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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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worden.
    Über mir knarrte etwas, Staub und Erde rieselten auf mich hinab. Ein Lichtstrahl quetschte sich durch eine winzige Ritze zu meiner Linken. Er fiel auf faules Stroh und verschrumpelte Kartoffeln. Etwas Dickes, Felliges quiekte und stob davon.
    Ich war in einem Haus und das über mir waren die Bodenplanken.
    „Dieses Gör war mir noch nie geheuer.“ Das war Kessandras Stimme. Ich verharrte reglos und horchte. „Nur zu gerne würde ich ihr die verdammten Augen ausstechen“, zischelte die Priesterin. „Dieser … klare Blick … abartig.“
    „Die Schrift besagt, dass sie äußerlich unbeschadet sein muss.“ Das war Walum. Er sprach nur sehr selten, doch wenn er es tat, hatten seine Worte Gewicht.
    Kessandra seufzte. „Es ist absurd. Wie sollen wir ihr beibringen sich zu unterwerfen, wenn wir sie nicht schlagen dürfen?“
    Ich zog erneut an meinen Fesseln, fand sie jedoch absolut unnachgiebig. Bestimmt wollen die Priester, dass ich sie hörte, damit ich Angst bekam. Nun … es funktionierte.
    Die Finsternis machte mir nichts aus. Ebenso wenig die Spinnen und Ratten, die sich hier unten herumtrieben, doch was mir mehr zusetzte, als ich es wahrhaben wollte, war die Enge. Auch wenn ich die Wände und die Decke kaum sehen konnte, überkam mich doch das lauernde Gefühl, dass sie von allen Seiten näher rückten und sich an mich pressten, um das Leben aus mir herauszuquetschen.
    Mein Atem beschleunigte sich. Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Vorstellung loszuwerden, doch es half nicht. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich in einen zu engen Raum gepresst. Ich versuchte krampfhaft mir den Wald vorzustellen, die weiten, schneebedeckten Felder hinter dem Dorf, doch auch das änderte nichts. Ich bekam kaum noch Luft.
    „Unbeschadet soll sie sein“, murmelte Bardorack in diesem Moment, „aber nirgendwo steht, dass sie Jungfrau sein muss.“
    „Ja“, sagte Walum langsam. „Das sollte möglich sein.“
    Kessandra kicherte. „Du glaubst wirklich, diese kleine Hure ist noch Jungfrau?“
    Etwas polterte über mir, als habe jemand seine Faust auf den Tisch geschmettert. „Ihre Mutter hat es mir versichert“, sagte Bardorack mit gepresster Stimme.
    Eiskalte Wut stieg in mir hoch und rang mit meiner Platzangst. Dieser bucklige Aasgeier von einem Priester würde es nicht überleben, wenn er mich anfasste. Lass ihn nur kommen, dachte ich, lass ihn nur kommen, damit ich ihn kastrieren kann.
    Ein Stuhl wurde zurückgeschoben. Die Bodenbretter knackten und warfen Staub auf mein Gesicht.
    „Sollen wir …?“, begann Kessandra.
    „Nein.“ In Bardoracks Stimme klang eine grimmige Freude mit, die mich frösteln ließ. „Bleibt.“
    Über meinem Kopf hob sich ein dickes Brett. Ich biss die Zähne aufeinander und wappnete mich innerlich gegen das, was folgen würde.
    Ein wütendes Brüllen zerriss die Nacht.
    „Was war das?“, stieß Kessandra hervor. „Es hat sich angehört wie ein … Tier.“
    Ich hatte ein rot glühendes Biest vor Augen. „Arun“, flüsterte ich und hoffte entgegen aller Vernunft, dass er mich hören konnte.
    „Still!“, befahl Bardorack. „Das muss der Varuh sein, der sich seit einigen Nächten in den Wäldern herumtreibt.“
    „Ein Dämon?“, keuchte Kessandra erschrocken.
    „Er kann das Dorf nicht betreten“, sagte Walum seelenruhig. „Der Lichtträger hat dafür gesorgt.“
    Ein zweites Mal ertönte das Brüllen.
    Bardorack lachte. „Er scheint das auch eben herauszufinden.“
    „Dennoch“, sagte Walum. „Wir sollten ihn vertreiben.“
    „Das ist wohl wahr“, stimmte Bardorack ihm zu. „Sonst haben wir lauter verschreckte Dorfidioten an unseren Rockzipfeln hängen. Kessandra, bleib hier, bewach das Mädchen.“
    „Nein“, sagte Walum. „Sie kommt mit uns.“
    Zu meiner Überraschung widersprach niemand. Eigentlich hatte ich Bardorack immer für den ranghöchsten der Priester gehalten, doch anscheinend hatte ich mich geirrt. Die drei trampelten über die Planken und aus der Tür.
    Es war schwer einzuschätzen, wie lange ich in der Dunkelheit unter dem Boden kauerte, darauf wartete, dass etwas geschah. Meine Handgelenke brannten wie Feuer, ich konnte einfach nicht aufhören gegen die Stricke zu kämpfen. Ich versuchte sogar in dem beengten Raum auf die Beine zu kommen, um meinen Rücken gegen die Bodenbretter zu drücken, doch ich kam nicht hoch. Ich klammerte meine Hände um den Balken, an den ich gebunden war, rüttelte und zog daran. Nichts rührte sich. Das

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