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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Eintrag: «John Flaherty», und dann war noch das
Adressenkästchen ausgefüllt. Ich hatte die angegebene Adresse in Dorchester
überprüft. Das vietnamesische Ehepaar, das die Tür des Apartments 2A öffnete,
war außerordentlich höflich. Es lächelte und verbeugte sich, sprach jedoch nur
wenig Englisch. Der Hauswart hatte noch nie etwas von einem John oder Jackie
Flaherty gehört. Ich erzählte den Männern von der falschen Adresse.
    «Na und?» rief Fergus. «Er ist
eben immer unterwegs. Eine Menge verfluchter Denunzianten sind unterwegs, und
etliche von der Ulster-Sturmtruppe wollen seinen Tod.»
    Die Männer pflichteten Fergus
durch allgemeines Gemurmel bei.
    «Wenn Flaherty irischer
Staatsbürger wäre, müßten doch seine Paßnummer und seine Aufenthaltsgenehmigung
auf dem Bogen vermerkt sein, richtig? Ihr wißt ja, wie streng Gloria diese
Sachen handhabt, nicht wahr? Könnt ihr euch irgendeinen Grund vorstellen, warum
sie einen solchen Personalbogen akzeptiert haben könnte, auf dem nichts steht,
keine früheren Tätigkeiten, keine Empfehlungen?» Ich zeigte das nächste Dia. Es
war die Vergrößerung von einem weiteren Blatt Papier, auf dem noch weniger
stand. Nur ein Name: «John Flaherty». Den Rest des Papierbogens füllte ein
Gekritzel: «Einstellen», lautete es. Unterzeichnet war es mit «Sam Gianelli».
    Die zweite Vergrößerung war
nicht so scharf wie die erste. Ich hatte Roz nicht viel Zeit gelassen, daran
herumzufeilen. Ich wollte es möglichst schnell wieder in den verschlossenen
Aktenschrank bei Green & White zurücklegen, ehe Gloria gemerkt hatte,
daß es fort war.
    «Wollt ihr mich nicht noch
einmal fragen, wie er denn an Drogen gekommen sein sollte?» sagte ich. «Oder
hat der eine oder andere von euch vielleicht schon mal was von den Gianellis
gehört?»
    «Sam doch nicht», murmelte
jemand. Ich war froh, daß nicht ich es war. Dieses Stoßgebet wollte mir nämlich
schon seit ein, zwei Tagen nicht aus dem Kopf gehen.
    «Hat keiner von euch je die
Päckchen geöffnet, die ihr durch die Stadt gefahren habt?»
    «Sie waren versiegelt. Zu
unserem eigenen Schutz, damit das FBI uns nicht durch unsere Fingerabdrücke auf
die Spur kam.» Das war wieder die Stimme von Joe Fergus, barsch und
herausfordernd.
    «Hört mal», sagte ich, «es
hilft alles nichts. Ich habe mit den Bullen gesprochen: Staatspolizei, Boston,
Cambridge. Es heißt, daß nichts, weder Geld noch Munition, aus Massachusetts
herausfließt, außer legal über den Irland-Fonds. Alles, was nach Irland geht,
wird überwacht und gezählt, gezählt und nochmals gezählt seit der Valhalla-Sache .»
    «Das beweist nur, daß Jackie
und die IRA schlauer sind als die Bullen oder daß die Bullen gemeinsame Sache
mit ihnen machen. Viele tun das nämlich», tönte es von hinten.
    «Könnt ihr mir mal erzählen»,
sagte ich, «woher die Gewehre kommen? Aus Waffenfabriken? Dem Waffenhandel? Und
wie sie nach Irland gelangen? Wo die Schiffe sind? Sie laufen nicht mehr aus
Gloucester aus. Vom South Shore aus wird nichts mehr verschifft. Auch nicht von
Boston aus. Und wie steht’s mit dem Flugtransport? Fliegt Air Lingus mit
Waffenladungen von Logan ab? Hat Jackie eine Möglichkeit gefunden, die
Metalldetektoren am Flughafen auszutricksen? Vielleicht benutzt er einen
Luftwaffenstützpunkt. Gehen irgendwelche Flüge von Hanscom Field? Nach Irland?»
Ich ging von einer Seite des Zimmers los und versuchte, jedem einzelnen in die
Augen zu blicken, einen jeden mit diesen Fragen anzusprechen. «Ist niemand hier
so neugierig gewesen, einmal nachzufragen? Dann will ich euch mal was
erzählen. In diesem Bundesstaat zirkulieren keine Waffen für Irland. Was in
Massachusetts zirkuliert, ist billiges, rauchbares Kokain — Crack — in kleinen
Glasfläschchen wie dem, das ihr auf dem Foto gesehen habt. Und ich glaube, daß
ihr es unter die Leute bringt, als blinde, unbezahlte Kuriere. ‹Mulis› heißen
sie in der Branche.»
    «Ich glaube kein Wort», sagte
Sean Boyle.
    Ich hatte eine Antwort darauf.
In Form eines Dias. Die Kopie eines zugegebenermaßen alten Polizeifotos, aber
Roz leistet gute Arbeit, und die Ähnlichkeit war unverkennbar.
    «Euer untadeliger John Flaherty
hat ein Strafregister», sagte ich. «Ein Freund von mir hat den Namen
durchlaufen lassen und wurde fündig: 1979 Verhaftung und Verurteilung wegen
eines Rauschgiftdelikts. Drei Monate in der Concord-Besserungsanstalt. Und ‘79
war er auch kein irischer Staatsbürger.»
    Er hatte nicht

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