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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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einmal einen
falschen Namen benutzt für seine Aktionen bei Green & White. Wie kann
man nur so dumm sein.
    Die alten Männer sagten keinen
Ton. Sie starrten alle den jungen John Flaherty mit der Nummer auf der Brust
und dem trotzigen Blick an. Sein Haar war länger und verwuschelt. Ich war auf
Protest gefaßt. Ein Strafregister besagt schließlich nicht alles. Es gibt immer
Verbrecher, die nicht rückfällig werden. Aber ich war mir sicher, Jackie
gehörte nicht dazu.
    «Wenn hier jemand vom FBI ist»,
meldete sich ein Mann hinten im Zimmer zu Wort, einer von den ganz Harten,
«sitzen wir alle im Schlamassel, sobald wir etwas zugeben.»
    Margaret Devens richtete sich
zu voller Größe auf. «Sie haben mein Wort, Dan O’Keefe, und Sie haben keinen
Grund, an meinem Wort zu zweifeln. Niemand hier könnte Sie festhalten. Sie
können gehen, wenn Sie wollen. Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie alle
festsetzen lassen für das, was Sie zu tun versucht haben, und für das, was Sie
getan haben. Gott weiß, welche Sünde schlimmer ist, aber Übel ist Übel, und auf
jeden Fall werden Sie diese Last für immer auf Ihrer Seele herumschleppen.»
    Eine volle Minute lang,
vielleicht auch zwei, sagte niemand etwas. Ich konnte die Uhr im Eßzimmer
ticken hören.
    «Also», begann ich wieder, «ich
habe euch gezeigt, daß einer eurer ‹IRA›-Kuriere mit einem bekannten
Drogendealer herumlungert. Ich habe euch eine Quelle genannt, aus der die
Drogen stammen, die Gianellis. Vielleicht habe ich sogar euer Vertrauen in
Jackie erschüttert. Jetzt habt ihr die Chance, mir das Gegenteil zu beweisen,
mir zu sagen, ‹ich habe das Päckchen aufgemacht, und es enthielt eine
automatische Pistole mit einem grünen Schleifchen um die Trommel›.»
    Niemand sagte ein Wort.
    «Was ist mit dir, Boyle? Willst
du mir nicht sagen, daß der Kurier auf dem Foto sich nicht mit dem Namen ‹Maud›
meldete, wenn er die G & W-Zentrale rief?»
    Schweigen.
    «Also niemand von euch war so
neugierig, daß er ein Päckchen
    geöffnet hätte?»
    «Mein Bruder Eugene war sein
Leben lang ein wißbegieriger Mensch», sagte Miss Devens leise. «Ein forschender
Mensch, der nicht blindlings etwas glaubte.»
    «O mein Gott.» Sean Boyle war
der Wind aus den Segeln genommen, er ließ sich schwer auf die Couch fallen.
    Ich sagte: «Erzähl uns, wo
Eugene hin ist.»
    «Er ist in Irland», sagte Joe
Fergus aufgebracht. «In Irland.»
    «Du lieber Himmel», flüsterte
Margaret, «der Mann glaubt es noch immer.»
    «Boyle hat eine Postkarte bekommen»,
beharrte Fergus.
    Während Boyle noch auf seine Jackentaschen
klopfte, hielt ich sie hoch. «Ist ja egal, wo ich sic herhabe», sagte ich. «Ist
sie das?»
    Boyle nahm sie, prüfte beide
Seiten und nickte.
    «Sagen Sie ihnen, was Sie mir
gesagt haben», bat ich Margaret.
    «Es ist nicht seine
Handschrift», sagte sie, «nicht einmal annähernd.»
    Roz hatte den verschmierten
Poststempel vergrößert. Ich brachte es nicht übers Herz, ihnen zu sagen, daß
die Karte in Dublin, New Hampshire, abgeschickt worden war.
    «Mein Gott, wenn das wahr ist»,
sagte Sean Boyle langsam, «dann ist Eugene nicht — dann ist er vielleicht gar
nicht in Irland. Margaret, glauben Sie mir, wir dachten wirklich, er sei mit
einer Schiffsladung Waffen unterwegs. Davon hatte er immer geträumt.»
    Wie in den Abenteuerromanen
seiner Kindheit.
    «Aber wo ist Eugene dann?»
murmelte Boyle. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, ließ er seinen Kopf in die
hohlen Hände sinken.
    Margaret Devens wußte die
Antwort darauf, sie war in ihrem Gesicht zu lesen.
    «Margaret», sagte Sean Boyle,
«ich weiß nicht... ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.»
    «Ihr solltet alle ins Gefängnis
für das, was ihr getan habt—»
    «Margaret», unterbrach ich sie.
Keine unnötigen Wiederholungen.
    «Sie können nur sagen, daß Sie
selbst nicht weiter wissen, Boyle», fügte sie bitter hinzu. «Und Sie können
jetzt nur dieser rothaarigen Frau zuhören. Tun Sie genau, was sie Ihnen sagt,
und Sie sehen vielleicht auf Jahre keine Zelle von innen.»
    Ich räusperte mich, um den
Männern Zeit zu lassen, ein wenig über das Gehörte nachzudenken, und weil es
mir schwerfiel, Margaret zuzuschauen, ohne ihre Schmerzen mitzuleiden. «Ich
weiß etwas über das Verteilersystem», sagte ich, «ich weiß, daß es unter dem
Code-Namen ‹Maud› aus dem Gedicht über Taxifunk abgewickelt wird.» Ich dankte
Pat im stillen, der mich auf die richtige Spur gebracht hatte. Ein

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