Carre, John le
zum
Beispiel den Grund des Anrufes um halb neun.«
»Also
dann, auf Wiedersehen. Machen Sie hier weiter, bis ich Sie anrufe. Maston wird
Sie ganz sicher sehen wollen. Das wird einen Auflauf geben, wenn ich ihnen die
frohe Kunde erzähle. Ich werde dieses spezielle Grinsen aufsetzen müssen, das
ich für wirklich vernichtende Nachrichten reserviert habe.«
Mendel
führte ihn hinaus und kehrte dann in das Wohnzimmer zurück. »Das Beste, was Sie
jetzt tun können, ist, in der Klappe zu verschwinden«, sagte er. »Sie sehen
wirklich verdammt schlecht aus.«
Entweder
ist Mundt noch hier oder nicht, dachte Smiley, als er mit unter dem Kopf
verschränkten Armen in seiner Weste auf dem Bett lag. Ist er weg, dann sind wir
fertig. Maston wird dann entscheiden müssen, was mit Elsa Fennan geschehen
soll, und ich vermute stark, daß er nichts tun wird.
Ist Mundt
hiergeblieben, dann aus einem der folgenden drei Gründe: A. Dieter hat ihm
befohlen, hierzubleiben und zu beobachten, wie sich der aufgewirbelte Staub
setzt. B. Weil er in Ungnade ist und Angst hat, nach Hause zu fahren. C. Weil
er hier noch etwas Angefangenes beenden will.
A ist
unwahrscheinlich, denn es ist nicht Dieters Art, unnötige Risiken einzugehen.
Aber es ist trotzdem eine Möglichkeit.
B ist
unwahrscheinlich, denn wenn Mundt vielleicht vor Dieter Angst haben konnte, so
mußte er vermutlich andererseits hier im Lande eine Anklage wegen Mordes
fürchten. Das Gescheiteste, was er tun konnte, war, in ein anderes Land zu
gehen.
C ist
wahrscheinlicher. Wenn ich in Dieters Haut steckte, dann würde mir Elsa Fennan
schlaflose Nächte bereiten. Das Mädchen Elizabeth ist unwesentlich - wenn nicht
Elsa die Lücken schließt, dann bildet sie keine ernste Gefahr. Sie gehörte dem
Kreis der Verschworenen nicht an, und es besteht kein Grund, anzunehmen, daß
sie sich an Elsas Freund im Theater besonders erinnern würde. Nein, Elsa ist
die wirkliche Gefahr.
Es gab
natürlich noch eine andere Möglichkeit, die Smiley aber nicht zu beurteilen
vermochte, die Möglichkeit nämlich, daß Dieter noch andere Agenten hatte, die Mundt
beaufsichtigte. Im großen und ganzen war er geneigt, diese Alternative außer
Betracht zu lassen, aber Peter war der Gedanke sicherlich durch den Kopf
gegangen.
Nein ...
es herrschte noch immer keine Ordnung, es reimte sich noch immer nicht
zusammen. Er beschloß, nochmals anzufangen.
Also, was
wissen wir? Er setzte sich auf, um sich nach Papier und Bleistift umzusehen,
und sofort begann ihm der Kopf wieder zu dröhnen. Halsstarrig stand er von
seinem Bett auf und entnahm der Tasche seines Sakkos einen Bleistift. In seiner
Aktenmappe war ein Block. Er legte sich wieder auf das Bett, ordnete die
Kissen so an, daß er bequem lag, nahm vier Aspirin aus einer Packung, die auf
dem Nachttischchen lag, lehnte sich in die Kissen zurück und streckte seine
kurzen Beine aus. Dann begann er zu schreiben. Zuerst sorgfältig die
Überschrift in einer ordentlichen Gelehrtenschrift:
»Was wissen wir?«
Dann
unterstrich er das Ganze und fing an, so objektiv wie er konnte, die
bisherigen Ereignisse der Reihe nach noch einmal zu berichten: »Am Montag, dem
z. Januar, sah mich Dieter Frey, wie ich im Park mit seinem Agenten redete, und
schloß . . .« Ja, was schloß Dieter wirklich? Daß Fennan ein Geständnis
abgelegt hätte oder es tun würde? Daß Fennan mein Agent war? ». . . und schloß,
daß Fennan gefährlich geworden wäre, und zwar aus bisher unbekannten Gründen.
Am folgenden Abend, dem ersten Dienstag im Monat, brachte Elsa Fennan die
Berichte ihres Mannes in einer Notenmappe auf die abgemachte, übliche Weise in
das Repertoire-Theater in Weybridge und hinterließ die Tasche gegen einen Garderobeschein
in der Kleiderablage. Mundt sollte auch eine Mappe bringen und das gleiche tun.
Während der Vorstellung sollten Elsa und Mundt dann gegenseitig die
Garderobezettel austauschen. Mundt kam nicht. Daher folgte sie ihren
Instruktionen für den Notfall und schickte den Schein mit der Post an eine
vorher besprochene Adresse, nachdem sie das Theater vorzeitig verlassen hatte,
um die letzte Post aus Weybridge noch zu erreichen. Dann fuhr sie nach Hause,
wo sie Mundt traf, der ihren Mann schon ermordet hatte, wahrscheinlich auf
Befehl Dieters. Er hatte ihn auf kürzeste Entfernung erschossen, als er ihm in
der Halle entgegentrat. Wie ich Dieter kenne, vermute ich, daß er schon vor
langer Zeit die Sicherheitsmaßnahme getroffen hatte, in
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