Camel Club 02 - Die Sammler
Transaktionen hinter mir, Jerry, für mich ist es Routine.« Sie schwieg einen Moment. »Außer dir wollten alle immer bloß wissen: Wie viel, wie viel? Gierige Lumpen!« Sie schwieg nochmals, schien nach Worten zu suchen, obwohl sie alles auswendig gelernt und geprobt hatte. »Du bist der Erste, der mal was für mich tut. Und ich weiß es zu würdigen. Mehr, als du jemals verstehen wirst.« Der letzte Satz enthielt vermutlich die einzige Wahrheit, die sie je in Baggers Gegenwart geäußert hatte.
Sie sahen sich an. Langsam hob Annabelle die Arme und wappnete sich. Sofort drängte Bagger sich an sie.
Sein widerliches Rasierwasser verschlug ihr schier den Atem. Ohne viel Umschweife fanden seine starken Hände den Weg unter ihren Rock und blieben dort. Annabelle duldete es, ertrug stumm das grobe Fummeln. Am liebsten hätte sie ihm das Knie in den Unterleib gerammt.
Nimm dich zusammen, ermahnte sie sich. Du hältst es aus. Du musst es aushalten.
»Oh, Schätzchen«, stöhnte Bagger ihr ins Ohr. »Komm, lass es uns hier tun. Einmal wenigstens, ehe du abreist. Gleich hier auf der Couch. Ich bin verrückt nach dir. Verrückt!«
»Ich glaube dir, Jerry, ich fühl’s an meinem Bein«, sagte Annabelle, als es ihr endlich gelang, sich ihm zu entwinden. Sie rückte ihre Unterwäsche zurecht und strich sich den Rock glatt. »Na schön, mein Hengst, ich sehe, ich kann dir nicht mehr lange widerstehen. Sag mal, bist du schon in Rom gewesen?«
Bagger wirkte verdutzt. »Nein. Wieso?«
»Jedes Jahr, wenn ich meinen allzu seltenen Urlaub habe, miete ich dort eine Villa. Ich rufe dich an und gebe dir alle Einzelheiten durch. Und in zwei Wochen, von heute an gerechnet, treffen wir uns da.«
»Warum in zwei Wochen? Weshalb nicht gleich?«
»Dadurch bekomme ich Zeit, bei meiner neuen Dienststelle anzutanzen und vielleicht die Vierzig-Millionen- Akquisition zu nutzen, um einen besseren Einsatzbereich als Portland herauszuschinden.«
»Aber es bleibt bei meinem Angebot, für mich tätig zu werden. Und ich kann verdammt hartnäckig sein.«
Sinnlich fuhr sie mit einem Finger über seinen Mund. »Zeig mir in Rom, wie beharrlich du bist, Liebling.«
Zwei Stunden später verließ die Vierzig-Millionen- Überweisung das Kasino Pompeji auf elektronischem Wege. Die E-Mail, die Tony als erste an die Betriebszentrale des Kasinos geschickt hatte, war mit einer speziellen Komponente gespickt gewesen, einer ultramodernen Spyware, die es ihm jetzt ermöglichte, von außen auf das Computersystem des Kasinos Einfluss zu nehmen. Mit ihrer Hilfe hatte er das Bankingprogramm mit einem neuen Code infiltriert.
Alle drei vorherigen Überweisungen waren tatsächlich an El Banco del Caribe gegangen, doch als man die 40 Millionen überwies, wurden sie automatisch an eine andere ausländische Bank umgeleitet, auf ein Konto, dessen Inhaberin Annabelle Conroy war. Während es für Baggers Mitarbeiter den Anschein hatte, als wäre das Geld bei El Banco eingetroffen – das Pompeji erhielt automatisch eine elektronische Quittung –, stand schon jetzt unumstößlich fest, dass Bagger keinen Cent davon wiedersah. Die Spyware bildete in Annabelles Plan das Kernstück; nur durch sie ließen sich Baggers Computer manipulieren. Sobald Tony sie etabliert hatte, waren Tür und Tor offen gewesen. Und dann hatte Annabelle ihre Rolle gespielt, in deren Verlauf sie dafür sorgte, dass Geldgier und Lust Bagger weit genug verblendeten, um die beste Methode zum Abzocken anwenden zu können, indem das Opfer die Abzockmethode selbst vorschlug.
In vier Tagen, fast auf die Minute genau, musste Bagger ein bisschen nervös werden, wenn sein Geld ausblieb. Eine Stunde später wurde ihm gewiss mulmig zumute. Und noch eine Stunde später kochte er zweifellos vor mörderischer Wut. Bis dahin waren Annabelle und ihre Kumpane längst mit über 41 Millionen steuerfreien Dollars zur Verschönerung des Lebens über alle Berge.
Dann konnte Annabelle Conroy sich eine Hochseejacht kaufen und den Rest ihres Lebens auf dem Meer verbringen, ohne jemals wieder Hammel scheren zu müssen. Dennoch hatte sie das Empfinden, dass Bagger keine ausreichend schwere Strafe traf, als sie sein Büro verließ, um ihren Koffer zu packen. Doch vor dem Kofferpacken beabsichtigte sie zu duschen, um das Gefühl seiner schmierigen Hände auf ihrer Haut abzuwaschen.
Beim Duschen dachte Annabelle nochmals daran, dass der Verlust des Geldes keine ausreichende Bestrafung jenes Mannes darstellte, von dem ihre
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