Camel Club 02 - Die Sammler
meinte Stone und deutete auf zwei verbogene Gitterstäbe.
»So was kommt vor, wenn jemand Bücherkarren umherschiebt.«
»Ich lasse Milton wegen des Halon-Systems recherchieren, vielleicht entdeckt er ja noch was«, sagte Stone. »Und Reuben hat aus seiner Zeit beim militärischen Geheimdienst noch alte Bekannte bei der Mordkommission vom D. C. und beim FBI. Ich werde ihn bitten, bei den Leuten bezüglich der Ermittlungen nachzufragen.«
»Wir haben heute Abend in DeHavens Haus ein Treffen mit Vincent Pearl vereinbart. Sollen wir angesichts der veränderten Lage den Termin absagen?«
Stone schüttelte den Kopf. »Nein. Diese Männer können uns aufspüren, Caleb, egal wo wir sind. Wenn wir in Gefahr schweben, will ich die Wahrheit selbst aufdecken, statt zu warten, bis es knallt.«
»Warum bin ich nicht einfach Mitglied in einem friedlichen, langweiligen Buchklub geworden?«, murmelte Caleb, als sie die Tresorräume verließen.
KAPITEL 22
KAPITEL 22
Am Abend fuhren sie in Calebs Chevy Nova zu DeHavens Wohnsitz. Inzwischen hatte Milton zahlreiche Informationen über Brandbekämpfungssysteme gesammelt. Dazu zählte unter anderem, dass »Halon 1301 geruch- und farblos« war und »Feuer durch Sauerstoffentzug, also Verunmöglichung des Verbrennungsprozesses« löschte. »Es verflüchtigt sich schnell und hinterlässt keine Rückstände. Sobald ein Halon-1301-System aktiviert wird, entlädt der Tank sich innerhalb von etwa zehn Sekunden.«
»Kann das Gas tödlich wirken?«, fragte Stone.
»Wenn man lange genug im Einflussbereich bleibt, kann durchaus der Tod durch Ersticken eintreten, je nach Dichte der Gaskonzentration. Auch ein Herzanfall kann die Folge sein.« Stone schaute Caleb vielsagend an. »Nach dem Ergebnis der Autopsie ist DeHaven allerdings an kardiopulmonalem Herzversagen gestorben«, äußerte Milton. »Hätte er einen Herzanfall gehabt, wäre als Todesursache myokardialer Infarkt genannt worden. Ein Herzschlag beziehungsweise Herzinfarkt ist physiologisch einwandfrei erkennbar. So was hätte der Gerichtsmediziner nicht übersehen.«
Stone nickte. »Na gut. Aber zum Ersticken kann es kommen, sagst du.«
»Nachdem ich nochmals mit Caleb darüber gesprochen habe«, antwortete Milton, »bezweifle ich, dass in diesem Fall die Rede davon sein kann.«
»Ich habe mich noch einmal gründlicher über das Halon-130i-System der Bibliothek schlaugemacht«, erklärte Caleb. »Es ist ein KBNS-System. Die Abkürzung steht für ›Keine-beobachtbaren-Nebenwirkungen-Standard‹, eine in der Brandbekämpfung normierte Anforderung. Diese Norm bezieht sich auf das Verhältnis zwischen der zum Feuerlöschen unentbehrlichen Gaskonzentration und dem vorgeschriebenen Grad ihrer Unschädlichkeit für den menschlichen Organismus. Kurzum, bei einem KBNS-System bleibt genügend Zeit, sich aus dem Einsatzbereich des Gases in Sicherheit zu bringen, ehe es sich gesundheitsschädlich auswirken kann. Und selbst wenn es keinen Warnton gegeben hätte, wäre Jonathan auf das Geräusch der Gaseinspritzung aufmerksam geworden. Das Halon konnte ihn unmöglich so schnell umwerfen, dass er nicht hätte entkommen können.«
»Tja, dann sieht’s so aus, als ob meine Theorie über Jonathan DeHavens Tod falsch ist«, gab Stone zu. Er spähte durch die Windschutzscheibe. Sie waren soeben in die Good Fellow Street eingebogen. »Ist das Vincent Pearl?«, fragte Stone.
Caleb nickte. »Wahrscheinlich kann er’s nicht erwarten«, sagte er gereizt, »meine Einschätzung des Psalm Books zu widerlegen.«
Reuben feixte. »Wie ich sehe, hat er die Kutte daheim gelassen.«
»Haltet die Augen offen«, mahnte Stone, während sie aus dem Auto stiegen. »Wir werden ganz bestimmt beobachtet.«
Er hatte recht. Auf der anderen Straßenseite wurde dasselbe Fernglas wie am Vortag auf sie gerichtet, als sie Pearl begrüßten und sich anschickten, ins Haus zu gehen. Zudem hatte der Observator eine Kamera und machte ein paar Schnappschüsse.
Drinnen schlug Stone vor, dass nur Caleb den Antiquar ins Panzergewölbe begleitete. »Es ist ziemlich eng da unten, und wir sind keine Experten«, sagte er zur Begründung. »Wir warten hier oben.«
Caleb blickte Stone mürrisch an, weil es ihm anscheinend wenig behagte, Pearl allein ausgeliefert zu werden. Pearl wiederum maß Stone argwöhnischen Blicks; dann hob er die Schultern. »Ich brauche bestimmt nicht lange, um zu beweisen, dass dieses Psalm Book keine authentische Erstausgabe ist.«
»Lasst euch
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