Carlotta steigt ein
du
nicht, du bist mir immer noch einen Gefallen schuldig?»
Er überlegte eine Weile. «Ich
würde sagen, wir sind eigentlich quitt.»
«Und wie hoch ist mein Kredit
bei dir?»
«Kommt drauf an.»
«Mooney, willst du nicht etwas
für deine Karriere tun und gleichzeitig dem FBI fürchterlich eins auswischen?
Wärst du im entferntesten daran interessiert?»
«Könnte sein», sagte er
vorsichtig.
«Hör zu, ich brauch hierfür gar
nicht meinen Kredit. Nicht, daß ich etwas dagegen hätte, meinen Namen in der
Zeitung zu lesen. Ist unter Umständen gut fürs Geschäft. Aber das überlasse ich
dir. Was ich will, ist deine Mitwirkung.»
«In welcher Art, Carlotta? Ich
kann kein Gesetz übertreten.»
«Erzähl du mir doch nicht, was
Bullen dürfen, Moon. Ich weiß, was du darfst. Du darfst auf das Wort eines
verläßlichen Informanten hin Pläne machen. Du darfst gerichtliche
Entscheidungen erwirken.»
«Weiter.»
«Mooney, ich war mir nie im
Leben einer Sache so sicher. Entweder geht am Freitag alles über die Bühne,
oder ich geb’s ab an dich. Alles. Das ganze Ding. Mein Wort darauf.»
Stille.
«Ich kann es auch ohne dich
durchziehen, Mooney. Ich hatte bloß gedacht, du wärst vielleicht gern beim
Finale dabei, wenn das FBI dumm aus der Wäsche guckt.»
«Was soll ich denn eigentlich
tun bei dem Handel? Und welche Zusagen muß ich machen?»
«Erstens, daß du nicht die
Waffe ziehst. Und daß du mir, auch wenn du nicht mitmachen willst, bis Freitag
Zeit läßt, offen und ehrlich.»
«Diesen Freitag?»
«Sagen wir, Samstag morgen.
Acht Uhr.»
«Hängt es mit T. C. zusammen?»
«Irgendwie schon.»
«Wird es viel Arbeit machen?»
«Das kommt ganz auf dich an,
Mooney. Ich vertraue dir. Und du mußt mir vertrauen. Keine hundert Fragen
mehr.»
Ich konnte seinen Atem hören.
«Topp», sagte er.
Wir besprachen die Details.
Mooney, durch und durch irisch,
hatte Verständnis für meinen Standpunkt. Irgendwie waren ihm die alten Käuze
sympathisch. Er mochte keinen Haufen alter Onkel und Schwiegerväter von
Polizisten verhaften. Und er mochte auch keine fette schwarze Frau in einem
Rollstuhl verhaften, schon gar nicht eine mit drei Kolossen von Brüdern. Ich
gebe zu, daß ich mit Gloria Schindluder trieb. Sie hätte meine rührselige
Version von ihrer mißlichen Lage verabscheut. Doch davon ließ ich mich nicht
bremsen. Ich war so überzeugend wie die Hölle selbst. Einmal mußte ich sogar
die Stimme senken, weil die Kellnerin von Dunkin’ Donuts plötzlich
Interesse an meiner Vortragskunst zeigte.
Es war manches dabei, was
Mooney mißfiel. Er behauptete, ich verließe mich viel zu sehr darauf, daß Cops
Informanten ernst nähmen. Ich gab ihm vollkommen recht, eine Taktik, die ihm
die Sprache verschlägt. Ich sagte ihm, es könne funktionieren, wenn er mir
mitteilte, welche Polizeibeamten den Rauschgiftdealern gerne mal die Hölle heiß
machten und welche mit Blick auf ihre Beförderung lieber den Arsch zukniffen.
«Das wird eine Heidenarbeit»,
knurrte er.
Er willigte ein, die
Haftbefehle zu besorgen. Er willigte ein, mir beizustehen. Er wollte mein
Telefon anzapfen. Ich mußte ihn daran erinnern, daß es bereits von Kollegen
angezapft war.
«Ich ruf dich an», sagte ich.
«Ruf du mich bitte nicht an.»
Das hatte ich immer schon sagen
wollen.
Er bombardierte mich weiterhin
mit Fragen, bis ich einfach auf Wiedersehen sagte und einhing.
Grob, ich weiß. Aber Mooney
gibt sich nie zufrieden.
30
Ich war so beschäftigt damit,
ein halbes Dutzend Gedankenknäuel zu jonglieren, daß ich beim Summen der
Türklingel nie auf die Idee gekommen wäre, Sam Gianelli könnte auf der Matte
stehen. Wenn ja, hätte ich nie aufgemacht.
Mit seinem gemusterten
Baumwollhemd — beige mit marineblauen Streifen — und khakifarbenen
Freizeithosen wirkte er cool, locker und zwanglos. Er hatte Blumen mitgebracht.
Violette Iris.
Ich muß die Tür geöffnet haben,
denn auf einmal stand er in der Diele. Ich nehme an, ich habe mit ihm
gesprochen, höfliches, albernes Zeug, und mich für die Blumen bedankt, aber ich
war völlig geistesabwesend.
Ich bin keine Mata Hari. Auf
keinen Fall konnte ich mit einem Mann eine Bettszene spielen, dem ich eine ganz
andere Nummer anhängen wollte. Wirklich, ich hatte kaum an Sam gedacht in den
letzten paar Tagen, bei all den Wahnsinns Vorbereitungen. Ich hatte nur
gehofft, er bliebe, verdammt noch mal, möglichst lange weg.
Und da stand er nun, mit Blumen
in der Hand und
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