
    Leo zuckte mit den Schultern; dann grinste er. »Wir waren ganz groß beim Roulette, was? Am Würfeltisch und beim Blackjack kann jeder kleine Taschendieb etwas reißen, aber beim Roulette können nur Profis sich längere Zeit halten. Nirgendwo in einem Kasino kann man dem ganz großen Geld so nahe kommen wie beim Roulette.« Er betrachtete Annabelle voller Bewunderung. »Du warst der beste Claimer, den ich je erlebt habe. Du hattest die aggressive und zugleich die weinerliche Tour drauf. Der Saalchef ist jedes Mal weich geworden. Und immer hast du früher als jeder andere die Dampfwalze kommen sehen.« Als »Dampfwalze« bezeichnete man misstrauisch gewordenes Spielhallenpersonal.
    »Und du warst mit den Karten der beste Trickser, mit dem ich je zusammengearbeitet habe, Leo.«
    »Ich war nicht übel, aber du warst mit den Karten ebenso gut. Manchmal glaube ich, dein Alter hat mich nur bei sich behalten, weil du es so wolltest.«
    »Da überschätzt du meinen Einfluss. Paddy Conroy hat immer nur das getan, was Paddy Conroy in den Kram passte. Und am Ende hat’s ihm in den Kram gepasst, uns übers Ohr zu hauen.«
    »Ja, und uns Bagger zum Fraß vorzuwerfen. Mensch, wenn du nicht so blitzartig geschaltet hättest und wir ihm nicht haarscharf durch die Lappen gegangen wären …« Leo richtete den Blick aufs Meer. »Dann wären wir wohl längst da draußen bei den Fischen.«
    Annabelle nahm ihm die Zigarette aus dem Mund. »Und nachdem wir uns jetzt wegen unserer ruhmreichen Vergangenheit gegenseitig tüchtig auf die Schulter geklopft haben, wollen wir wieder an die Arbeit gehen.«
    Sie hielten auf den Eingang des Kasinos zu, blieben jedoch abrupt stehen. »Lass erst den Viehtransport

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