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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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mich gehen“, zischte ich. „Ich will ihr helfen.“
    Arun ließ nicht locker. Er presste seine Wange an mein Ohr. „Warte“, sagte er mit einem Knurren in der Stimme. „Warte.“
    Ich biss ihn in die Hand, rammte meine Ferse gegen sein Schienbein, doch seine Umklammerung wurde keinen Deut lockerer.
    „Sieh. Hin.“
    Schwer atmend zwang ich meinen Blick zurück zum Fenster.
    Bardorack starrte auf meine Mutter herab wie auf einen lästigen Gegenstand, den man einst benutzt hatte, der jedoch längst seinen Wert verloren hatte. „Du widerst mich an“, schimpfte er und spuckte aus. „Du brauchst nun bei Nacht nicht mehr zu kommen.“ Ein höhnisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Deine Tochter wird mir Gesellschaft leisten in den langen, kalten Nächten.“
    Ein letzter Tritt, dann wandte Bardorack sich ab und verschwand durch die Tür.
    Die Stimme meiner Mutter war ein heiseres Flüstern. „Nein.“
    Endlich ließ Arun mich los. Ich rannte ums Haus herum, achtete nicht einmal darauf, ob mich jemand sehen würde, stürmte durch die Tür und lief zu ihr.
    Als sie mich sah, rückte sie von mir ab und kam taumelnd auf die Füße. „Was tust du hier, du ungehöriges Balg?“, keuchte sie. „Die Priester suchen dich!“ Sie schrie, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte. „Wie kannst du es wagen, dich vor ihnen zu verstecken? Weißt du nicht, dass sie dich finden werden?“ Schon war sie halb zur Tür gelaufen. „Bardorack!“
    Ich sprang vor, presste Arane die Hand auf den Mund und zog sie zurück in den Raum. „Mutter! Was soll das? Er hat dich geschlagen. Warum rufst du nach ihm?“
    Schmerz zuckte über ihre Züge. Schuldbewusst ließ ich sie los. Ihre Haut hatte sich kalt und klamm angefühlt, ihre Haare standen wild nach allen Seiten ab und in ihren Augen war ein Glanz, der mich um ihren Verstand bangen ließ. Sie stand halb gebückt, die Hände schützend vor ihrem Bauch.
    „Sei doch nicht dumm, Cara“, herrschte sie mich an. „Sie sind die Priester. Warum gehorchst du ihnen nicht? Wie kannst du etwas wie den Aufstieg wegwerfen? Du bist dumm. Dumm wie dein Vater es war!“
    Das saß. Für einen Moment war ich sprachlos, doch dann kam die Wut zurück. „Was hat Bardorack damit gemeint, Mutter? Wohin brauchst du nachts nicht mehr kommen?“ Ich musste es aus ihrem Mund hören, auch wenn es mir in der Seele wehtat, meine Mutter in dieser Lage zu sehen.
    Sie stützte sich an der Wand ab, hielt sich den Bauch und schüttelte verbissen den Kopf.
    „Antworte mir, Mutter. Wovon hat er gesprochen?“
    „Ich habe es für dich getan!“, schrie sie. Ihr Zorn traf mich so unvorbereitet und plötzlich, dass ich zurückwich. „Er wollte dich. Dich! Doch ich habe mich ihm in den Weg gestellt, um dich zu schützen. Ich habe mich für dich zur Hure gemacht.“
    Stille. Ich starrte die Frau an, die mich geboren und aufgezogen hatte, und sah eine Fremde vor mir. Wie konnte sie es wagen, mir die Schuld an ihren Taten zu geben?
    „Wer ist Junas?“, fragte ich mit gezwungener Ruhe.
    Aranes Augen wurden groß. Sie schwankte, als habe sie etwas in die Brust getroffen. Doch sie erholte sich schnell wieder. Ein Finger fuhr hoch und stach nach mir. „Die Dämonen haben dir den Namen zugeflüstert. Gib es zu. Du bist mit ihnen im Bunde! Die Dämonen haben –“
    „Lenk nicht ab, Mutter“, fuhr ich dazwischen. „Wir sprechen über deine Sünden. Wer ist Junas?“
    Tränen liefen ihr über die Wangen. „Dein Vater würde sich schämen dich so zu sehen.“
    Mit aller Willenskraft hielt ich mich zurück. Ich würde meine Mutter nicht schlagen. „Wer ist Junas?“
    Sie schien vor meinen Augen zu schrumpfen. „Ich musste es tun“, wimmerte sie. „Er hat zu laut geschrien. Ich wollte es nicht, aber der Priester hätte ihn sonst gefunden. Ich habe nur dafür gesorgt, dass sie ihn nicht finden können. Niemals.“
    Nun musste ich mich an der Wand abstützen. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Was hast du getan?“
    Die Hände flehend ineinander verschränkt, kam sie auf mich zu. „Ich habe dir das Haar gestutzt, damit sie dich erwählen. Ich wollte ein besseres Leben für dich!“
    „Hör auf mir auszuweichen“, schrie ich. „Gestehe!“
    Sie duckte sich, als hätte ich sie geschlagen, doch der trotzige Ausdruck in ihren Augen blieb. „Wenn ihn jemand entdeckt hätte, hätten sie mich verbrannt und dich gleich mit mir. Es gab nichts, das ich tun konnte.“
    „Wir hätten weggehen können“,

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