Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
alles nichts, ein neuer Tag war angebrochen. Und Daggy musste Geld verdienen. Das hübsche Mädchen warf den Morgenmantel über den nackten, makellosen Körper und ging zur Tür.
Neben der massigen Yvonne stand dieser sommersprossige Jüngling, der Daggy schon am Vorabend begegnet war. Sein Gesicht war blass. Er wirkte verängstigt, fahrig und nervös.
Ach du liebes Gottchen, dachte Daggy. Da steht dir ja was bevor.
»Bonjour«, sagte Daggy, wobei sie sich um ein freundliches Lächeln bemühte. »Wie spät ist es eigentlich?«,
»Zwölf vorbei«, sagte Madame vorwurfsvoll. »Du hast Monsieur den Termin von elf Uhr gegeben. Er wartet nun seit einer Stunde!«
»Ich muss baden!«
»Gut, ich werde den Boiler ...«
»O nein, Yvonne, bitte nicht. Ich gehe die paar Meter zum Meer hinunter. Das erfrischt mich!«
Und fort wär sie!
»Kommen Sie, Monsieur«, bat Madame den hochaufgeschossenen Franzosen. »Ich sagte Ihnen ja, dass Daggy etwas sonderbar ist. Ich gebe Ihnen noch einen Drink!«
Wortlos folgte der junge Mann der schnaufenden Frau ins Haus. In der Bar roch es abgestanden nach kaltem Rauch, nach Alkohol, Schminke und Menschen. Die roten Vorhänge waren zugezogen. Blassrotes Licht fiel in den Raum.
Yvonne wollte die Vorhänge aufziehen, doch dann besann sie sich. Sie tat es nicht, sondern knipste die bunten Lichter an. Nun war alles wieder so wie am Abend, wie in den schillernden Nächten. Die Glitzerkugel über der Bartheke drehte sich langsam und spiegelte die Lichter wider.
»Sie waren noch nie bei Daggy?«, fragte sie. Eigentlich war sie nicht neugierig. Die Frage war gestellt, um überhaupt etwas zu sagen. Um die sonderbare Stille zu überbrücken, die im Raum lastete.
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Daggy ist gut«, sagte Yvonne überzeugt.
Der Blonde nickte.
»Sie ist Klasse«, wiederholte sie. »Einsame Spitze, Monsieur. So was wie dieses Mädchen gibt es nicht noch einmal. Daggy kommt seit vielen Jahren hierher. Sie ist eine gute Freundin. Nun ja, es ist nicht billig bei Daggy. Aber sie ist gut!«
»Das interessiert mich alles nicht, Madame!«
Das waren die ersten Worte, die der junge Mann sagte. Yvonne wusste, aus welchen Verhältnissen der junge Franzose stammte. Seine Eltern waren reich. Sie besaßen Weingüter und Fabriken.
Madame sah ihn erstaunt an. Aber sie sagte nichts. Die Lippen des Jungen zuckten ein wenig. Er wirkte noch hilfloser als vorher.
»Es wird schon werden«, sagte Yvonne mitleidig tröstend.
In diesem Augenblick flog die Tür auf. Daggy wirbelte herein. Sie trug weiße Jeans und eine schicke Sommerbluse. Mit Windeseile hatte sie sich nach dem erfrischenden Bad im Meer oben fertiggemacht. Sie wirkte wie das Leben selbst.
»Kommen Sie«, sagte sie zu dem jungen Mann. Gestern hatte sie ihn geduzt. Sie pflegte jedoch die Mehrzahl ihrer Kunden zu duzen. Gestern war sie müde und überreizt gewesen. Heute war alles anders.
Der junge Franzose folgte ihr. Sie gingen hintereinander über den schmalen Pfad, der Haus und Wohnwagen miteinander verband. Dann standen sie in Daggys rollender Behausung.
»Zweihundert Francs wollten Sie mir geben?«, fragte Daggy. »Sie müssen im voraus bezahlen. Ich meine, ich kenne Sie ja nicht!«
Wortlos legte der junge Mann das Geld auf den Tisch. Dann sah er Daggy an. Es war ein Blick, den sie niemals in ihrem Leben würde vergessen können. Da war mit einem Mal etwas ganz anders, das Daggy nicht beschreiben konnte. Ein Gefühl jäher Furcht überfiel sie. Sie war drauf und dran, ihm das Geld zurückzugeben und ihn wegzuschicken.
Doch dazu war es zu spät, denn er begann langsam, aber zielstrebend, sich auszukleiden.
»Sagen Sie mir bitte, waren Sie schon mal bei einer Dirne?«, krächzte Daggy plötzlich hervor. Sie hatte ihre weißen Jeans ebenfalls ausgezogen und sorgfältig abgelegt. Nun stand sie in Bluse und Höschen vor dem hochaufgeschossenen Mann.
Und es war ein Mann. Es war jedenfalls nicht zu übersehen.
»Bitte, stellen Sie keine Fragen«, sagte er höflich und leise. Dann ging er auf sie zu. Er trug nur noch einen Slip.
Dann war er über ihr.
Es ging alles so schnell. Daggy spürte wahnsinnige Schmerzen am ganzen Leib. Der Junge atmete rasch und gehetzt. Eine Riesenfaust schien dem Mädchen den Atem abzuschnüren.
Da begann sie sich zu wehren. Doch dieser Kerl entwickelte ungeahnte Kräfte. Er war wie ein Tier. Seine Hand presste sich auf ihren Mund, während er sie biss. Daggy empfand starke Schmerzen.
Irgendwie
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