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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Nacht furchtlos und wild entschlossen meinem Kampf entgegensah. Doch ich verbrachte die meiste Zeit in Aruns Umhang gewickelt im Schutz zweier engstehender Tannen. Zuweilen glitt ich in einen seltsamen Halbschlaf, aus dem ich immer wieder zitternd erwachte. Ich war überzeugt, dass ich den nächsten Tag nicht überleben würde.
    Grimmig scharrte in mit der Ferse in den Tannennadeln.
    Oh, ja. Ich stellte eine große Gefahr für die Priester da. Sie zitterten sicherlich aus Angst vor mir, dem hungrigen, halb erfrorenen Mädchen, das eine Wut in sich trug, die selbst ihre vernünftigsten Gedanken überlagerte. Meine Zähne klapperten unkontrolliert aufeinander. Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Ich zitterte zweifellos.
    Aus dem Dunkel des Waldes löste sich die Gestalt des Dämons. Lautlos glitt er auf mich zu, bückte sich unter den Tannenzweigen hindurch und hockte sich neben mir auf den Boden, die Knie angezogen und die Arme locker darüber gelegt.
    Ich drehte den Kopf und betrachtete sein Profil im schwachen Licht des schimmernden Schnees. Es hatte etwas von einem Raubvogel. Sein Haar verdeckte sein Gesicht wie ein Vorhang. Also hob ich eine Hand und strich es hinter sein Ohr. Arun saß vollkommen reglos, den Blick starr auf seine Stiefel gerichtet.
    Es war so ruhig und friedlich im Wald, dass mir meine eigenen Atemzüge unnatürlich laut vorkamen und das Hämmern meines Herzens falsch und irritierend.
    „Ich sollte fortgehen“, flüsterte ich in die Stille.
    Das ließ ihn aufblicken. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Lippen wurden zu einem dünnen Strich. „Willst du das?“, fragte er knapp.
    Ich holte Luft, biss mir auf die Unterlippe. Aruns Augen leuchteten wie Sturmwolken in der Finsternis. Wollte ich weglaufen, alles hinter mir lassen und niemals zurückblicken? Ich könnte an einen anderen Ort gehen, mir ein neues Leben aufbauen, oder frei im Wald leben, Fallen stellen, lernen mit Pfeil und Bogen umzugehen und … ich schüttelte den Kopf und starrte auf meine Hände.
    „Die Lichtträger und ihre Priester verschwinden nicht einfach. Und so lange es sie gibt, habe ich einen Grund zu hassen und so lange ich hasse … kann ich nichts anderes tun.“ Ich legte eine Hand über meine Augen, schluckte schwer. „Und mein Vater … ich … ich habe mir gewünscht …“
    Zitternd atmete ich aus, drehte den Kopf zu Arun. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte.
    „Nein“, sagte ich nach einer Weile. Ich war an diesen Kampf gebunden. Eine große schwarze Kette lag um meinen Körper und zog mich tief hinab in einen schwarzen Ozean. Und ich hatte keine Wahl als zu sinken, wie damals der goldene Taler auf den Grund des Brunnens, geworfen von meiner eigenen Hand.
    Der Dämon nickte, lehnte den Kopf zurück an den Baumstamm und schloss die Augen. Am liebsten hätte ich genau das in diesem Moment auch getan. Die Augen schließen, schlafen und für einen Moment vergessen, doch sobald meine Lider sich senkten, warteten schäumende Wellen eines finsteren Meeres hinter meinen Lidern.
    „Dabei war ich noch nie am Meer.“
    Erst als Arun den Kopf senkte und mir einen fragenden Blick zuwarf, wurde mir bewusst, dass ich die Worte laut ausgesprochen hatte.
    „Erzähl mir etwas“, sagte ich mit dünner Stimme. Irgendetwas, alles, das mich ablenken würde und das Tosen der Wellen in meinen Ohren zurückdrängte. Ich atmete zitternd ein. „Erzähl mir von dir … Varuh.“
    Arun seufzte. Er hob einen trockenen Ast vom Boden auf und begann ihn langsam und methodisch in kleine Stücke zu brechen, die er zwischen seinen Knien fallen ließ. Seine Stimme schien von weit her zu kommen, als er zu sprechen begann.
    „Es gab eine Zeit, da habe ich die Dunkelheit gefürchtet. Ich erinnere mich nicht mehr, wie es sich anfühlte, doch ich erinnere mich, dass es so war. Nacht bedeutete Gefahr, Schutzlosigkeit, Kälte und Tod.“
    „Du warst ein Mensch?“, fragte ich erstaunt.
    Arun nickte und sein Haar glitt einem Vorhang gleich vor sein Gesicht.
    Ich wollte eine Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, so unwirklich kam er mir vor, doch ich wagte nicht, den Zauber zu brechen, der über dieser Nacht lag. Um uns herum fiel der Schnee lautlos und schwer, bedeckte Äste, Zweige, umgestürzte Bäume, Moos, Tannennadeln und meine Fußspuren. Ein erfrorener Brombeerzweig ragte neben mir aus dem Schnee. Doch mich selbst erreichte keine Flocke. Die dichten Zweige der Tannen über uns hielten sie ab.
    Arun beugte sich vor,

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