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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Es waren jetzt fast sechzig Sammlerstücke. Vor Jahren hatte Seagraves davon geträumt, einmal die hundert zu erreichen, und er hatte einen guten Start vorgelegt, weil es damals viele Leute auf der Welt gegeben hatte, die sein Heimatland lieber tot sah. Doch während der letzten Jahre seiner Tätigkeit hatte sich die Erfolgssträhne merklich abgeschwächt; die Ursache waren eine rückgratlose Regierung und eine noch schlappere CIA-Bürokratie gewesen. Inzwischen hatte er sein ursprüngliches Ziel längst abgeschrieben. Stattdessen zog er Qualität der Quantität vor.
    Jeder geistig gesunde Mensch, dem man die Geschichte dieser Sammelgegenstände erzählte, hätte Seagraves wohl als Psychopathen abgestempelt, der aus Wahn oder Schlechtigkeit Trophäen der Ermordeten sammelte. Nach Seagraves’ Auffassung jedoch war das eine völlig falsche Einschätzung: Für ihn war es eine Geste des Respekts vor einer Person, der man das Kostbarste nahm, was sie besaß. Wäre ein Profi jemals tüchtig genug gewesen, ihn, Seagraves, zu töten, hätte er sich gewünscht, dass auch ein Teil von ihm in einer Vitrine dieses Widersachers geendet wäre. Er hätte es als Ehre betrachtet.
    Er schloss die Kammer zu und kehrte nach oben zurück, um seinen nächsten Schritt zu planen. Er musste sich etwas besorgen. Und da DeHaven jetzt tot und begraben war, war es an der Zeit zu handeln.
     
    Annabelle Conroy saß an der Ecke zur Good Fellow Street in einem Mietwagen. Sie war vor vielen Jahren zum letzten Mal hier gewesen, doch es hatte sich kaum etwas verändert. Man konnte noch immer den modrigen Mief alten Geldes riechen, auch wenn er sich mittlerweile mit dem nicht minder ekligen Odeur neuen Reichtums vermischt hatte. Annabelle allerdings war weder von Haus aus wohlhabend gewesen, noch neureich, was Jonathan DeHavens Mutter Elizabeth stets ein Dorn im Auge gewesen war: Kein Geld, keine Herkunft, hatte sie ihrem Sohn pausenlos vorgehalten, bis es sich ihm so tief einprägte, dass es Elizabeth gelang, ihn zur Scheidung zu nötigen. Annabelle hätte sich dagegen wehren können. Aber welchen Sinn hätte es gehabt?
    Dennoch hegte Annabelle keinen Groll gegen ihren Exmann. In vielerlei Hinsicht war er ein großes Kind gewesen, belesen, freundlich, großmütig und voller Zuneigung. Allerdings hatte er kein Rückgrat besessen und Konflikte gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Für seine allmächtige Mutter und ihr böses Maul war er kein Gegner gewesen. Doch wie viele Söhne konnten sich schon gegen ihre Mutter behaupten?
    Nach der Trennung hatte er Annabelle liebevolle, rührende Briefe geschrieben, hatte sie mit Geschenken überschüttet und ihr beteuert, dass er immerzu an sie dächte.
    Und sie hatte es keine Sekunde bezweifelt. Unehrlichkeit war Jonathans Natur fremd gewesen; für sie hingegen hatte dergleichen etwas Neues bedeutet. Es stimmte, dass Gegensätze sich anzogen.
    Trotz allem hatte er sie nie gebeten, zu ihm zurückzukehren. Doch im Vergleich zu den anderen Männern in ihrem Leben, die sich alle jenseits von Gut und Böse befunden hatten, war Jonathan der Inbegriff der Unschuld gewesen. Er hielt ihre Hand, hielt ihr die Tür, redete mit ihr über wichtige Angelegenheiten im Leben normaler Menschen – eine Welt, die Annabelle als so fremdartig empfand wie einen fernen Stern. Doch Jonathan war es gelungen, ihr diese Welt in der kurzen Zeit ihres Zusammenlebens weniger fremd und fern zu machen.
    Annabelle musste sich eingestehen, dass sie sich während der Ehe geändert hatte. Jonathan DeHaven hatte sich, obwohl immer auf der konservativen Seite des Lebens, auf sie zubewegt, hatte das Leben vielleicht auf eine Weise genossen, die er sich vorher gar nicht hätte vorstellen können. Er war ein guter Mensch gewesen. Es schmerzte Annabelle, dass er jetzt tot war.
    Verärgert wischte sie sich eine Träne ab, die ihr unversehens über die Wange rann. Derartige Gefühle waren ihr unwillkommen und ungewöhnlich für sie. Sie weinte nicht mehr. Sie stand niemandem mehr nahe genug, um Tote zu beweinen. Nicht einmal ihre Mutter. Gewiss, sie hatte Tammy gerächt, sich dabei aber gleichzeitig bereichert. Hätte sie das eine ohne das andere getan? Annabelle wusste es selbst nicht genau. Aber spielte es eine Rolle? Sie hatte fast 17 Millionen auf einem ausländischen Bankkonto liegen, die diese Frage verneinten.
    Sie sah einen grauen Chevy Nova heranrattern und vor Jonathans Haus parken. Vier Männer stiegen aus – die sonderbaren Typen vom

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