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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wir nicht vergessen, dass er eine Menge Einfluss und Beziehungen hat.«
    Stone versicherte ihm, vorsichtig zu sein, verabschiedete sich und betrat das Haus. Er brühte sich einen starken Kaffee auf, setzte sich an den Schreibtisch und blätterte in den Kladden. Die Berichte, die er las, beschäftigten sich mit der Ermordung Robert »Bob« Bradleys, des Sprechers des Abgeordnetenhauses, und der fast gleichzeitigen Zerstörung seines Wohnsitzes – ein zeitliches Zusammentreffen zweier Ereignisse, in dem nicht einmal der Naiveste einen Zufall erblicken konnte. Doch allem Anschein nach gab es keinerlei Verbindung zwischen dem unzweifelhaften Mord an Bradley, den eine einheimische Terroristengruppe verübt haben wollte, die sich »Amerikaner gegen 1984« nannte, und dem offenbar natürlichen Ableben Jonathan DeHavens. Das FBI hatte von den »Amerikanern gegen 1984« ein Bekennerschreiben erhalten, in dem es hieß, Bradleys Ermordung sei der erste Schlag ihres Krieges gegen die Bundesregierung gewesen. Die Terroristen hatten weitere Attentate angekündigt; infolgedessen waren in Washington die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden.
    Während er Seiten umblätterte, ließ irgendetwas Stone nicht los, doch was es war, wollte ihm einfach nicht bewusst werden. Bradley war nur kurze Zeit Sprecher des Abgeordnetenhauses gewesen, und zwar nach einem Politskandal, bei dem der vorherige Sprecher sowie der Chef der Mehrheitsfraktion als käuflich entlarvt und im Zusammenhang mit Wahlkampfetats der Geldwäsche überführt worden waren. Normalerweise wäre ein anderer Parteibonze in das Amt des Sprechers nachgerückt, doch weil beide Führungskräfte im Gefängnis saßen, galt es, ungewöhnliche Konsequenzen zu ziehen. Und Bob Bradley, ein resoluter Ausschussvorsitzender mit makelloser Reputation, den man nie im Dunstkreis der hochstehenden Karrieristen seiner Partei herumschleimen gesehen hatte, war der politische Moses geworden, der das Parteivolk aus der an Tretminen reichen Wüste der Korruption führen sollte.
    Den Anfang hatte er gemacht, indem er eine moralische Wende im Abgeordnetenhaus und die Zerschlagung des Lobbyismus ankündigte. Verheißen hatten dergleichen schon viele Politiker, aber während kaum jemand, falls überhaupt einer, es jemals ernsthaft angegangen hatte, war man von Bob Bradley der Meinung gewesen, dass er es schaffen könnte.
    Stone klappte eine andere Kladde auf und widmete sich der Lektüre eines anderen Artikels. Er befasste sich mit Cornelius Behan und schilderte, wie er ohne Geld in der Tasche in die USA gekommen wäre und mit nichts als Fleiß und Geschäftssinn einen internationalen Konzern aus dem Boden gestampft hätte. Rüstungsproduzenten genossen den Ruf – häufig vollauf begründet –, sich wenig um ethische Grundsätze zu kümmern. Kongressmitglieder für politische Gefälligkeiten zu bezahlen war eines der ältesten Spielchen, die man in Washington trieb. Panzer- und Flugzeugfabrikanten verstanden sich darauf so gut wie alle Industriellen.
    Am Ende des Artikels über Behan wurden detailliert zwei riesige Aufträge abgehandelt, die sein Unternehmen sich kürzlich gesichert hatte. Ein Auftrag stammte vom Pentagon und betraf eine neue Generation konventioneller Raketensysteme; bei dem zweiten, von der Regierung erteilten Auftrag ging es um den Bau eines gigantischen neuen Bunkers außerhalb Washingtons, in dem der Kongress im Fall eines kataklystischen Angriffs auf die Vereinigten Staaten Zuflucht suchen sollte. Zwar argumentierten einige Zyniker, angesichts einer solchen, nur aus politischem Versagen erklärbaren Katastrophe wäre die Eliminierung dieser erhabenen Versammlung nicht das Übelste für die Nation, eher ein tröstlicher Nebeneffekt, doch Stone hielt sich mehr an die konservative Ansicht, dass das Land irgendeine Art von Regierung brauchte.
    Bei beiden Aufträgen ging es um Milliarden, und Behan hatte beide erhalten. Wie der Artikel darlegte, hatte er die Konkurrenz in sämtlichen entscheidenden Punkten aus dem Feld geschlagen. Als »könnte Behan ihre Gedanken lesen«, schrieb der Journalist. An das Gedankenlesen glaubte Stone nicht, doch weil er als junger Mann Geheimdienstler gewesen war, glaubte er an die Zweckmäßigkeit der Industriespionage.
    Stone lehnte sich im Sessel zurück und trank Kaffee. Falls Behan den Vorgänger Bradleys in der Tasche gehabt hatte, mochte er es als sinnvoll erachtet haben, den Störenfried zu beseitigen, als Bradley die

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