Camel Club 02 - Die Sammler
Friedhof, die behaupteten, es fehlte für Jonathans Ableben an einer überzeugenden Todesursache. Doch Annabelle hatte inzwischen endgültig Abschied von Jonathan genommen, und nun wollte sie nur noch eines: endlich einmal durchs Haus gehen, ohne dass der missgünstige Blick Mama DeHavens jeden undamenhaften Hüftschwung ihrer Schwiegertochter beobachtete. Danach wollte sie ein Flugzeug nehmen. Annabelle wollte sich nicht mit Jerry Bagger auf ein und demselben Erdteil aufhalten, wenn dem Mistkerl klar wurde, dass er um 40 Millionen ärmer geworden war, und ehe es zu einer Eruption kam, die jeden Ausbruch seines falschen Vulkans weit übertraf.
Die Lava könnte leicht bis in den D. C. spritzen.
Annabelle schob sich aus dem Wagen und ging auf ein Haus und ein Leben zu, die ihre Bestimmung hätten werden können, wären manche Dinge anders verlaufen.
KAPITEL 30
Nachdem sie Annabelle durchs Erdgeschoss geführt hatten, versammelten sich alle im Panzergewölbe des Kellers. Den kleinen Tresor hinter dem Gemälde öffnete Caleb allerdings nicht. Er hatte nicht die Absicht, noch mehr Leuten das Psalm Book unter die Nase zu halten. Nachdem Annabelle die Büchersammlung in Augenschein genommen hatte, kehrten sie in die Wohnräume zurück, wo sie mit wahrscheinlich deutlicherem Interesse durch die eleganten Zimmer streifte, als sie sich anmerken lassen mochte.
»Sie sind also schon mal hier gewesen?«, fragte Stone.
Sie musterte ihn mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich kann mich nicht erinnern, so etwas erwähnt zu haben.«
»Na ja, weil Sie wussten, dass Jonathan seinen Wohnsitz in der Good Fellow Street hatte, habe ich es angenommen.«
»Die Menschen sollten sich nicht so oft auf Annahmen verlassen, dann wären sie besser dran.« Annabelles Blick schweifte weiter. »Viel hat sich nicht verändert«, sagte sie und beantwortete damit indirekt Stones Frage. »Aber er hat wenigstens ein paar besonders hässliche Möbelstücke abgeschafft. Wahrscheinlich nach dem Tod seiner Mutter. Ich bezweifle, dass so etwas vor Elizabeth’ letztem Atemzug möglich gewesen wäre.«
»Wo haben Sie und Jonathan sich kennen gelernt?«, erkundigte sich Caleb. Sie überhörte die Frage. »Es könnte sein, dass er irgendwann einmal Ihren Namen erwähnt hat, aber ich erinnere mich nicht«, hakte Caleb hartnäckig nach und handelte sich damit einen warnenden Blick Stones ein.
»Susan Farmer. Wir haben uns im Mittleren Westen kennen gelernt.«
»Haben Sie auch im Mittleren Westen geheiratet?«, fragte Stone. Es beeindruckte ihn, dass sie mit keiner Wimper zuckte. Doch sie gab keine Antwort. Stone beschloss, sein Ass auszuspielen. Er holte das Foto aus der Tasche. »Uns wurde erzählt, dass Jonathans Ehe geschieden wurde. Sie haben sich in einem Tonfall über Elizabeth DeHaven geäußert, dass man schließen könnte, Elizabeth hat sich als Anstifterin zur Scheidung betätigt. Jonathan jedenfalls hat dieses Foto behalten. Die Frau auf dem Foto sieht Ihnen bemerkenswert ähnlich. Nach meiner Erfahrung verwahren Männer die Fotos von Frauen nicht ohne triftigen Grund. Ich glaube, was Sie betrifft, hatte Jonathan besondere Gründe.«
Er reichte Annabelle das Foto. Als sie es nahm, zitterte ihre Hand ein wenig, und ihre Augen schimmerten feucht. »Jonathan war ein sehr gut aussehender Mann«, sagte sie versonnen. »Groß, mit dichtem braunem Haar und Augen, bei denen man sich wohlfühlte, wenn sie einen nur anschauten.«
»Darf ich mir die Bemerkung erlauben«, sagte Reuben, indem er ihr näher rückte, »dass Sie heute noch so reizend aussehen wie damals.«
Annabelle schien Reuben nicht gehört zu haben. Sie tat etwas, das sie seit langem nicht mehr getan hatte: Sie lächelte von Herzen. »Das Bild wurde an unserem Hochzeitstag aufgenommen. Es war meine erste und letzte Ehe.«
»Wo haben Sie geheiratet?«, fragte Caleb.
»In Vegas, wo sonst?«, antwortete sie, ohne den Blick von dem Foto zu wenden. »Jonathan war in der Stadt auf einer Buchmesse. Wir fanden uns, blieben zusammen und heirateten. Alles innerhalb einer Woche. Ganz schön verrückt, ich weiß. So hat es jedenfalls seine Mutter gesehen.« Mit dem Finger strich sie über Jonathan DeHavens aufs Papier gebanntes Lächeln. »Aber wir waren glücklich. Zumindest für einige Zeit. Nach der Hochzeit haben wir eine Zeit lang hier bei seinen Eltern gewohnt, bis wir uns eine eigene Bleibe gesucht hatten.«
»Es ist ja auch ein großes Haus«, stellte Caleb fest.
»Es mag sich seltsam
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