Carlotta steigt ein
mit seinem hitzigen Temperament, auf Jackie Flaherty stürzen und ihm die
Lichter ausblasen. Oder die Cambridger Polizei wachte auf, nahm Zipfelbart
fest, versprach ihm Haftverschonung, wenn er sang, und steckte dafür die ganze
G & W-Belegschaft ins Kittchen.
Ich war froh, so viel zu tun zu
haben. Meine Aktivitäten hielten mich davon ab, über mögliche Schwachpunkte mit
katastrophalen Folgen nachzudenken.
Wegen der Wanze konnte ich mein
Telefon nicht benutzen. Ich ließ eine Menge Geld in Münztelefonen.
Margaret Devens’ Haus war zum
Hauptquartier avanciert. Roz und Lemon waren solange zu ihr gezogen — zu ihrem
Schutz und als zusätzlicher Arbeitstrupp. Sie brauchten einen ganzen Tag, um
die Adressen von allen «Maud»- oder «Maudie»-Lieferanten und — Abnehmern
herauszuschreiben.
Ich ließ die Liste von Sean
Boyle aufteilen, der mich dauernd um Arbeit anbettelte. Er benutzte meine alte
Karte der Polizeibezirke als Stadtplan. Auf einem Blatt Papier wurden alle
Adressen von Bezirk A aufgelistet, auf einem zweiten die von Bezirk B, auf dem
dritten Bezirk C und so weiter. Joe Fergus fotokopierte alles an einem
Selbstbedienungskopierer am Harvard Square.
Was die Taxifahrer in der
Hauptsache tun mußten und was sie, wie ich hoffte, auch schafften, war
dichtzuhalten und alles seinen gewohnten Gang gehen zu lassen, um Flaherty
keinen Grund zum Argwohn zu geben. Sie dienten auch als Beobachtungsposten vor
Ort, mit Sean Boyle als Mannschaftsführer. Er teilte sie in drei Bataillone von
je drei Fahrern ein. Fergus, O’Keefe und Corcoran waren seine Offiziere. Jede
Bewegung Flahertys wurde festgehalten, im Plan verzeichnet und analysiert.
Alles hing vom genauen Timing ab. Er würde auf keinen Fall auch nur eine
einzige neue Ladung Rauschgift entgegennehmen. Ich hatte mich bereiterklärt,
die Polizei herauszuhalten, solange kein Kokain mehr in Umlauf kam. Sobald Koks
auftauchte, würden auch die Bullen auftauchen. So war unsere Abmachung. Das war
ich den Kindern auf dem Schulhof und Paolina schuldig.
Gloria erzählte ich nur das
Allernötigste. Gianelli erwähnte ich nicht. Ich fühlte mich lausig dabei, aber
mir fiel nichts anderes ein.
«Was?» Sie schmiß ein
angeknabbertes Mars auf ihr Pult, starrte mich an und wiederholte eine Oktave
höher: «Was?»
«Ich dachte zuerst, deine Jungs
wären Spendensammler für die IRA.»
«Richtig. Das hatte ich noch
mitbekommen.»
«Irgendwann letztes Jahr um die
Zeit, als Pat aufhörte, haben sie ein neues Mitglied in die Gaelic Brotherhood
Association, abgekürzt übrigens GBA, aufgenommen. Dieser neue Bruder hat sie
alle mit seinen schönen Reden einwickeln können. Aber statt das Geld an die IRA
weiterzuleiten, hat er damit Kokain eingekauft — zuerst vielleicht noch keine
besonders große Menge, doch das Geschäft florierte bald. Deinen Fahrern hat er
eine Geschichte von Kontakten großen Stils mit der IRA aufgetischt, und es
dauerte nicht lange, da haben sie das Geld für ihn gesammelt, ihm seine Drogen
in der Stadt herumkutschiert und sich noch stolz wie die Kings dabei gefühlt.»
Ich teilte ihr in groben Zügen
mit, wie Flaherty vorging. Als ich ihr auch von ihrer unwissentlichen Mitarbeit
durch Entgegennahme der «Maudie»-Funkrufe erzählte, tat sie etwas, was ich noch
nie bei ihr gesehen hatte. Sie warf das kaum angeknabberte Mars in den
Papierkorb.
«Mulis», murmelte sie
betroffen. Sie klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. «Ich habe
einen ganzen Stall voll beschissener Mulis. Du kannst doch die Polizei nicht da
heraushalten, Carlotta.»
Ich fühlte mich kreuzelend. Ich
hätte gern den Marsriegel wieder aus dem Papierkorb gefischt. «Du hast ja
recht, Glory», sagte ich behutsam, «aber vielleicht kann G&W im Hintergrund
bleiben.»
«Ha, ach ja, im Hintergrund.»
Glorias kurzes Auflachen war ohne jeden Humor.
«Die alten Käuze wußten nicht,
was sie taten, und ich für mein Teil finde nicht, daß sie ins Gefängnis
gehören, nur weil sie so dumm und romantisch sind und in einer anderen Zeit
leben.»
«Ich will aber auch nicht ins
Gefängnis, Carlotta. Der Fraß dort würde mich todsicher umbringen.»
«Es gibt unter Umständen einen
Ausweg.»
«Herrgott, Carlotta, ist das
die Ouvertüre zu einem deiner verrückten Pläne? Mir bricht jetzt schon der
kalte Schweiß aus.»
«Du hast die Wahl, Gloria. Du
kannst sofort die Bullen anrufen und die Kerle alle hinter Gitter bringen.»
«Und womöglich mich gleich mit.
Was zum Teufel ist das
Weitere Kostenlose Bücher