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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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auf meine Verbände aus Spinnenweben. Sie glitzerten ebenfalls wie Eis.
    Ich hob den Kopf und betrachtete Evaja, die sich vor den Teich gekniet hatte und in seine Tiefen starrte. „Wie kann ich sie besiegen?“, fragte ich unvermittelt.
    Aruns Kopf fuhr zu mir herum. Er stand etwas abseits, die Augen auf den Nachthimmel gerichtet. Sein Umhang wehte im Wind mit und hob sein Haar mit dem Rhythmus eines riesigen atmenden Wesens an. Er sah besorgt aus und ein wenig überrascht, doch dann zauberte er sein geheimnisvolles Halblächeln auf die Lippen. Ich fühlte, wie mir bei diesem Lächeln warm ums Herz wurde.
    Bis zu diesem Moment hatte ich selbst nicht gewusst, was ich die Mondgöttin fragen würde, was ich zu tun gedachte, doch nun schien der Pfad, der vor mir lag, hell erleuchtet. „Ich will kämpfen, Evaja“, sagte ich mit fester Stimme. „Was kann ich tun?“
    Die Mondgöttin neigte den Kopf, als habe sie eine Aufforderung zum Tanz angenommen. „Es gibt nur eine Waffe, die stark genug ist, sie zu vernichten“, flüsterte sie. „Ein Schwert, geschmiedet aus ihren gläsernen Flügeln.“
    Ich sah meine Hoffnung im Teich versinken. „Aber … man müsste einen von ihnen töten, um an die Flügel zu gelangen. Wie soll ich das schaffen?“
    „Wenn ein Lichtträger getötet wurde, vergehen seine Flügel, sobald die Sonne untergegangen ist und kein Lichtstrahl sie mehr berührt“, beantwortete Evaja eine Frage, die ich nicht gestellte hatte. Sie tauchte ihre Hand in den Teich und als sie sie kurz darauf wieder hob, lag eine fingergroße Laterne in ihrer Handfläche, in der ein grünliches Licht flackerte, kaum größer als das eines Glühwürmchens. „Dieses Irrlicht wird die Flügelscherben erhalten, für neun Nächte. Bis dahin musste du jemanden gefunden haben, der die alte Schmiedekunst und Magie beherrscht.“
    Ich starrte auf die winzige Lampe in meinen Händen und fragte mich, ob die Mondgöttin begriff wie unmöglich es für mich war, einen Lichtträger zu töten. „Ah“, brachte ich hervor, mehr nicht.
    Sie lächelte mich an und in diesem Moment sah sie mehr denn je aus wie ein Kind. Dementsprechend unheimlich erschienen ihre nachtschwarzen Augen. Wie ein Loch ohne Boden oder ein Tor in die Unendlichkeit. „Arun wird dir helfen“, sagte sie in meinem Geist und strich über meinen Arm. Ihre Berührung war glatt und kalt wie ein Flusskiesel.
    Ich schluckte und schaute zurück in diese abgründigen Augen. Vielleicht war ja auch ich diejenige, die etwas Entscheidendes nicht begriff. „Danke“, flüsterte ich.
    Evaja lächelte. „Entschuldigt mich“, sagte sie höflich. „Ich muss noch die Träume eines alten Freundes besuchen.“ Dann erhob sie sich und hüpfte zurück in ihren Teich. Kein Tropfen spritzte auf, die Oberfläche blieb ohne Erschütterung. Es war geisterhaft und wunderschön zugleich.
    Ich erhob mich und ging zu Arun, der noch immer reglos im Schnee harrte. Kaum war ich ihm nahe genug, ergriff er mich. Seine Hände fuhren meine Oberarme auf und ab, als müsse er sich gewaltsam davon abhalten, mich zu packen und fortzuschleifen.
    Da war ein Schmerz in seinen grauen Augen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es erschreckte mich. „Was hast du?“, fragte ich leise.
    Er sagte kein Wort, doch ich hätte schwören können, dass er die Zähne fletschte. Ich hob meine Hand an seine Wange. „He, Dämon“, sagte ich mit einem Lächeln und legte den Kopf schräg. „Würdest du einen Lichtträger mit mir töten?“
    Diesmal war es wirklich ein Knurren, das seiner Kehle entstieg. Sein Griff um meine Arme wurde fester.
    „Arun, was –“
    Im nächsten Moment waren seine Lippen über meinen. Sein Kuss war wild und zügellos und so berauschend, dass ich meine Arme um seinen Nacken schlang und ihn ebenfalls küsste.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte ich wieder an die Oberfläche.
    „Cara.“
    Etwas atemlos öffnete ich die Augen und schaute ihn an. Er lehnte seine Stirn an meine und atmete tief ein. „Bei Tag verliere ich meine Kräfte“, gestand er. „Du musst es alleine tun oder sie in den Wald locken.“
    Ich trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Sie werden niemals in den Wald kommen. Aber … die Weihe findet während der Morgendämmerung statt.“
    Arun nickte grimmig. „Dann haben wir eine Chance.“
    Wie gerne würde ich behaupten, dass wir die ganze Nacht über redeten, diskutierten und Pläne schmiedeten, sie verwarfen, neue erdachten und ich am Ende der

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