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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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bamm, badabammm – die vorbereitenden Kanonenschläge. Armida war nun im siebten Monat schwanger, und die Luftangriffe auf die Pontinische Ebene waren immer häufiger geworden. Die Leute sagten, der Bodenkrieg sei schon bis in die Provinz Littoria vorgerückt – nach Formia, Gaeta, Minturno –, und Bombenangriffe waren mittlerweile unser täglich Brot. Oder eigentlich mehr »täglich« als »Brot«, denn selbst auf dem Schwarzmarkt war kein Mehl mehr aufzutreiben, um welches zu backen. Nicht, dass wir im Überfluss gelebt hätten, aber – wie man so sagt – ein bisschen was hatten wir immer noch, und an jenem Tag zu Beginn der Weihnachtszeit waren wir bei meinem Großvater Peruzzi auf dem Podere 517 dabei, ein Schwein zu schlachten.
    Abgestochen. Das Blut in einer Schüssel auffangen für die Blutwurst. Den Körper mit kochendem Wasser übergießen, um die Borsten aufzuweichen und sie entfernen zu können. An den Hinterbeinen aufhängen und mit dem Flaschenzug hochziehen. In zwei Hälften teilen und ausnehmen. Die Därme wieder und wieder mit kochendem Wasser durchspülen. Herunterlassen und zerlegen. Ein paar Bratenstücke zuschneiden. Die Lendenstücke salzen. Den Speck aufrollen. Das ganze Fleisch klein hacken und auf verschiedene Häufchen verteilen: das magerere für die Salami, das andere für den Cotechino. Den Kopf im Ganzen kochen und entbeinen, Fleisch und Knorpel fein hacken für den Presssack. Mussten nur noch die Würste gestopft werden. Wir waren alle da, sowohl die Familie meines Großvaters als auch die von Onkel Temistocle, und in der Nacht zuvor – erzählte Großmutter während des Schweineschlachtens –, in der Nacht zuvor hatte sie wieder von dem schwarzen Mantel geträumt. Nur Tante Clelia und Armida fehlten, vor allem Letztere kam schon eine Weile nicht mehr herüber. »Wieso kommst du denn nie mehr zu mir?«, fragte Großmutter sie vom Karren aus, als sie auf dem Weg ins Dorf bei ihr vorbeikam.
    »Ich habe so viel zu tun«, antwortete Armida, »ich komme schon, ich komme schon«, sagte sie vom Hof aus und lächelte ihr zu. Aber ohne näher hinzugehen.
    »Komm wirklich, hörst du? Du weißt, ich warte auf dich«, sagte Großmutter freundlich, während neben ihr auf dem Karren – nachdem er sich wieder in Bewegung gesetzt hatte – ihre Töchter maulten: »Sagt doch lieber, sie soll wegbleiben.« Alle, mit Ausnahme vielleicht von Tante Santapace, der Frau von Benassi.
    »Redet nicht so!«, schimpfte Großmutter sie. »Sie ist ein feines Mädel. Wärt ihr doch nur so wie sie!«
    »Hä hä hä!«, machten sie. Und – klatsch! – hatten sie eine sitzen.
    An diesem Schlachttag fehlte im Podere 517 jedenfalls der Bindfaden, um die Würste zu binden, und während über unseren Köpfen ein paar deutsche oder RSI -Flugzeuge defekt und stotternd zum Flughafen zurückkehrten, sagte Onkel Temistocle, dass es drüben bei ihnen jede Menge Bindfaden gebe. »Jemand soll hinübergehen, Clelia und Armida wissen, wo er ist.«
    Eine meiner Cousinen ging hinüber, ich weiß nicht mehr, welche. Sie wird etwa zehn Jahre alt gewesen sein. Als sie mit mehreren Knäueln Bindfaden wiederkam, sagte sie unter anderem: »Es sieht ganz so aus, als wäre Tante Armida schwanger, sie konnte sich nur mit Mühe bücken, hielt sich den Rücken, und ich hatte auch den Eindruck, sie wäre ein bisschen dick.« Fehlte nur noch der Ultraschall.
    Sie haben ja keine Vorstellung, was da los war.
    Der Lärm der Bombenangriffe in der Gegend von Cassino hatte wieder eingesetzt und war stärker geworden – bamm, bamm, badabammm –, auch näher, in der Gegend von Anzio und Terracina, aber auch bei Velletri, und da waren ein paar amerikanische Flugzeuge, die auch dort ihre Bonbons abluden: bamm, bamm, badabammm . Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was nun im Podere 517 bei Peruzzi abging.
    Onkel Adelchi zertrümmerte in der Küche sämtliche Stühle am Boden – »Später wird man neue kaufen müssen«, sagte Großvater ganz leise für sich – und schlug heulend mit dem Kopf gegen die Wand. »Was für eine Schande, was für eine Schande«, schrie er, während er mit dem Kopf gegen die Wand schlug. »Was für eine Schandeeee«, heulte und heulte er.
    »Wer war das! Weeeer waaaar das!«, schrien alle anderen miteinander, vor allem die Frauen, aber nicht mit einem Fragezeichen, um zu erfahren, wer das gewesen war, sondern mit einem Ausrufezeichen, wie er sich hatte unterstehen können, der Unselige.
    Großmutter schickte gleich,

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