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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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stimmt nicht, dass das die Deutschen waren, die sie sabotiert oder in die Luft gesprengt haben. Alles Quatsch. Die Deutschen haben nichts angerührt, keine einzige Schleuse oder Schraube. Das waren wir – unsere Techniker –, die die Pumpstationen abschalteten und die wesentlichen Teile mitnahmen und sicher verwahrten. Wir haben unsere Felder wieder unter Wasser gesetzt – verwandelten sie wieder in Sumpf –, um nicht zuzulassen, dass der Feind hier landet und durchzieht. Das ist unsere Geschichte.
    In den Lepiner Bergen – das wissen Sie – leisteten unsere Marokkaner Widerstand gegen die Deutschen, und nicht nur passiven Widerstand. Die Fürstin Caetani indessen – als die Zeiten des Faschistischen Frauenbunds und des Milchkaffees für die Siedler vorbei waren – nahm Agenten des amerikanischen Geheimdiensts OSS bei sich auf, die von der Höhe ihres Schlosses auf dem Berg von Sermoneta aus die Bewegungen in der Ebene beobachteten und die Koordinaten an die feindlichen Bomber weitergaben. Doch es gab auch Sabotageakte und Feuergefechte. Allein auf unserer Seite – von der Seite nach Ciocciara hinüber ganz zu schweigen – waren in Sezze und Sermoneta kleine Partisanenformationen aktiv, die Gruppen Zaccheo und Ficacci, die außer Sabotageakten auch Feuergefechte provozierten, bei denen es Tote und Verletzte gab. Kleinigkeiten, sicher, keine großen Aufmärsche und Schlachten; aber unsere Marokkaner aus den Lepiner Bergen haben den Deutschen Widerstand geleistet, und das ist die Wahrheit und eine historische Tatsache. Wir dagegen – wir cispadanischen Siedler im Agro Pontino – leisteten den Engländern und Amerikanern Widerstand. »Jeder hat seine guten Gründe.« Was soll ich da machen?
    Die Alliierten konnten jedenfalls nicht mehr im Norden landen und Cassino von zwei Seiten her angreifen. Oder so dachten wenigstens die Deutschen: »Die Panzer können schließlich nicht durch Seen oder Sümpfe fahren, und sie werden auch nicht so blöd sein und in Anzio landen, bei dem weiten Weg bis nach Cassino. Nein, nein, die landen nicht mehr«, dachten die Deutschen. »Konzentrieren wir uns auf Cassino.«
    Nun war aber – wie ich Ihnen bereits sagte – Cassino wirklich ein harter Brocken, und als am 12. Januar 1944 die erste Schlacht begann, sagten sich auch die Angloamerikaner sofort: »Verflucht seien die Zorzi Vila, das hier wird ein harter Gang.« Da sagte Churchill: »Weißt du was? Weit weg oder nicht, ich lande in Anzio, so werfe ich den Deutschen erst einmal eine nette Wildkatze zwischen die Füße und mische ihre Etappe auf, und um den Schaden zu beheben, müssen sie Kräfte von Cassino abziehen, während meine Wildkatze einerseits in ihrem Rücken nach Valmontone vordringt, andererseits nach Aprilia-Campoleone und schließlich nach Rom vorrückt, und aus ist es mit Gustav. Ich will sehen, was sie machen, diese Deutschen«, sagte Winston Churchill und rieb sich genüsslich die Hände, »mit meiner Wildkatze zwischen den Füßen.«
    Und so – während der eine sagte »Die landen ohnehin nicht«, der andere dagegen »Jetzt lande ich« – kam es, dass, als die Alliierten am 22. Januar in Anzio landeten, keiner da war, der sie erwartete, es waren kaum Truppen in der Gegend, wenn’s hoch kam ein deutscher Panzer. Im ganzen Agro Pontino waren nur zwei Bataillone von der Gustavlinie, die auf den Höfen entlang der Küstenlinie auf Erholungsurlaub waren. Winterurlaub am Meer. Tausend Mann insgesamt. Oder wenig mehr.
    Die Angloamerikaner dagegen waren fünfzigtausend Mann mit fünftausend Fahrzeugen. Dazu zweiunddreißig Kilometer zu Wasser – dreihundertvierundsiebzig Schiffe, die am laufenden Band Soldaten, Panzer und Kanonen ausspuckten. Das war ein Gedränge an diesem Strand, die mussten sich förmlich stapeln. Und alle dachten: »Wer weiß, was jetzt passiert«, angefangen von dem amerikanischen General, der die Operation Shingle, so hieß die Landung, befehligte.
    Generalmajor John P. Lucas hatte schon viel mitgemacht, sowohl auf Sizilien als auch in Salerno und am Garigliano. Er hatte schon zu viele seiner Leute im Sperrfeuer der Deutschen sterben sehen. »Wer weiß, wie viele es diesmal sein werden! Wer weiß, was wir auch hier wieder durchmachen müssen.« Nie und nimmer wäre ihm in den Sinn gekommen, dass da bei ihrer Ankunft einfach keiner da sein könnte, um sie in Empfang zu nehmen. »Ja, spinnst du? Wer weiß, wo die sich versteckt haben, das sind Deutsche, die sind schlauer und gerissener

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