Carlotta steigt ein
ein schlimmes Kopfweh auf einer lauten Straße.»
«Hallo?» sagte ich. «Hallo?»
Aus dem Telefon drang eine
quietschende Version von «A Hard Day’s Night» an mein linkes Ohr.
«Juhu.»
Wieder kaltgestellt.
«Test», sagte ich, «eins,
zwei.»
Berieselungsmusik hat keinen Zauber,
der dieses wilde Zorngefühl dämpfen könnte. Ich nahm den Sekundenzeiger meiner
Timex aufs Korn. Noch maximal 30 Sekunden wollte ich ihnen geben. Sonst...
17, 16, 15. Die Musik wechselte
jetzt zu etwas über, das «Raindrops Keep Falling on My Head» gewesen sein
konnte, ehe Brei daraus wurde.
10, 9.
Eine Stimme, die zu der
Musikkonserve paßte, sagte mir, ich solle dranbleiben, sie würde mich mit
Blabla verbinden.
«Was?» sagte ich.
Regentropfen fielen mir weiter
auf den Kopf.
Ich murmelte einiges vor mich
hin. Wahrscheinlich brauchte ich dem Sittich das Fluchen nicht extra
beizubringen. Er konnte es einfach durch Mithören lernen.
Eine Frauenstimme, weiblich,
näselnd. «Und hier ist unser Mr. Andrews von der
Cedar-Wash-Ferienwohnungs-Gesellschaft.»
Ich holte Luft. Aber bevor ich
etwas sagen konnte, setzte die Musik wieder ein, bis das ergreifende Gefiedel
barmherzigerweise jäh abgewürgt wurde.
«Mit wem spreche ich?»
verlangte ein schroffer Baß zu wissen. Er klang, als hätte ich ihn warten
lassen.
«Carlotta Carlyle», wiederholte
ich zum zigstenmal. «Soll ich’s buchstabieren?»
«Hm. Die Frau von Thomas C.
Carlyle?»
«Hm», betete ich ihm nach.
«Sie rufen sicher wegen des
Preisausschreibens an», fügte er hinzu.
Bingo.
«Mrs. Carlyle», sagte er so
aufgekratzt, als probe er seine Rolle als Showmaster beim Fernsehspiel der
Woche, «könnten Sie mir bitte die Nummer in der linken oberen Ecke Ihres
Briefes vorlesen?»
Ich bin nicht Mrs. Carlyle.
Carlyle ist mein Mädchenname, den ich nie abgelegt habe. Ich bin Ms. Carlyle,
manchmal auch Miss Carlyle, obgleich ich nicht einsehen kann, was Leute mit
meinem Familienstand zu tun haben sollten, die mich nicht einmal beim Vornamen
kennen. Ich war nicht einmal Mrs., als ich verheiratet war. Aber ich leg mich
nicht mit Leuten an, die mir Geld zukommen lassen wollen.
Der Brief war unten an der
Kühlschranktür angeheftet, mit einem von diesen Magneten, die wie Frikadellen
aussehen. Ein Geschenk von Roz. Alle meine einfachen silbernen Magnetscheiben
sind verschwunden. Wieder Roz. Sie leiht sich die verschiedensten
Haushaltsgegenstände aus, um sie in Acryl zu verewigen. Hier mal eine Vase, da
mal eine Schachtel Stahlwollschwämmchen. Ihre Variationen zum Thema «Tote
Smurfs in Prilflaschen» sind höchst eindrucksvoll. Manchmal tauchen Magneten,
Vase und Prilflasche auf genauso mysteriöse Weise wieder auf, wie sie
verschwanden. Manchmal gibt es nur Ersatz.
Ich klemmte den Telefonhörer
zwischen Schulter und Ohr und bückte mich, um besser sehen zu können.
«Wie wär’s mit A-19 83 06?»
«Herzlichen Glückwunsch.»
«Wirklich? 20 000 Dollar?»
«Oder die Reise nach Italien.
Für die ganze Familie. Bis zu acht Personen. Alles in der Luxusklasse.»
«Du meine Güte!»
«Sie werden mit uns einen
Termin vereinbaren wollen», sagte er steif.
«Was will ich? Oh — natürlich will
ich.»
«Über die Hälfte der
Wohneinheiten mit zwei Schlafzimmern im herrlichen Zederngrund sind bereits
vorverkauft, aber wenn Sie Ihre Wünsche noch innerhalb der nächsten dreißig
Tage anmelden, dürfen Sie und Ihr Mann sich eine Mehrpersonen-Badewanne in der
Farbe Ihrer Wahl aussuchen.»
«Und die 20 000 —»
«Um den großen Preis gewinnen
zu können, brauchen Sie nur die Anlage zu besichtigen. Ohne Kaufverpflichtung.
Wäre es Ihnen am nächsten Samstag recht?»
«Mein Mann ist verreist. Aber
ich könnte kommen.»
«Sie müssen beide anwesend
sein.»
«Wie schon gesagt, mein Mann
ist verreist.»
«Nun, solange Sie beide Ihren
Gewinn innerhalb von 14 Tagen einlösen, können wir Ihnen schon ein wenig
entgegenkommen.»
Das Entgegenkommen erstreckte
sich wahrscheinlich nicht auf Katzen. «Thomas ist nach Übersee», sagte ich mit
bedenklicher Stimme, «es kann eine ganze Weile dauern, bis ich eine Verbindung
zu ihm hergestellt habe.»
Ich stellte mir einen
imaginären Thomas C. Carlyle vor, der mit einer gutbewaffneten Schar afghanischer
Guerillas durch einsame, zerklüftete Berge zog, die Burnusse flatternd im Wind.
Er sah wie Robert Redford aus. Nur jünger.
T. C. strich mir am Bein
entlang. Er sah überhaupt nicht wie Robert Redford aus.
«Das tut mir
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