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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Gestalt umgeben von Finsternis.
    Unendlich vorsichtig erhob ich mich.
    Staunend betrachtete ich den Körper des Biestes. Es war muskelbepackt, sein Rücken reichte mir bis an die Brust. Über dem Nacken wölbten sich glänzende Stacheln, die sich über seinen Rücken und den Schwanz fortzogen, wie eine zackige Verlängerung der Wirbelsäule. Das Biest war beeindruckend. Ich hatte keinen Zweifel, dass es sich um Arun handelte.
    Er schlich um meine Beine. Sein Körper war warm und hart. Ich legte eine Hand an seine Flanke, ließ mich in die Hocke sinken und befühlte die Haut mit den Fingerspitzen. Ein Mondstrahl wisperte durch die Zweige und zwischen meinen Fingern leuchteten winzige rotschimmernde Schuppen auf. Ich sog scharf die Luft ein. Sie fühlten sich glatt und edel an wie Metall.
    Sein Knurren rumpelte durch den Wald und ließ meine Hand vibrieren. „Unglaublich“, flüsterte ich.
    Die schiere Kraft seiner Gestalt war atemberaubend. Seine unergründlichen Augen waren auf mich gerichtet, als suche er nach einer Antwort auf eine Frage, die er nicht stellen konnte.
    Ich hob meine Hand und fuhr damit über eines der gebogenen Hörner. „Arun?“
    Das Biest senkte den Schädel. Dann wandte es sich ab und trottete zurück unter die Bäume. Das rote Glühen verlor sich zwischen den Zweigen.
    Kurze Zeit später trat Arun hinter den Tannen hervor. „Ich bin ein Dämon“, sagte er mit einer Stimme, in der das Knurren des Biestes nachklang. „Ein Varuh. Deshalb verbirgt mich die Nacht.“
    Es gab unzählige Gedanken und Fragen, die mir in diesem Moment durch den Kopf polterten, doch keine schaffte es über meine Lippen.
    Arun schritt langsam auf mich zu, bis er direkt vor mir stand. Ein Ausdruck huschte über seine Züge, als ringe er innerlich mit Hoffnung und Furcht.
    „Cara.“ Er sprach meinen Namen aus, als handelte es sich um ein heiliges Gebet. „Erinnerst du dich an mich, Cara?“
    Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung seiner Worte zu mir durchdrang. Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
    „Nein, ich ... wovon sprichst du? Wie könnte ich dich kennen?“
    Arun schluckte, dann hob er ein Hand und ließ seine Fingerspitzen zart über meine Wange gleiten. Er senkte den Kopf und für einen kurzen Moment berührte seine Stirn die meine. „Ich musste dich so lange vermissen“, flüsterte er rau. „Bitte ... bitte sag mir, dass du dich erinnerst.“
    Ein Schmerz erblühte in meiner Brust, als würde mein Herz in tausend Stücke zerreißen, und doch war es mir unmöglich zu sagen, dass ich mich erinnerte, ebenso unmöglich, wie es war, sein Spiegelbild in einer schlammigen Pfütze zu erkennen.
    „Ich ... ich wünschte, ich könnte es“, stammelte ich. „Aber ich weiß nicht, was ...“ Hilflos hob ich die Arme. Den Schmerz in seinem Gesicht zu sehen war zu viel für mich.
    Bevor sich Tränen in meinen Augen sammeln konnten, schloss ich die Lider und schmiegte meine Wange an seine Hand. „Bitte“, flüsterte ich, „bring mich einfach fort von hier.“
    Wie lange wir so standen, kann ich nicht sagen, doch irgendwann glitt seine Hand von meiner Wange und ich spürte, wie der Wind sich um mich sammelte und in meinem Rücken zu einer Gestalt wuchs. Tastende Finger kitzelten meinen Nacken, als er mein Haar anhob. Er schob es zur Seite und trat näher an mich heran.
    „Kupfer“, flüsterte er mit dunkler, rauer Stimme, dass sich die feinen Härchen in meinem Nacken aufstellten.
    Sein Arm lag um meine Schulter und er zog mich an sich. Mein Kopf kam an seiner Halsbeuge zum Liegen. Strähnen seines Haars flüsterten über meine Stirn und kitzelten mein Ohr.
    Bevor ich es wusste, rannen mir die Tränen über die Wangen. Ich schluchzte und klammerte mich an ihn. Woher all die Traurigkeit kam, konnte ich nicht sagen, nur dass sie mich überschwemmte wie eine Flutwelle. Es tat mir leid, bereits damals tat es mir leid, ohne dass ich wissen konnte, was oder weshalb es so war.
    Arun hielt mich, bis ich nicht mehr vor Schluchzern bebte. Dann seufzte er, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und schaute mich an. Seine grauen Augen waren hart und sanft zugleich.
    Wie ein stiller Wasserfall kullerten die Tränen über meine Wangen. Er fing eine Träne mit dem Finger ab. „Monddiamanten“, murmelte er fasziniert.
    Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte meine aufbrausenden Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
    Arun schlang eine Strähne meines Haares um seine Hand und zog daran. „Du wolltest, dass sie

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