Camel Club 02 - Die Sammler
sehr umfangreich.«
»Sie wissen von seiner Sammlung?«, fragte Caleb.
»Jonathan und ich hatten viele Gemeinsamkeiten. Ich bleibe nicht lang in der Stadt. Wie wär’s mit heute Abend?«
»Zufällig sind wir heute Abend sowieso dort«, lautete Stones Antwort. »Wenn Sie in einem Hotel wohnen, können wir Sie abholen.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Wir treffen uns in der Good Fellow Street.« Mit raschen Schritten hielt sie auf ein Taxi zu.
»Hältst du es für klug, diese Frau in Jonathans Haus zu lassen?«, fragte Milton. »Wir kennen sie doch gar nicht.«
Stone zückte nochmals das Foto und zeigte es vor. »Vielleicht kennen wir sie doch. Oder lernen sie bald kennen.« Seine Miene spiegelte Versonnenheit. »In der Good Fellow Street.«
KAPITEL 29
Nachdem hinter verschlossenen Türen vor dem Geheimdienstausschuss des Abgeordnetenhauses die letzten Aussagen gemacht worden waren, tranken Seagraves und Trent in der Cafeteria eine Tasse Kaffee, verließen anschließend das Gebäude und spazierten über das Gelände des Capitols. Da sie im Rahmen ihrer Dienstpflichten viel gemeinsame Zeit verbringen mussten, konnte ein derartiger Spaziergang unmöglich Argwohn erregen.
Seagraves verharrte, um einen Kaugummi auszuwickeln, während Trent sich bückte, um einen Schnürsenkel neu zu binden.
»Sie sind wirklich der Meinung«, fragte Trent, »dieser alte Sack ist ehemaliger CIA-Agent?«
Seagraves nickte. »Dreimal-sechser. Kennen Sie den Haufen, Albert?«
»Nur vom Hörensagen. Meine Vollmachten sind zu beschränkt. Die Agency hat mich wegen meiner analytischen Fähigkeiten angeworben, nicht aufgrund irgendeiner Begabung für den Außeneinsatz. Aber nach zehn Jahren hatte ich die Nase voll.«
Seagraves lächelte. »Ist es besser, in der Politik zu sein?«
»Für uns hat es sich gelohnt.«
Seagraves beobachtete, wie sein Kollege das Dutzend Strähnen auf seinem Kopf ordentlich kämmte, sie ohne Spiegel allesamt fein säuberlich in dieselbe Richtung strich. »Warum scheren Sie sich nicht ’ne Glatze?«, fragte Seagraves. »Viele Weiber stehen heute auf Macho-Look. Und Sie sollten sich bei der Gelegenheit mal ein bisschen in Form bringen.«
»Wenn unsere Karriere vorbei ist, hab ich so viel Geld, dass die Weiber mich nehmen, wie ich bin, egal in welchem Land ich abtauche.«
»Wie Sie meinen.«
»Dieser Dreimal-sechs-Typ könnte uns Schwierigkeiten bereiten. Kann sein, er gehört in die ›Gewitter‹-Kategorie.«
Seagraves schüttelte den Kopf. »Ihn so hoch einzustufen hätte erst recht eine Krise zur Folge. Soviel ich weiß, hat er noch alte Verbindungen. Und wenn ich ihn liquidiere, müsste ich auch seine Freunde beseitigen. Das wäre eine Riesenaktion, bei der ’ne Menge Fehler passieren könnten. Bis jetzt hält er Behan für den Drahtzieher. Erst wenn sich daran etwas ändern sollte, fällt die Wettervorhersage womöglich anders aus.«
»Halten Sie das für eine gute Taktik?«
Seagraves lief rot an. »Sehen wir die Sache doch mal realistisch, Trent. Während Sie sicher hinter Ihrem kleinen, wackeligen Schreibtisch im behaglichen Washington saßen, hab ich meinen Hals in Gegenden der Welt riskiert, bei denen Sie schon in die Hose machen, wenn Sie sie bloß im Fernsehen sehen. Hin Sie weiterhin, was Sie zu tun haben, und überlassen Sie mir die Gesamtplanung. Es sei denn, Sie bilden sich ein, Sie wären in dieser Hinsicht besser als ich.«
Trent versuchte zu lächeln, doch aus Furcht misslang es ihm. »Ich habe Ihre Planung nicht in Frage gestellt.«
»Dann quasseln Sie auch nicht so daher.« Mit einem Mal grinste Seagraves und klammerte einen Arm um Trents schmale Schultern. »Wir sollten uns jetzt nicht streiten, Albert. Dafür läuft die Sache viel zu gut. Stimmt’s?« Er drückte fest zu und ließ erst locker, als er spürte, dass sein Komplize Schmerz empfand. Aus solcher Nähe zu fühlen, dass jemand litt, war zu schön. »Stimmt doch, oder?«
»Voll und ganz.« Trent rieb sich die Schulter. Er sah aus, als kämen ihm gleich die Tränen.
Wahrscheinlich hat er früher auf dem Spielplatz jeden Tag ’ne Tracht Prügel bezogen, ging es Seagraves durch den Kopf. Er wechselte das Thema. »Vier Mitarbeiter des Außenministeriums ermordet. Meine Güte, was für eine originelle Geschichte.« Tatsächlich hatte er einen der Ermordeten sogar gekannt, war früher mit ihm zusammen im Einsatz gewesen. Ein tüchtiger Agent war umgekommen, aber Millionen von Dollars überwogen jede
Weitere Kostenlose Bücher