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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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Augenblick hat
sie ihre eigene Angst geschlagen, hat sie zu wilden Tieren gemacht, die den
töteten, den sie sich selber geschaffen hatten.
    Samuel hat
immer gesagt: >Sie werden siegen, weil sie wissen, was sie tun, und die
anderen werden zugrunde gehen, weil sie es nicht wissen. Männer, die für einen
Traum arbeiten, werden immer und ewig weitermachen.« - So hat er gesagt. Aber
ich habe ihren Traum gekannt. Ich wußte, daß er uns vernichten würde. Was hat
schon keine Vernichtung gebracht. Nicht einmal der Traum Christi.«
    »Also war
es Dieter, der mich mit Fennan im Park gesehen hat?«
    »Ja.«
    »Und er
hat gemeint. . .«
    »Ja, er
hat geglaubt, daß Samuel ihn betrügt. Und hat Freitag aufgetragen, Samuel zu
töten.«
    »Und der
anonyme Brief?«
    »Ich weiß
nicht. Ich weiß nicht, wer ihn geschrieben hat. Jemand, der Samuel kannte,
nehme ich an, einer im Büro, der ihn beobachtet hat und Bescheid wußte. Oder
wer aus Oxford von der Partei. Ich weiß es nicht. Samuel wußte es auch nicht.«
    »Aber der
Abschiedsbrief . . .«
    Sie sah
ihn an, und ihr Gesicht zuckte. Fast hätte sie wieder zu weinen begonnen. Sie
senkte den Kopf: »Ich habe ihn geschrieben. Freitag hat das Papier mitgebracht,
und ich habe ihn geschrieben. Die Unterschrift war schon drauf. Samuels
Unterschrift.«
    Smiley
ging zu ihr hinüber, setzte sich neben sie auf das Sofa und nahm ihre Hand. Sie
drehte sich wütend zu ihm hin und kreischte: »Nehmen Sie Ihre Hände weg!
Glauben Sie vielleicht, daß ich jetzt Ihnen gehöre, weil ich nicht zu denen
gehöre? Gehen Sie fort! Gehen Sie, und bringen Sie Freitag und Dieter um,
halten Sie das Spiel in Gang, Mr. Smiley. Aber bilden Sie sich nicht ein, daß
ich etwa auf Ihrer Seite wäre, haben Sie das gehört! Denn ich bin die wandernde
Jüdin, das Niemandsland, das Schlachtfeld für Ihre Spielzeugsoldaten. Sie
können mich treten und auf mir herumtrampeln, aber rühren Sie mich nicht an,
niemals! Und erzählen Sie mir nie, daß es Ihnen leid tut, hören Sie! Gehen Sie
jetzt! Gehen Sie morden!«
    Sie saß zitternd da, als wäre es
vor Kälte. Als er die Tür erreichte, blickte er zurück. In ihren Augen waren
keine Tränen.
    Draußen wartete Mendel im Wagen.
     
    Samuel Fennans Unzulänglichkeit
     
    Sie kamen
um die Mittagszeit in Mitcham an. Peter Guillam wartete geduldig in seinem
Wagen auf sie.
    »Also,
Leute, was gibt's Neues?«
    Smiley
übergab ihm das Blatt aus seiner Brieftasche. »Es hat auch eine Ausweichnummer
für Notfälle gegeben - Primrose 9747. Sie sollten Erhebungen anstellen, aber
ich habe auch in diesem Fall keine besonders großen Hoffnungen.«
    Peter
verschwand in die Halle und begann zu telefonieren. Mendel machte sich in der
Küche zu schaffen und erschien nach zehn Minuten mit Bier, Brot und Käse auf
einem Tablett. Guillam kam zurück und setzte sich, ohne etwas zu sagen. Er sah
besorgt aus. »Also«, fragte er schließlich, »was hat sie gesagt, George?«
     
    Mendel
räumte den Tisch ab, als Smiley mit dem Bericht über das Gespräch am Vormittag
zu Ende war.
    »Ja«,
sagte Guillam, »das ist wirklich sehr traurig. Na gut, George, ich werde das
Ganze heute niederschreiben und sofort zu Maston gehen müssen. Tote Spione zu
fangen ist wirklich ein schlechtes Vergnügen - und verursacht eine Menge
Unglück.«
    »Wozu
hatte er denn im Außenamt Zutritt?« fragte Smiley.
    »Seit
kurzer Zeit zu ziemlich viel. Deswegen haben sie gemeint, daß seine
Verhältnisse untersucht werden sollten.«
    »Was war
ihm denn hauptsächlich zugänglich?«
    »Ich weiß
es noch nicht. Bis vor ein paar Monaten war er mit asiatischen Angelegenheiten
beschäftigt, aber seine neue Arbeit war anderer Natur.«
    »Amerika,
glaube ich mich zu erinnern«, sagte Smiley. »Übrigens, Peter?«
    »Ja?«
    »Peter,
haben Sie je darüber nachgedacht, warum sie eigentlich so darauf aus waren,
Fennan umzubringen? Ich meine, wenn man annimmt, daß er sie wirklich verraten
hätte, wie sie meinten, warum ihn ermorden? Sie hatten dabei doch nichts zu
gewinnen.«
    »Nein,
nein, ich glaube, Sie haben recht, das bedarf eigentlich tatsächlich einer
Erklärung . . . oder nicht? Nehmen wir an, Fuchs oder Maclean hätte sie
verraten, was wäre dann wohl passiert? Nehmen Sie an, sie hätten eine
Kettenreaktion fürchten müssen - nicht nur hier, sondern auch in Amerika - in der
ganzen Welt. Hätten sie nicht wahrscheinlich gemordet, um das zu verhindern?
Es gibt so vieles, das wir einfach nie wissen werden.«
    »Wie

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