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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Raritätenabteilung sie erworben hat. Seit Jahren bemühen wir uns, den Restaurationsrückstand aufzuarbeiten. Dieses Exemplar war längst überfällig. Ich vermute, wegen eines verwaltungstechnischen Fehlers. So was kommt vor, wenn man fast eine Million Publikationen unter einem Dach aufbewahrt.«
    »Mir wäre es lieber, die Bücher blieben im Originalzustand.«
    »Nun ja, unser Hauptanliegen ist die Erhaltung. Eben weil wir Bücher restaurieren, steht Ihnen heute dieser Band zur Verfügung.«
    »Ich bin Hemingway mal begegnet.«
    »Ich kann mich erinnern, Sie haben es mir erzählt.« Mehr als hundertmal.
    »Ein uriger Kerl war er, der alte Ernest. Wir haben uns in einem Café in Kuba abgefüllt.«
    »Ja, richtig. Ich erinnere mich. Aber ich will Sie nicht von Ihren Recherchen abhalten.«
    Janklow setzte die Lesebrille auf, legte sich ein paar Blätter Schreibpapier und einen Bleistift zurecht und vertiefte sich in Hemingways abenteuerliche Welt blühenden Vorstellungsvermögens und verknappter Sprache.
    Pünktlich um elf Uhr betrat Oliver Stone den Lesesaal der Raritätenabteilung. Er trug einen zerknitterten dreiteiligen Tweedanzug und benutzte einen Gehstock. Das weiße Haar hatte er überaus ordentlich gekämmt, sein Bart war fein säuberlich gestutzt, und auf der Nase hatte er eine große Sonnenbrille, die ihm etwas Insektenhaftes verlieh. Er ging so gebeugt, dass er zwanzig Jahre älter wirkte. Caleb verließ seinen Schreibtisch, obwohl er den Freund nur mit knapper Not erkannt hatte.
    Als eine der Kolleginnen am Eingang sich Stone näherte, eilte Caleb ihm schleunigst entgegen. »Dorothy, ich kümmere mich darum. Ich kenne den Gentleman.«
    Mit umständlichen Gebärden reichte Stone ihm eine schneeweiße Visitenkarte. »Wie versprochen, Herr Shaw, ich bin da, um die Bücher zu sehen.« Er sprach mit starkem deutschem Akzent, der sehr echt klang.
    Dorothy, die Kollegin am Zugangsschalter, staunte ihn an. »Das ist Dr. Aust«, sagte Caleb zu ihr. »Wir haben uns Vorjahren auf einer Buchmesse kennen gelernt. In Frankfurt, nicht wahr?«
    »Nein, Leipzig«, berichtigte ihn Stone. »Ich weiß es genau, denn es war Spargelzeit, und wenn Spargelzeit ist, esse ich meistens Spargel.« Er lächelte Dorothy zu, die sein Lächeln erwiderte und an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte.
    Plötzlich kam ein anderer Mann in den Lesesaal und blieb bei Stone und Caleb stehen. »Caleb, ich muss mal kurz mit Ihnen reden.«
    Caleb wurde ein wenig blass. »Oh, hallo, Kevin. Äh, Kevin, das ist Dr. Aust aus Deutschland. Dr. Aust, das ist Kevin Philips. Seit Jonathans Ableben ist er diensthabender Leiter der Raritätenabteilung.«
    »Aha, ja, wegen des viel zu frühen Hinscheidens von Herrn DeHaven«, sagte Stone. »Sehr traurig, sehr traurig.«
    »Sie kannten Jonathan?«, fragte Philips.
    »Nur seinen Ruf. Ich halte es für unwiderlegbar, dass er mit seiner Monografie über James Logans metrische Übertragung der Monostichia Catonis zu diesem Thema das letzte Wort gesprochen hat, nicht wahr?«
    Philips setzte eine Miene des Bedauerns auf. »Ich muss gestehen, ich habe sie nicht gelesen.«
    »Diese Lektüre ist sehr zu empfehlen, weil Logans Untersuchung die erste in Nordamerika entstandene Auseinandersetzung mit der europäischen Klassik ist«, klärte Stone ihn freundlich auf.
    »Dann setze ich Logan ganz bestimmt auf meine Leseliste«, beteuerte Philips. »Es ist eine Ironie, aber Bibliothekare finden oft keine Zeit zum Lesen.«
    »Dann belästige ich Sie auf keinen Fall mit einer Bibliografie meiner Werke«, sagte Stone, indem er schmunzelte. »Zumal sie in Deutsch verfasst sind«, fügte er mit einem Kichern hinzu.
    »Da Dr. Aust gerade in der Stadt ist«, erklärte Caleb, »habe ich ihn zu einer Besichtigung unserer Tresorräume eingeladen. Irgendwie sind wir beide spontan auf diesen Einfall gekommen.«
    »Ja, natürlich, wieso nicht«, sagte Philips. »Soll uns eine Ehre sein.« Er senkte die Stimme. »Caleb, haben Sie das über Jonathan erfahren?«
    »Oh ja.«
    »Er hatte schlicht und einfach einen Herzinfarkt.«
    Caleb schielte Stone an, der kaum merklich nickte. »Ja, so ist es wohl gewesen.«
    Philips schüttelte den Kopf. »Meine Güte, und dabei war er jünger als ich. Da wird man wirklich nachdenklich, was?« Er blickte Stone an. »Dr. Aust, soll ich die Führung übernehmen?«
    Stone lächelte und stützte sich gebeugt auf seinen Gehstock. »Nein, Herr Philips, ich sähe es lieber, wenn Sie sich die Zeit nehmen, um die

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