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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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wirklich leid»,
sagte der Mann am Telefon. In seiner Stimme lag aufrichtiges Bedauern.
    «Besteht irgendeine
Möglichkeit, die vierzehn Tage noch zu verlängern?» fragte ich.
    «Normalerweise nicht. Ich müßte
mit meinen Vorgesetzten sprechen.»
    «Dann tun Sie das doch bitte»,
sagte ich, «und ich rufe zurück.»
    «Versuchen Sie, mit Ihrem Mann
in Kontakt zu kommen, Mrs. Carlyle.»
    «Klar.» Ich legte auf und
starrte T. C. haßerfüllt an. Also wirklich, man kann ja einen Frosch auf die
Nase küssen und hat immerhin die Chance, daß ein Prinz daraus wird, aber was
zum Teufel macht man mit einem Kater?
     
     
     

4
     
    Ich hätte vermutlich ohne
Umschweife gleich neben einem der Käuze Platz nehmen und ihm in Erinnerung an
unsere frühere Kumpanei bei Green & White einen Whiskey oder drei
spendieren können, um dann endlich die entscheidenden Fragen loszuwerden: Wo
ist eigentlich der alte Gene Devens? Was macht er denn so heutzutage?
Allerdings hatte ich den Verdacht, daß sich der eine oder andere von den alten
Jungs womöglich an meine Verwandlung vom Taxifahrer zum Bullen erinnerte. Und
wenn sie schon Gloria nichts von Eugenes Verschwinden erzählt hatten, würden
sie mir erst recht keine Auskunft geben.
    Diese Situation war nur durch
List zu meistern. Und Tücke. So was mache ich für mein Leben gern. Wenn ich
auch nur die Flälfte — na, sagen wir lieber ein Viertel — der Aktivitäten der
CIA gutheißen könnte, wäre ich ihr vielleicht beigetreten. Das Spionieren hat
für mich durchaus seinen Reiz. Der Staatsdienst nicht.
    Eins wußte ich von Eugene
Devens: Er trank.
    Ich hätte jede irische Kneipe
in Boston durchgehen können, angefangen beim Eire Pub in Southie, dem
Großvater aller anderen Pubs, aber dann hätte ich sechs Monate lang saufen
müssen, und Margaret Devens sah nicht so aus, als würde sie die Rechnung für
eine sechsmonatige Sauftour begleichen wollen.
    Ein Mann mag ja sein Zuhause
aufgeben. Er wirft sich vielleicht einer absolut untragbaren grünen
Vorstadtwitwe in die Arme oder kommt sogar richtig ins Schleudern und vergißt
die Freuden des häuslichen Lebens mit einer treuen älteren Schwester einfach.
Aber wenn dieser Mann schon immer getrunken hat und mit ein paar Kumpels
regelmäßig einen hebt, spricht alles dafür, daß er eines Abends wieder in deren
Gesellschaft auftaucht.
    Gloria hatte versichert, nicht
den blässesten Schimmer zu haben, wo Gene und die Käuze zusammen soffen. Also
fing ich Montag abend noch mal von vorne an und hing bei ihr rum — wobei ich
meine ganze Willenskraft aufwenden mußte, um nicht ihren Peanutbutter-Keksen zu
verfallen — , bis sie mir, weil sie für eine höfliche Unterhaltung den Mund zu
voll hatte mit Twinkies, durch ein Kopfnicken bedeutete, daß ein paar von
Eugenes Saufkumpanen ihre Taxen nachts herbringen würden.
    Das erste Mal, als ich ihnen zu
folgen versuchte, trennten sie sich und zischten in verschiedene Richtungen
davon. Ich spielte auf Risiko und blieb dem alten Sean Boyle dicht auf den
Fersen, der direkt nach Hause fuhr und ins Bett ging.
    Ich auch.
    Die zweite Nacht verlief
ähnlich, außer daß Glorias Bruder Leroy, ein wahrer Schrank von fast zwei
Metern Länge, mir zehn Dollar beim Fünferpoker abnahm. Wenn Leroy gewinnt,
entfährt mir immer ein Seufzer der Erleichterung. Diesmal folgte ich Joe Fergus
bis zu seinem offenbar untadeligen Laken daheim.
    Die dritte Nacht, Mittwoch, war
von Anfang an vielversprechender. Drei der alten Käuze zwängten sich in einen
gelben Dodge Charger, der aussah, als hätte er schon einmal eine
Schrottauto-Rallye gewonnen. Taxifahrer sind alles andere als leicht zu
verfolgen. Sie fahren, wie sie wollen, in der festen Überzeugung, Verkehrsregeln
seien nur für Nicht-Berufsfahrer da. Ich hatte die spannenden Wendemanöver, die
Musik zweier Räder in scharfen Kurven, die Freude, mich durch eine enge
Seitenstraße zu schlängeln, schon fast vergessen. Diese Kerle nahmen eine
Route, auf der sie durch Straßen kamen, die kein ausgewachsenes Auto je gesehen
hatte, mit Geschwindigkeiten, von denen Chrysler nichts ahnte. Ich glaube, ich
habe den Atem angehalten, bis der Dodge auf den Parkplatz des Rebellion einbog.
    Das Rebellion ist die irische Kneipe in Brighton. Es liegt an der Harvard Street inmitten des
Arbeiterviertels, in dem allmählich die Vietnamesen überwiegen. «Vietnamesische
Frühlingsrollen» steht in Neonbuchstaben über dem neuen Schnellimbiß. Die
Waschsalons werden in einer

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