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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Peter gezogen.«
    Ich triumphiere innerlich. Es gibt offenbar doch Gerechtigkeit. Da
habe ich damals im Büro bei Luigi wohl richtig getippt und mit Lidias geheimer
Hauspost eine echte Bombe platzen lassen, freue ich mich.
    »Deswegen«, komme ich zurück zum Anfang, »wolltest du also weg aus
Neapel?«
    »Na ja, vor allem«, Paolo zögert, »wollte ich zu dir. Ich konnte
nicht zulassen, dass wir uns wegen so einer Sache verlieren. Oder wieder verloren haben«, fügt er hinzu.
    Staunend schaue ich ihn an.
    »Ich kann das nicht glauben, Paolo. Du kündigst deinen Job und
kommst hier hochgetuckert, ohne zu wissen, ob ich dich überhaupt noch will?«
    Er zuckt die Schultern.
    »Etwas riskant, nicht?«
    »Wer nicht wagt«, scherzt er, »der gewinnt keine dritte Chance.« In seinen Augen erkenne ich einen Hauch Unsicherheit, als er mich
hoffnungsvoll anschaut.
    »Eine dritte Chance«, wiederhole ich
bitter und schaue dem Regen beim Prasseln auf die Frontscheibe zu.
    »Ja, ich wollte etwas riskieren«, bestätigt er. »Für eine dritte
Chance bei einer Frau muss man wohl einiges aufs Spiel setzen.«
    »Und nun?«, frage ich. »Was willst du hier machen, außer auf mich zu
hoffen?«
    Paolo dreht den Kopf und bedeutet mir, durch die Scheibe hinter dem
Sitz in den Fond des Wagens zu schauen.
    Ich drehe mich um und spähe durch das kleine Fensterchen. Mein Blick
fällt auf Berge von Kaffeetüten, Kisten mit Tassen, Tellern und Besteck, Pakete
mit Zuckertütchen und Amarettini und ganz weit hinten eine hochmoderne, riesige
Kaffeemaschine.
    »Alles Abschiedsgeschenke von meinem Freund Sergio«, informiert mich
Paolo. »Er hat praktisch das Lager mit den Kundenpräsenten für mich geplündert
und mir die Sachen als Aussteuer mitgegeben.«
    »Was willst du damit machen?«, frage ich Paolo überrascht.
    »Eine Kaffeebar eröffnen«, erklärt er schlicht. »Kaffee ist
schließlich das Einzige, was ich kann.«
    »Bei dem schlechten Wetter willst du hier arbeiten?«, frage ich. Das
ist doch der Hauptgrund für die Heimwehattacken aller Italiener in Deutschland.
    »Och«, wehrt er ab, »zu viel Sonne ist auf Dauer auch nichts.«
    »Und wo soll diese Bar sein?«, frage ich weiter
    »Na ja, ganz ohne Beziehungen und Vetternwirtschaft wäre ich nun
auch wieder nicht nach Deutschland gekommen«, meint Paolo gutmütig. »Ich kenne
da den Cousin vom Vater eines Freundes seines Onkels, der in Hamburg ein Lokal
hat und mir ein paar freie Läden zeigen will.«
    Ich schüttele ungläubig den Kopf. »Wahnsinn!«, presse ich hervor.
Mehr fällt mir nicht ein. Ich bin gerade überfordert von dieser Situation.
Aber: Es geht mir gut dabei. »Damit hast du ja alles, was man braucht«, füge
ich scherzend hinzu.
    »Ja, fast.« Paolo zögert. »Was mir noch fehlt, ist meine Traumfrau,
die mit mir morgens einen Espresso trinkt.«
    Er blickt mich treuherzig an.
    Ich atme tief durch und falte geschäftsmäßig die Hände.
    »Wenn du ihn mir morgens ans Bett servierst, wäre ich bereit,
darüber zu verhandeln«, erkläre ich.
    »Der Deal steht«, stimmt Paolo zu, »schließlich komme ich aus Neapel – ich bin Erpressungen gewohnt.«

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