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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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verknüpft, spräche sie ihn aus, würden auch sie offenbar, so glaubte sie und schwieg lieber.
    Kurz vor der Mittagspause kochte sie Kaffee, füllte ihn in die mitgebrachte blaue Thermoskanne, nahm sie bei Pausenbeginn mit zu ihrem Auto und fuhr zum Parkplatz Süd, der sich am anderen Ende des Messegeländes befand, zu weit entfernt, um zu Fuß zu gehen. Vielleicht wäre ein Spaziergang doch besser gewesen, die Straße war verstopft, der Besucherandrang groß, im Schritttempo kam sie nur voran, eingereiht in eine lange blecherne Schlange. Der Parkplatz Süd war belegt, ein Einweiser stand mitten in der Einfahrt und schickte die Autos weiter, versuchte auch sie abzuwimmeln. Sie kannte ihn nicht, es war ein Neuer, sie wechselten so schnell wie die Launen ihres Chefs, er war jung, hatte langes Haar, forderte sie wild winkend zur Weiterfahrt auf. Sie kurbelte die Scheibe herab und fragte nach Simon, seinem Kollegen. Einen Simon kannte er nicht, kannte gar niemand hier mit Namen, aber ein Kollege sei hier, ja, irgendwo müsse er sich herumtreiben. Sie durfte passieren und er versperrte wieder die Einfahrt, verscheuchte fluchend die nächsten Fahrer, die ihr gleich folgen wollten, es war wieder hektisch heute.
    Aber offenbar nicht für jeden: Sie fand Simon im Schatten eines kleinkronigen jungen Baumes auf einem Plastikstuhl, er drehte sich eine Zigarette, sah komisch aus in der leuchtend grünen Weste, die alle Einweiser trugen. Er freute sich über ihren Besuch und den Kaffee, trank ihn mit Zucker, ohne Milch, sie würde es sich merken. Sie war seltsam, diese erste Begegnung nach dem Abend im Park, sie fühlte sich gehemmt, wünschte sich, dass Simon weniger reserviert sein möge. Weshalb war er so weit weg, unerreichbar? Schwer wie ein Stein saß er auf seinem Stuhl, ratlos stand sie vor ihm, um Worte verlegen. Nichts anderes fiel ihr ein als die banalen Worte: »Ist ja wieder einiges los heute.«
    »Das übliche Chaos.« Sein Blick versank in ihrem Dekolleté. »Mach noch einen Knopf mehr auf.« Einen kleinen Augenblick währte ihr Zögern, dann tat sie, was er wollte, und bekam zu hören: »In Zukunft wirst du keinen BH mehr tragen, wenn wir uns treffen.«
    Es war keine Bitte, es war eine Anweisung, Carolin nickte stumm.
    »Hast du ein Höschen an?«
    »Natürlich.« Im nächsten Moment kam ihr der Freitag in den Sinn und sie begriff, dass es so natürlich gar nicht war.
    »Wie sieht es aus?«
    Zögernd rang sie um Worte. »Es ist schwarz … Und ziemlich klein …«
    »Beschreib es genauer!«
    »Na ja, es ist vorn mit Spitzen besetzt und halb durchsichtig … Es ist ein String.«
    »Gib’s mir!«
    Ihm geben? Hier? Jetzt? Natürlich hier, natürlich jetzt! Sie schaute sich um, sah seinen Kollegen ein ganzes Stück weit entfernt, er kehrte ihnen den Rücken zu, wurde in Atem gehalten von den schimpfenden Autofahrern, die endlich parken wollten, nicht weiterkriechen im zähen Stau. Einige Besucher verließen die Messe und gingen zum Auto, aber keiner kam in ihre Nähe. Sie griff mit beiden Händen unter den Rock, streifte das Höschen hastig ab, zog es über die Schuhe, richtete sich auf und reichte es Simon, der es in die Seitentasche seiner uniformähnlichen schwarzen Jacke steckte. Hatte jemand etwas bemerkt? Es schien nicht so, niemand schenkte ihr Beachtung, soweit sie sah.
    »Komm näher!«
    Sie setzte einen Schritt nach vorn und stand so nahe vor dem Stuhl, wie Simon vor ihr gestanden hatte im nächtlichen Park. Ihr nacktes Knie berührte seine schwarze Hose, ihr Herz pochte aufgeregt, sie wollte sein Gesicht berühren, ihn streicheln, doch stand ihm danach nicht der Sinn.
    »Leg deine Hände auf den Rücken, als seien sie gefesselt!«
    Sie tat es, verschränkte sie fest ineinander, damit sie sich nicht gleich wieder lösten, schaute zu ihm hinab, sah nur ihn, sonst nichts, ihn und seine Hand, die sich unter ihren Rock schob und zielstrebig zwischen ihre Beine glitt, als wären sie ganz alleine irgendwo in der dämmrigen Abgeschiedenheit eines Zimmers.
    Grob packte er zu, entfachte loderndes Feuer, entriss ihr Seufzer der Lust, nicht zurückzuhalten. Wie von weit her klang seine Stimme: »Die fremden Blicke und Hände. Manchmal werden Träume wahr, halbwegs zumindest, denn eigentlich hast du zu viel an.« Verlangte er etwa einen Striptease von ihr, hier mitten auf dem Parkplatz? Nein, das nicht, ihre Lust aber, die wurde enthüllt von der harten, zärtlichen, aufreizenden Hand, die sie schmelzen ließ. Sie

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