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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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dem
Anrufer zu sprechen. Das ist gut so, auch wenn man dann immer noch nicht weiß,
mit wem man es zu tun hat. So stotterte ich in meinem holprigen Italienisch los
und fragte, ob ich mit der Person spräche, die das kreativ eingerichtete Zimmer
zu vergeben habe.
    » Sì, sì, das sind wir«, sagte Herr Pronto
und fragte, ob ich Deutsche sei. Das höre er sofort am Akzent, meinte er. »Ich mag
die Deutschen, weil aus Deutschland die besten Dompteure der Welt kommen.«
    »Dompteure? Wofür?«
    »Für Tiger, Löwen, Elefanten, praktisch alle Tiere. Das liegt an der
deutschen Sprache, wissen Sie? Die ist so markant, da traut sich kein Tiger
mehr, auch nur einen Mucks von sich zu geben.«
    »Äh …«
    »Wissen Sie, ein kluger Mensch hat dazu einmal Folgendes gesagt:
›Spanisch ist die Sprache, um mit Gott zu sprechen, Französisch die, um mit den
Männern zu sprechen, Italienisch die, um mit den Frauen zu sprechen, und
Deutsch die, um mit seinem Pferd zu reden.‹ Ab wann brauchen Sie das Zimmer
denn?«, wechselte er abrupt das Thema.
    »Ab Mitte März, würde das gehen?«, beeilte ich mich, seinem
Gedankensprung zu folgen.
    »Gerne, wenn Sie das Zimmer nehmen möchten, machen wir das so. Es
gilt die gesprochene Abmachung. Ich vertraue Ihnen da, die Deutschen sind ja so
korrekt, va bene ?«
    Wir besprachen noch ein paar Details über meine Anreise, die Adresse
und Lage des Palazzos, in dem Herr Pronto, der sich Aldo Grandi nannte, wohnte
und wie ich am besten hinkam.
    »Übrigens«, fügte er am Ende unseres Gespräches nicht ohne Stolz
hinzu, »bei uns im Haus gibt es einen Club, der in ganz Italien bekannt ist:
das Markez . Wenn Sie da reinwollen, müssen Sie sich
schwarz anziehen. So als wollten die sich dort alle selber zu Grabe tragen,
hahaha.«
    Wir lachten amüsiert über unseren schwarzen Humor und
verabschiedeten uns voneinander. Ich war glücklich und freute mich.
    Mailand wartete auf mich.
    Inzwischen bin ich am Ende der Straße angekommen, in der
ich wohne. Ich biege rechts in einen kleinen Hinterhof ein und gehe auf den
flachen, schäbigen Vorbau des zweistöckigen Gebäudes zu. Unter der funzeligen
Außenlampe ist das Gesicht eines Zirkusclowns in Öl verewigt und darunter steht
in geschwungenen Buchstaben der Name der Bewohner: »Grandi«. Ich betätige die
Türklingel darunter.
    »Pronto?«, bellt es blechern durch die
Gegensprechanlage. Aldos Stimme, die mir schon jetzt altbekannt und vertraut
geworden ist.
    »Ich bin’s!«
    Der Türöffner summt und gibt den Weg frei in ein enges, finsteres
Treppenhaus mit ausgetretenen Steinstufen.
    Ich klettere die Stufen hoch, drücke oben die nur angelehnte Tür auf
und stehe direkt im Wohnzimmer der Familie Aldo Grandi.
    Hündin Poppy, eine rotbraune, wuschelige Mischung aus Cockerspaniel
und Pudel, begrüßt mich fröhlich bellend. Im Kamin in der Ecke prasselt ein
Feuer, alle Lampen und Kerzen im Zimmer brennen. Der Raum um uns herum droht
vor antiken Kommoden, Bücher- und Schallplattenregalen sowie einem alten
Grammofon regelrecht zu bersten. Ein Metallbett voller Zierkissen aus aller
Herren Länder dient als Sofa, der Couchtisch davor ist eine Komposition aus
einer riesigen umgedrehten Baumwurzel mit einem runden arabischen Teetablett
darauf. Die Wände sind dicht an dicht mit Bildern behängt, alles Zirkusmotive.
Es ist ein traumhafter, unwirklicher Ort. Seit dem ersten Tag liebe ich es,
hierher »nach Hause« zu kommen.
    »Hallo?«, rufe ich in die Wohnung hinein.
    »Ciao, bella!« Aldo tritt aus der Küche,
aus der bereits der Geruch von gebratenem Knoblauch und Chili weht.
    Wie immer hat er sich eine längst erloschene Pfeife in den
Mundwinkel geklemmt, auf deren Stiel er herumkaut, wenn er am anderen Ende der
Wohnung in seinem Atelier steht und an seinen farbenfrohen Bildern arbeitet. Er
trägt entsprechend bunte, mit glitzernden Perlen bestickte Puschen, die er auf
irgendeinem orientalischen Markt günstig geschossen haben mag. Im krassen
Gegensatz dazu steht sein brauner, aus englischem Wolltuch gefertigter Blazer
mit dem seidenen Einstecktuch in der Brusttasche. Draußen auf der Straße könnte
man den armen Aldo vielleicht für eine entlaufene Witzfigur halten, hier in
dieser Wohnung jedoch nimmt er sich aus wie ein König aus dem Morgenland.
    Freundlich mustert er mich durch die kleine Nickelbrille auf seiner
Nase. »Na, wie war dein Tag?«, fragt er.
    »Leider nicht so erfolgreich«, seufze ich, werfe Jacke und Tasche
kurzerhand in den alten

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