Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Daggys Augen glühte es zurück.
»Einen Moment, Herzchen«, sagte sie ruhig. Sie riss sich los. »Ich habe eine Kollegin, die genau das ist; was du suchst. Setz dich brav an ein Tischchen und trinke eine Limonade. Ich bin gleich wieder zurück!«
Damit huschte sie nach oben. Dagmar Conradi fand Luzie in ihrem Zimmer. Sie bereitete sich für ihren nächsten Auftritt vor. Das kräftige Mädchen war dabei, die letzten Pinselstriche aufzutragen.
»Hallo Cherie!«
»Hallo Daggy, was gibt's?«,
»Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte Daggy. »Dieser Knabe ist wieder da!«
»Ach?«, fragte Luzie verblüfft. »Und was habe ich damit zu tun?«,
»Urlaubsvertretung, mein Herz!«
»Bist du wahnsinnig?«,
»Nein Cherie«, entgegnete Daggy. »Hör mir gut zu, ja? Du weißt ja, wie es mir ergangen ist. Ich bin nun mal ein schmales Handtuch. Ich komme gegen diesen Kerl nicht an. Er ist stärker als ein Russe. Aber du übertriffst ihn...«
»Ich habe aber keine Lust, so wie du...«
»Unterbrich mich nicht Luzie!« sagte Daggy streng. »Der Junge braucht einen Denkzettel. Und du wirst ihm diesen verpassen, Herzchen. Denk daran, dass der arabische Tanz gestrichen ist. Du zerspringst ja bald vor Kraft. Zeig es ihm. Gib ihm Saures, Herzchen. Du kriegst bestimmt tausend Francs; und wie ich dich kenne, kannst du das Geld gut brauchen. Denk an deinen Jean, und daran, dass der in Paris gesiebte Luft atmen muss. So ein kleines Extrageld stimmt ihn freundlicher. Ich meine, wenn er rauskommt, könnte es ja sein, dass er ...«
»Schick den Knaben rauf«, sagte Luzie. Entschlossen zog sie die brandrote Perücke über den Kopf, rückte ihren schwarzen Büstenhalter gerade, schaute noch einmal in den Spiegel und stand dann auf. Sie war mächtig groß ...
»Aber lass dir nichts gefallen, Cherie. Es kann sein, dass ...«
»Keine Sorge, ich bin schon mit ganz anderen fertiggeworden!«
Daggy ging. Der sonderbare Mann saß ruhig da. Als Daggy auf ihn zukam, wurde er unruhig, aber sein Gesichtsausdruck war höflich.
»Ich wollte eigentlich dich«, sagte er leise, fast flehend zu Daggy. »Ich hätte ja auch noch mehr bezahlt.«
»Luzie ist gut, Cherie«, versicherte Daggy. »Du wirst es nicht bereuen. Du kommst ganz auf deine Kosten. Also, tausend musst du hinlegen!«
»Wo finde ich das Mädchen?«, fragte er. Da war wieder dieser fiebrige Glanz in seinen Augen, der Daggy nun nicht mehr erschreckte, sondern mit einer fast diabolischen Freude erfüllte.
»Treppe rauf, Gang nach hinten, letzte Tür rechts!«, kommandierte sie burschikos. »Also los, und weine nicht, Jungchen. Vor allem nicht um mich!«
Sie sah ihm nach, spürte einen Hauch von Mitleid und drehte sich dann rasch um.
»Das war doch dieser Kerl?«,
»Ja, meine Liebe!« sagte Daggy ruhig. »Und jetzt kriegt er das, was er braucht. Geh raus in die Küche, halte die Lampe fest, und bitte, sieh zu, dass du keine Pfannen auf dem Herd stehen hast. Denn jetzt kannst du etwas erleben!«
»Mon dieu!«
»Nein, Yvonne, geh nicht nach oben«, sagte Daggy bestimmt. Sie hielt Madame fest. »Jetzt gibt es dort oben einen arabischen Tanz, wie du ihn noch nicht erlebt hast!«
Luzie saß erwartungsvoll auf ihrem hellblauen Plüschhocker. Sie hatte die prallen Beine übereinandergeschlagen. Nach einem zaghaften Klopfen würde die Tür geöffnet.
Der lange Sommersprossige trat ein. Er sah Luzie an, zuerst ein wenig erschrocken, dann lächelnd und schließlich gierig. Luzie saß wie auf einem Tablett. Sie lächelte.
»Na, komm schon, Cherie. Nur keine Hemmungen! Mit Tante Luzie kannst du Fangen spielen. Zieh dich aus. Runter mit den Klamotten!« »Aber ich ...«
»Ach du Armer - du hast Angst, nicht wahr?«, fragte Luzie. Sie ging auf ihn zu. »Komm, ich helfe dir. Zuerst das Hemdknöpfchen. Dann das Höschen. Ach, was bist du süß, Jungchen...«
Und dann ging es los. Seine Kleider flogen im Zimmer umher. Luzie hatte noch keinen gesehen, der sich so rasch ausgezogen hatte, wie dieser Mann. Er fiel über Luzie her.
»Momentchen«, grunzte Luzie.
Er wollte beißen. Aber dazu kam es nicht. Luzie packte ihn, dass er nach Luft schnappte. Er war wie ein Bällchen in ihren Händen.
Unten stand Yvonne auf dem Küchentisch und hielt verzweifelt die schwankende Lampe. Es krachte, polterte. Dann ein paar schreckliche Schreie.
»Armes Kerlchen«, sagte Daggy, wobei sie mit dem Daumen zur Decke wies. Schließlich polterte es auf der Treppe. Ein nacktes langes Etwas stolperte herunter. Es
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