Carinas Todesparties
beide Arme aus und hielt den Revolver oder die Pistole fest. Die Mündung wies auf den Rücken der Carina Colby.
»Rühr dich nicht!«
Sie hatte so laut gesprochen, daß selbst ich ihre Stimme verstand. Und ich vernahm auch die Antwort. »Was willst du, Lucy?«
»Dich!«
Die Colby lachte. »Ich habe dich nicht eingeladen, Lucy. Deine Zeit ist vorbei!«
»Mit James bestimmt. Er kann auch nicht mehr zu mir zurück, weil er tot ist. Bei mir hätte er noch gelebt, aber ein Leben mit dir bringt allen den Tod.«
»Hast du ihn gesehen?«
»Ja, Carina. Er sah schlimm aus. Ich habe auch mit den zuständigen Polizisten gesprochen…«
Ich erschrak. Hoffentlich riß sie sich zusammen und redete keinen Unsinn. Die Colby sollte auf keinen Fall wissen, daß Suko und ich uns hier aufhielten.
»Wie schön für dich. Was haben die Bullen denn gesagt?«
»Sie wunderten sich.«
Carina lachte. »Mehr nicht?«
»Nein.«
»Was sollen sie auch anders machen, als sich zu wundern? Und jetzt bist du zu mir gekommen.«
»Genau. Und ich sehe sehr deutlich, daß ich mich nicht getauscht habe. Ich brauche mich hier nur umzuschauen, um deine Pläne zu durchschauen. Du bist widerlich, Carina. Du hast deine Gäste mißbraucht. Hast sie vergiftet…«
»Irrtum, sie leben noch!«
»Für wie lange?«
Die Colby zeigte sich nicht nervös. Sie lachte sogar. »Das ist in der Tat eine gute Frage. Ich weiß es selbst nicht genau, wie lange sie noch leben. Es kommt auf die Umstände an.«
»Wie sehen die aus?«
»Die werde ich dir nicht verraten!«
Lucy Roscyn ging noch einen Schritt näher. »Du hast mir meinen Mann genommen, Carina. Du hast unsere Ehe zerstört. Du hast mich an den Rand des Abgrunds gebracht. Mein Leben ist nichts mehr wert. Deshalb glaube nur nicht, daß ich dich laufenlasse oder mich nicht überwinden könnte, dich zu erschießen. Ich werde dir sogar, wenn es sein muß, die Kugel in den Rücken jagen. Lange genug habe ich mir darüber Gedanken machen können und nur für meine Abrechnung gelebt. Also tu, was ich dir sage. Ich will deine Pläne erfahren. Weshalb hast du dich an meinen Mann herangemacht? Du hast ihn nicht geliebt. Wahrscheinlich hast du ihn getötet. War es nur sein Vermögen?«
Die Colby winkte ab. »Geld«, sagte sie und drehte sich leicht, so daß sie Lucy anschauen konnte. »Das Geld hat mich nie primär interessiert. Es war eine nette Beigabe, das ist auch alles. Ich habe von den Umständen geredet, und dazu zähle ich das Grundstück, auf dem dieses Haus gebaut wurde.«
»Was ist damit?«
»Es ist etwas Besonderes, das James Colby überhaupt nicht zu schätzen wußte. Wir stehen hier auf magischem und historischem Boden, denn unter der Erde liegt das eigentliche Geheimnis begraben. Ich habe es von Fiona gehört, einer Liliputanerin, die ich vor gut zwei Jahren kennenlernte, als sie mit ihrer Sippe über Land zog und einige Männer ihren Wagen anzündeten. Die Männer waren betrunken, ich konnte sie nicht zurückhalten, aber ich holte Fiona aus den Flammen, und das dankte sie mir. Von nun an blieb sie bei mir, und sie zeigte mir eigentlich erst den richtigen Weg. Ich erfuhr, wie man im Leben vorankommt, daß man die Kräfte nutzen muß, die man nicht sieht, die es jedoch seit langer Zeit schon gibt. Und ich erfuhr, welch ein Geheimnis Fiona umgibt. Sie sieht aus wie ein Mensch, sie ist aber kein Mensch, sondern gleichzeitig ein gefährlicher Dämon, ein Ghoul, wenn dir das etwas sagt.«
»Nein!«
Allmählich wurde es interessant für mich. Ich wußte jetzt auch, daß Kitty und James von einem Ghoul umgebracht worden waren, aber auf eine andere Art und Weise, wie ich es von diesen widerlichen Dämonen gewohnt war.
Die Colby redete weiter. »Wir faßten den Plan, eure Ehe zu zerstören, das schaffte ich auch. Dein Mann fiel auf mich rein, er konnte nicht genug von mir bekommen und ahnte nicht, daß er in meinen Händen nur mehr Wachs war, den ich so formen konnte, wie ich wollte. Als er starb, half ich mit, aber Fiona hat ihm den Rest gegeben und seinen veränderten Körper irgendwo in einen Gullyschacht geschleudert. Ich aber war inzwischen seine Frau geworden und konnte zusammen mit Fiona das Haus und das Grundstück übernehmen. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Ich dagegen suchte mir einen Liebhaber. Ich wechselte sie häufig, meine Parties wurden berühmt, doch das eigentliche Ziel, das Fiona verfolgte, ist erst an diesem Abend erreicht worden. Sie wird es schaffen, all die aus ihren Gräbern zu
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