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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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schaden konnte, indem ich eine von ihnen wurde? Nein, so naiv war ich nicht. Aber vielleicht konnte ich doch Gutes tun, den Menschen hier helfen, sich aus ihren Fesseln zu befreien. Schließlich hatten sie heute auf mich gehört.
    Ich seufzte schwer.
    Auch wenn ich es entgegen aller Hindernisse schaffen sollte, die Macht der Priester zu brechen, waren da immer noch die Lichtträger und gegen die kam ich niemals an. Davon abgesehen wusste ich gar nicht, wie ich es anstellen sollte, Bardorack und Kessandra zu entmachten, ohne mich und viele andere in dem Prozess umzubringen.
    Wie Fingerspitzen, die immer wieder nach einer alten Wunde tasten, wanderten meine Gedanken zurück zu der ersten Nacht, in der mein Vater gebrannt hatte. Ich war zwar nur sieben Jahre alt gewesen, doch ich hatte verstanden, warum sie ihn umbrachten. Es war ihm beinahe gelungen, die Priester aus dem Dorf zu vertreiben. Wie konnte ich Erfolg haben, wenn er gescheitert war?
    Leise Schritte drangen den Gang hinauf. Ich atmete tief durch und drehte mich zur Tür um. Meine Mutter erschien im Rahmen. Sie hatte sich endlich gewaschen und hielt die Hände sittsam vor einer sauberen Schürze gefaltet.
    „Kann ich dir etwas bringen?“, fragte sie zaghaft.
    Ich sah zu Boden, unfähig Worte zu finden. Zögerlich betrat sie den Raum und blieb schließlich neben mir stehen. Ihre Hand legte sich auf meiner Schulter und bei dieser einfachen Geste wäre ich beinahe in Tränen ausgebrochen.
    Ich schluckte und schüttelte den Kopf. „Mutter, was soll ich tun?“
    Ruckartig zog sie ihre Hand zurück, als habe sie sich verbrannt. Ihre Augen waren schreckensweit. „Cara, du bist erwählt. Das Licht ist nun dein Meister, du darfst mich nicht fragen.“
    Ungläubig sah ich sie an. Schwang tatsächlich Angst in ihrer Stimme mit? Ich erhob mich vom Fensterbrett. „Nein. Arane, wenn ich es nicht will, muss ich keine Priesterin werden. Wir könnten fortgehen.“
    Sie machte einen Schritt zurück und starrte mich an, als hätte ich vorgeschlagen die Kirche abzubrennen. „Du willst mich testen!“ Sie lachte und bei dem hysterischen Laut zog sich mein Herz zusammen. „Du willst meinen Glauben testen. Aber ich bin unverrückbar in meiner Treue. Wir sind unreine Kriecher. Nur das Licht kann uns reinigen, auch wenn wir es nicht verdienen.“
    Der fiebrige Glanz in ihren Augen war beunruhigend. Ich ergriff ihre Hände. Sie waren eiskalt und fühlten sich zerbrechlich an wie die eines Kindes.
    „Arane, bitte. Ich bin es, Cara, deine Tochter. Daran hat sich nichts geändert. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Die Priester werden dir nichts tun.“
    Sie entriss sich meinem Griff und wich zurück. „Mein Glaube ist fest“, keuchte sie. „Ich werde mich nicht zu Schandtaten verführen lassen. Nein. Nein!“, rief sie, als ich mich ihr erneut näherte. „Bleib, wo du bist. Du kannst mich nicht dazu bringen, das Licht zu verraten.“ Rückwärts schob sie sich auf die Tür zu. „Ich muss arbeiten. Die Priester wollen, dass wir hart arbeiten. Und du solltest beten.“ Damit wandte sie sich ab, stürmte förmlich aus meinem Zimmer und schloss die Tür fest zu.
    Ich starrte auf das Holz, versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Reglos stand ich da. Erst als das Licht draußen abnahm und die Schatten länger wurden, hatte ich eine Entscheidung getroffen. Ich würde diesen Ort verlassen. Für immer.
    Leise Flocken rieselten vom Himmel und legten sich auf mein Fensterbrett. Mir war, als würde mir eine unendlich schwere Last von den Schultern genommen. Endlich würde ich frei sein.
    Mit einem Ruck öffnete ich das Fester und ließ die Schneeflocken und die kalte Luft hineinströmen. Ich schloss die Augen und genoss den Geruch des Schnees und der nahenden Nacht. Versprechungen von wohltuender Stille und samtener Dunkelheit.
    Holz knarrte. Ein harter Schlag traf mich am Hinterkopf. Und dann wurde es wahrhaftig schwarz um mich.

Kapitel 6
    Ich kam zu mir mit dröhnenden Kopfschmerzen und einem bitteren Geschmack auf der Zunge. Stöhnend hob ich den Kopf und blinzelte in die Dunkelheit. Sie war so undurchdringlich, als sei ich erblindet.
    Heftig blinzelnd versuchte ich mich zu orientieren. Anscheinend saß ich mit ausgestreckten Beinen an einer Art Holzpfahl. Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, doch meine Hände waren in meinem Rücken gebunden. Grobe Schnüre scheuerten an meinen Handgelenken. Mein gesamter Körper fühlte sich an, als sei ich geschlagen

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