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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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für eine Wahl?»
    «Dann spiel mit», sagte ich.
«Deine Rolle ist bescheiden, aber ausschlaggebend, Glory. Du hast die Chance,
ein Star zu werden.»
    «Ein Star, Teufel auch»,
brummte sie. «Komm mir doch nicht mit so ‘ner Scheiße. Als nächstes erzählst du
mir, ich soll mir bloß keine Sorgen machen.»
    «Beruhige dich doch, Gloria.»
    «Was ich gerne wüßte, ist, ob
dein Plan meinen Arsch aus dem Knast heraushält?»
    «Ich meine ja. Ich hoffe es.»
    Sie schaute sich nach ihrem
Mars-Riegel um und schüttelte ver zweifelt
den Kopf, als sie ihn nicht finden konnte. «Warte, bis ich das meinen Brüdern
erzähle», sagte sie.
    Darauf wollte ich gern lange
warten. Ich hatte extra eine Zeit gewählt, wo keiner dieser Schläger da war.
Ich wollte wirklich nicht gefragt werden, warum ich ihrer Schwester so
einheizte.
    «Wenn du Muskeln brauchst»,
sagte Gloria, «laß es mich wissen. Ich bin sicher, meine Brüder könnten da
Abhilfe schaffen.»
    Ich schluckte. «Halt sie
zurück, ja? Je weniger Leute Bescheid wissen, um so besser.»
    «Dieses neue GBA-Mitglied»,
fragte sie, «ist das einer von meinen Fahrern? Jemand, der etwa um die Zeit
ankam, als der alte Pat aufhörte?»
    Soviel darüber, wie man vor
Gloria etwas geheimhält.
    Ich schluckte. «Ich sage lieber
nichts dazu.»
    «Ach, Scheiße», sagte sie, «ich
muß es doch meinen Brüdern sagen.»
    «Na schön. Wenn du meinst, daß
deine Brüder soviel Selbstbeherrschung haben, dann bitte, sag’s ihnen. Aber
wenn sie irgendwas machen, bevor ich den Startpfiff gebe, versauen sie den
ganzen Plan. Und ich glaube nicht, daß die Wärter am Framingham-State-Knast
Care-Pakete zulassen.»
    Als ich auf dem Weg zur Tür
hinaus war, wickelte sie sich gerade einen neuen Marsriegel aus und schlang ihn
in zwei großen Bissen herunter, als wenn es ihr letzter wäre.
     
     
     

29
     
    Einer der vielen Anrufe, die
ich von Münztelefonen aus machte, galt meinem Rechtsanwalt, nur für alle Fälle.
Wann immer ich das Haus verließ, rief ich peinlich genau alle halbe Stunde
daheim an. Roz war die meiste Zeit bei Margaret. Sie hatte strenge Anweisung,
mein Telefon nicht zu beantworten, wenn sie einmal zum Kleiderwechseln oder für
eine Erdnußbutter-Mahlzeit vorbeikam. Ich benutzte meine Fernabfrage, um
eingegangene Gespräche abzuhören. Jemand wollte mir Vinyltapeten verkaufen, und
eine Frau machte eine Umfrage über Zahnpasta.
    Von meinem Haustelefon aus
führte ich keinerlei Gespräche, außer einmal, wie vorher verabredet, mit Roz,
die dazu ein Münztelefon in einem Restaurant in Jamaica Plain benutzte. Wir
plauderten ein wenig, und ich gab meiner Freude Ausdruck, daß Tom nun endlich
heimkehre.
    Ich richtete mein Leben nicht
total nach dem Fall Devens aus. Ich aß. Ich schlief. Ich spielte Volleyball.
Und ich sagte mir, Freitag sei endlich alles vorbei. Am Samstag würde ich
ungestört Paolinas Schulkonzert genießen. Ich hatte viel Zeit. Statt sie dann
zu unserem regelmäßigen Mittagstreffen abzuholen, war ich auf Punkt 19 Uhr in
die Aula der Schule befohlen worden. Solchen Konzerten sehe ich mit gemischten
Gefühlen entgegen. Meine Ohren schmerzen, aber mein Herz ist froh.
    Nach einem anstrengenden Morgen
im YWCA rief ich von Dunkin’ Donuts aus Mooney an. Ich hatte eigentlich
vorgehabt, ihn aufzusuchen, meine Meinung jedoch nach einem harten Duell mit
den christlichen Frauen von East Boston geändert. Gegen Ende des Spiels fing
ich einen Schmetterball so abrupt mit dem Handballen ab, daß er daraufhin bis
zur Decke hochschoß. Mein Team gewann den Punkt, aber wir verloren trotzdem.
Hoffentlich war das kein böses Omen. Meine Hand tat weh.
    Das erklärt allerdings noch
nicht, warum ich keine Lust hatte, Mooney gegenüberzutreten. Sagen wir, er
hatte immer so eine Art, meine Fälle zu durchlöchern, als ich bei der Polizei
war. Außerdem mag ich seine Stimme am Telefon. Sie ist dunkel und rauh und
etwas polternd. Er wäre ein guter Blues-Sänger gewesen.
    Ich fragte ihn, ob die Tür
seines Büros geschlossen sei.
    «Nein.»
    «Würdest du sie bitte
schließen?»
    «Jetzt sofort?»
    «Ja.»
    «Die Leute werden denken, ich
führte ein Privatgespräch.»
    Ich konnte mir das breite
Grinsen auf seinem Gesicht bildlich vorstellen. «Machst du auch», sagte ich.
«Privat und geschäftlich und wichtig.»
    Ich hörte den Hörer auf die
Holzplatte des Schreibtisches knallen und dann die Bürotür zuschlagen.
    «Was soll das alles?» fragte
er.
    «Mooney», sagte ich, «meinst

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