Carinas Todesparties
Masse, den Ghoul bekam er nicht los. Und von der rechten Seite näherte sich bereits die zweite widerliche Wolke aus Verwesungsgeruch, die den Chinesen überschwemmte.
Der Kopf der Bestie befand sich in Gürtelhöhe. Suko spürte bereits die gefährlichen Zähne, die an seiner Kleidung zerrten und auch in sein Fleisch schlagen wollten.
Er schlug mit seiner Faust auf den weichen Kopf.
Der Ghoul sackte zusammen. Er ließ Suko zwar nicht los, doch der Inspektor bekam einen gewissen Spielraum, so daß es ihm gelang, die Beretta zu ziehen.
Seitlich preßte er die Mündung in die weiche Masse und drückte ab. Der Schuß klang gedämpft, als würde sich ein Schalldämpfer auf der Mündung befinden, aber Suko hatte Erfolg.
Unter und vor ihm wurde die Masse schlaff. Die Wucht der Kugel hatte den grünlichen Schleim auseinandergetrieben, so daß Suko sich wieder frei bewegen konnte und sofort nach rechts schaute, wo die zweite Wolke herkam.
Er hatte die kleine Lampe nicht verloren und konnte in die Richtung leuchten.
Seine Augen wurden groß vor Überraschung. Er sah nicht nur einen Ghoul, auch eine andere Person, und das war ein Mensch. Ein junger, blonder Mann, der Lederkleidung trug und wie tot auf dem Boden lag.
Der Ghoul hockte über ihm.
Suko schoß.
Die geweihte Silberkugel hieb in die schwammige Masse. Sie fetzte sie auf und riß sie fast auseinander. Die einzelnen Teile klatschten bis gegen die Wände, wo sie festhingen und dann als breite Lachen nach unten rutschten.
Das war erledigt.
Trotzdem verließ Suko den Tunnel nicht. Er kroch auf den jungen Mann zu, packte ihn unter beide Achselhöhlen, rief ihn an, doch er bekam keine Reaktion.
Also schleppte Suko den Mann zurück.
Bis er Johns Stimme hörte, sich umdrehte und in die Höhe schaute. Ich lag auf dem Bauch. Es war die beste Möglichkeit der Gewichtsverteilung, sonst wäre ich noch voll eingebrochen und hätte mehr zerstört als gerichtet.
»John, nimm ihn!«
Ich streckte Suko meine Arme entgegen, und er hievte den blondhaarigen Mann hoch. Mit meinen beiden Händen umklammerte ich die Gelenke und zog, während Suko den Körper nachschob. So bekamen wir den Mann wieder frei.
Erst jetzt konnte ich mich näher um ihn kümmern, untersuchte ihn und stellte fest, daß er nicht tot war. Er war nur völlig erschöpft, atmete saugend, keuchte und mußte sich dabei auch übergeben. Ich zog ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone und legte ihn neben einem Weidenbusch nieder. Suko kletterte inzwischen aus dem eingebrochenen Tunnel.
Etwas schwankend kam er zu mir und nickte mir zu. »Das war knapp für ihn.«
»Und die Ghouls?«
»Ich habe zwei erledigen können.« Er hatte seine kleine Lampe wieder genommen und strahlte in die Runde.
Der Boden war an einigen Stellen aufgebrochen und wies große Löcher auf. Einen Ghoul jedoch sahen wir nicht. Falls noch welche vorhanden waren, hielten sie sich zurück.
»Die sind wie Maulwürfe!« kommentierte Suko und schüttelte den Kopf.
»Maulwürfe räuchert man aus, aber was macht man mit Ghouls?«
»Keine Ahnung.«
Wir warteten, denn wir gingen beide davon aus, daß noch mehr dieser Wesen hochkommen würden, falls sie überhaupt vorhanden waren. Keiner ließ sich blickcn. Sie hatten sich alle zurückgezogen, oder es waren tatsächlich nicht mehr gewesen.
Mittlerweile hatte sich auch der von uns gerettete junge Mann wieder erholt. Wir hörten ihn ächzen, er wollte auch etwas sagen, doch diesem Krächzen konnten wir nichts entnehmen.
»Langsam langsam«, sagte ich. »Alles der Reihe nach.« Ich erkundigte mich anschließend, wer er war.
»Ich war der größte Trottel, denn ich habe mich von dem verdammten Weib kaufen lassen.«
»Carina Colby?«
»Ja, ich war ihr Geliebter. Stellt euch das vor. Sie hat mich eingelullt.«
»Und jetzt?«
»Als sie merkte, daß ich nicht so wollte, ließ sie ihre Freundin auf mich los. Fiona, einen Ghoul. Verdammt, ich konnte ihr soeben noch entwischen, doch dabei landete ich unter der Erde und mußte kriechen. Irgendwann brach ich dann zusammen, aber einen Ghoul habe ich durch Feuer vernichten können.«
»Diese Fiona aber nicht.«
»Nein, die habe ich nicht gesehen.«
»Und wir auch nicht, John. Gibt dir das nicht zu denken?«
»Kann schon sein.« Ich schaute den jungen Mann an. »Können Sie laufen?«
»Das schaffe ich schon.«
Wir halfen ihm trotzdem hoch. Er bedankte sich und stellte sich dann vor. Wir nannten ebenfalls unsere Namen und gaben uns auch als
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