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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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bläulich weißen Mustern der Ionen-Auftriebe, in den Himmel gezeichnet von den Unterböden der dicht an dicht und in vollkommener Harmonie über sie hinweggleitenden Autos. Danielson öffnete ihm mit der Handfläche die Wagentür und lächelte. »Bereit für den großen Tag, Sir?«
    Ambrose zuckte die Schultern. Er hatte in den letzten zwölf Monaten so viele Voruntersuchungen und Scans durchlaufen, dass er sich den heutigen Tag nur schwer als das Ende all dessen vorstellen konnte. Andererseits ließ sich kaum leugnen, dass der anstehenden Prozedur eine neue Art von Bedeutung zukam. Sämtliche Tests waren in Unison durchgeführt worden. Jetzt würde man tatsächlich in sein körperliches, leibhaftiges Selbst eindringen und bleibende Veränderungen am Hypothalamus vornehmen, dem Teil seines Gehirns, der maßgeblich für den Schlaf zuständig war.
    Er trat hinaus in die Morgenluft, die sogar im tiefen Schatten des UniCorp-Atmoscrapers warm war.
    »Ich schätze, ich war schon bereit, als ich geboren wurde«, sagte er mit seiner beinahe feierlichen Geschäftsmannstimme. Einen Augenblick lang gefror Danielson das Lächeln auf den Lippen, dann klopfte er Ambrose freundschaftlich auf die Schulter.
    »So gefällt mir das. Erinnert mich … wissen Sie, ich habe Football gespielt, als ich in Ihrem Alter war – und ich meine nicht diese frühere amerikanische Variante.
So
steinalt bin ich nun auch wieder nicht, egal was Ihr Vater Ihnen erzählt.«
    »Er sagt, Sie seien alt genug, um
sein
Vater zu sein.«
    Danielson streckte eine Hand aus und drehte die Innenfläche nach oben. Darüber erschien seine Homepage – UniCorp Admin Log-in – und schwebte zwischen ihnen in der Luft. Die Anzeige war halbdurchsichtig und wirkte wie von beiden Seiten hinterleuchtet. Danielson navigierte, indem er die schwebende Website mit dem Finger antippte und aus dem Anzeigebereich schob, und der hartkodierte Browser folgte seinen Befehlen. Er landete auf einem Wiki namens
Denkwürdige Geburten in Eastern Seaboard City
.
    »Okay, Mr D, ich glaube Ihnen«, sagte Ambrose.
    Danielson drehte seine Hand wieder um und die Website löste sich in Luft auf. »Es sind aufregende Zeiten, Sir.«
    Ambrose nickte, und vorbei an sorgfältig gestutzten Büschen folgte er Danielson durch die Glastüren. Laut seiner Process-Flow-Routine, die auf Autopilot lief und in seinem Hinterkopf ständig vor sich hin rauschte, würde die bevorstehende Prozedur eine neue Phase seines noch jungen Lebens einleiten, in der Unison mit Leichtigkeit Plastahl als wichtigste menschliche Erfindung aller Zeiten ablösen würde. Die sorgfältigen Vorbereitungen seines Vaters ließen kein anderes Resultat zu.
    Nachdem ihre hartkodierten Sicherheits-Tags eine weitere Reihe von Türen geöffnet hatten, schlenderten die beiden in die von Menschen wimmelnde Lobby, und Ambrose blieb wie erstarrt stehen. Er war seit Jahren nicht mehr in der UniCorp-Zentrale gewesen, und zweifellos hatte sich hier einiges verändert. Der höhlenartige Raum war ein Museum für sämtliche Neuerungen aus dem Bereich sozialer Netzwerke bis hin zur aktuellen Unison-Version 2.0, die in einer Demo-Projektion knapp zehn Meter über ihren Köpfen vorgestellt wurde. Und die Demos waren tatsächlich funktionsfähig; er sah einen lustlosen Lehrer eine Gruppe Vorschulkinder zwischen Doppelbildschirmen hindurchlotsen – Bildschirmen! –, die Facebook und MySpace zeigten, oder wie Martin Truax sie nannte, die Urgroßeltern von Unison. Der Lehrer klickte auf eine antike Maus und eine Reihe kastenförmiger Gesichter erschien. Ambrose fragte sich, ob die Schöpfer dieser Netzwerke sich wohl jemals Gedanken über Process Flows gemacht hatten, und schauderte. Wie konnten sie ihre Profite maximieren, ohne genau zu wissen, was die Leute mit ihren Accounts anstellen würden?
    »Ist das nicht komisch?«, fragte Danielson.
    »Was?«
    »Dass die Leute sich damit abfinden konnten, an Bildschirm und Tastatur gefesselt zu sein. Eigentlich widerspricht das doch der Grundlage unseres Menschseins.«
    »Und die wäre?« Ambrose wusste es bereits, doch er spielte mit.
    »Wir alle sind Tiere, und Tiere hassen es, in der Falle zu sitzen.«
    Während sie sich durch die Lobby schlängelten, blieb Ambrose kurz bei der Demo von U-Space stehen, das den ersten bedeutenden Schritt weg von bildschirmgebundenen sozialen Netzwerken darstellte. Es war lange vor seiner Zeit online gegangen und sah dermaßen primitiv aus, dass er laut auflachte. Rucklige,

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