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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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sie holen. Tante Santapace ging hinüber, ebenfalls weinend. »Ach, was hast du angerichtet, Armida …«
    »Gott verzeih mir«, sagte die nur und machte sich auf den Weg: »Komme, was da wolle.«
    Drüben hatten sie unterdessen Onkel Temistocle und seinen Kindern zugesetzt: »Und ihr? Ist es möglich, dass ihr nichts gemerkt habt?«
    »Ich weiß nichts«, »Ich weiß auch nichts.«
    »Aber was heißt hier, du weißt nichts?«, schrie Onkel Adelchi den älteren Bruder mit sich überschlagender Stimme an. »Du hättest auf sie aufpassen müssen! Du warst der Hüter der Peruzzi, wir hatten sie dir anvertraut.«
    »Mir? Und warum hast du sie denn nicht bei dir behalten, hier bei euch, das war schließlich ihr Haus und ihr Podere? Warum habt ihr sie weggeschickt und mir aufgehalst?«
    »Und was hat das damit zu tun, was hat das damit zu tun?«, kreischte Onkel Adelchi wie ein Besessener, die Augen blutunterlaufen. Und sofort fielen Onkel Adrasto und seine Frau Nazzarena ein: »Was hat das damit zu tun? Sie war es, die um jeden Preis hinübergehen wollte, wir hatten es ihr in jeder Weise angeboten, sie soll hierbleiben, stimmt’s nicht, Zelinda?«, wandte er sich an diese, Onkel Iseos Frau.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Tante Zelinda. Sie war Armidas Freundin, beinah Schwester, jedoch – Sie verstehen – sie war zu Gast bei ihnen und fühlte sich verpflichtet.
    Und Onkel Temistocle, der mittlerweile auch rotsah, aber sich noch beherrschte, sagte zu Onkel Adelchi: »Du bist schlau, Adelchi, aber pass bloß auf, blöd bin ich auch nicht.«
    »Aber was heißt hier schlau?«, rief Onkel Adrasto. »Er sagt nur, was richtig ist.«
    »Sei still, du!«, drohte ihm Onkel Temistocle, puterrot im Gesicht.
    Unterdessen war Armida angekommen, zwischen Tante Santapace, die immer noch weinte, und Tanta Clelia, sie dagegen mit hartem Blick wie jemand, der entschlossen ist zu kämpfen, seinen Sohn und das Kind seines Sohnes zu verteidigen: »Komm her, Peruzzi, hier bin ich.«
    »Huuureee«, kreischten da meine Tanten, allen voran Bissola. »Elende Hure, dreckige Nutte.«
    Die Bienen – wuu wuu – flohen nach allen Seiten in ihre Bienenstöcke. »Rette sich, wer kann. Man muss eine Nacht darüber schlafen, summ … summ … «
    Als Großmutter sie zu fassen kriegte, schüttelte sie Armida zwei oder drei Mal an den Armen und am ganzen Körper – unterdessen hatte Tante Zelinda ihre und Armidas Kinder um sich zusammengeschart und führte sie hinter den Bienen her zum Kanal, die Ältesten allerdings, Adria und Onesto, wollten bleiben und weinten, »Meine Mama, meine Mama«, Zelinda aber schleifte sie mit: »Kommt mit, kommt mit!« –, dann ließ Großmutter sie los und schlug ihr einmal heftig ins Gesicht, Armida schwieg, reglos, und Großmutter sagte: »Wer war das? Wer war das, du dreckige Hure?«
    Sie schwieg.
    »Wer war das?«
    Sie schwieg noch immer.
    »Weeer waaaar das …?«
    »Niemand.«
    »Wie, niemand?«, erhob sich der Chor der Schwägerinnen und Schwäger. »Das muss einer von Temistocles Söhnen gewesen sein, gib’s zu!«, schrien Bissola und Onkel Adelchi wie aus einem Mund.
    »Lasst meine Söhne da raus«, brüllte Temistocle wie ein Vieh und griff sich auf dem Tisch eins der Messer vom Schweineschlachten: »Ich war’s! Sag’s ihnen, Armida, dass ich es war! Ich war’s«. »Er war’s, er war’s!«, echote seine Frau, Tante Clelia: »Sag du’s ihnen auch, Armida, dass er’s war!«, die hingegen schüttelte den Kopf. »Ich war’s, und damit basta«, rief Onkel Temistocle mit grimmiger Miene, das Messer in der Hand, »lasst mein Söhne da raus, oder ich richte ein Blutbad an«, und er hielt das Messer nun Adelchi unter den Bauch, die Augen blutunterlaufen.
    »Nein, deine Söhne waren es nicht«, stimmte Onkel Adelchi zu. Dann wandte er sich wieder an Armida: »Wer war’s dann?«
    »Pericle. Das Kind ist von Pericle.«
    »Lass meinen Bruder da raus, du Hure!«, kreischte Tante Bissola: »Ist er dir vielleicht im Traum erschienen, um dich zu schwängern?«
    »Und dir? Wer ist dir denn alles im Traum erschienen?«
    »Aber sie soll doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!« – in Oberitalien – »Was willst du dich mit mir und meinem Bruder vergleichen? Du kannst nicht mal lesen und schreiben, ich bin eine Peruzzi, meine Liebe!«, und Tante Bissola fiel über sie her, versuchte sie auch zu ohrfeigen und kreischte aus Leibeskräften: »Du elende Hure, du Nutte.«
    »Jetzt reicht’s mit den Handgreiflichkeiten«,

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