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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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London einige Blätter
unbeschriebenen Papiers, die mit echten oder gefälschten Unterschriften Fennans
versehen waren, für den Fall bereitzuhalten, daß es sich einmal als notwendig
erweisen sollte, ihn zu erpressen oder zu kompromittieren. Wenn das also der
Fall war, dann brachte Mundt wahrscheinlich so ein Blatt mit, auf dem dann der
Abschiedsbrief mit Fennans eigener Schreibmaschine geschrieben werden sollte.
Während der grausigen Szene, die sich nach Elsas Rückkehr abgespielt haben
mußte, wurde ihm klar, daß Dieter Fennans Zusammentreffen mit Smiley falsch
ausgelegt hatte, aber er verließ sich darauf, daß Elsa den guten Ruf ihres
toten Mannes würde wahren wollen, ganz abgesehen davon, daß sie ja mitschuldig
war. Mundt fühlte sich daher verhältnismäßig wenig gefährdet. Mundt ließ Elsa
den Brief schreiben, vielleicht, weil er sich nicht auf sein Englisch
verlassen zu können glaubte. (Anmerkung: Aber wer, zum Teufel, hat den ersten
Brief, die Denunziation, geschrieben?)
    Mundt
verlangte dann wahrscheinlich die Notenmappe, die er nicht abgeholt hatte, und
Elsa sagte ihm, daß sie den Instruktionen gefolgt sei und den Schein an die
Adresse in Hampstead aufgegeben habe und daß die Mappe noch im Theater sei. Mundt
reagierte bezeichnend: Er zwang sie, das Theater anzurufen und auszumachen, daß
er die Tasche noch am selben Abend auf seinem Rückweg nach London abholen käme.
Deshalb kann man annehmen, daß zu diesem Zeitpunkt entweder die Adresse nicht
mehr taugte oder daß Mundt in dieser Phase vorhatte, am nächsten Tag zeitig am
Morgen nach Hause abzureisen, so daß er keine Zeit mehr hatte, erst den Schein
und dann die Tasche zu holen.
    Smiley
kommt in den frühen Morgenstunden am Mittwoch, dem 4. Januar, nach Walliston,
und während des ersten Verhörs nimmt er um halb neun Uhr einen Anruf entgegen,
den - das steht außer Zweifel - Fennan fünf Minuten vor acht am vergangenen
Abend bestellt hatte. Warum?
    Etwas
später am selben Vormittag kommt S. noch einmal zu Elsa Fennan zurück, um sie
wegen des Anrufes um halb neun zu befragen, von dem sie, wie sie selber zugab,
wußte, daß er mich >irritieren würde<. (Ohne Zweifel tat die
schmeichelhafte Beschreibung meiner Fähigkeiten, die ihr Mundt gegeben hatte,
ihre Wirkung.) Nachdem sie S. eine ungereimte Geschichte von ihrem schlechten
Gedächtnis erzählt hat, bekommt sie Angst und ruft Mundt an.
    Mundt,
vermutlich von Dieter mit einem Bild von mir oder einer Beschreibung meiner
Person ausgerüstet, beschließt, S. zu beseitigen. (Ob das wohl im Auftrag
Dieters geschehen ist?) Etwas später am Tage gelingt ihm das um ein Haar.
(Anmerkung: Mundt hat den Wagen erst am Abend des 4. Januar in Scarrs Garage
zurückgebracht. Also wollte er nicht unbedingt früher an diesem Tage
abfliegen. Wenn er ursprünglich geplant haben sollte, am Morgen ein Flugzeug
zu nehmen, dann hätte er ebensogut den Wagen früher zurückbringen und mit dem
Autobus auf den Flugplatz fahren können.)
    Es ist
wohl ziemlich wahrscheinlich, daß Mundt nach Elsas Anruf seine Pläne geändert
hat. Das beweist aber nicht, daß er sie aus diesem Grunde änderte. «
    Konnte
Elsa Mundt wirklich so in Schrecken versetzt haben? In einen so panischen
Schrecken, daß er blieb, daß er Adam Scarr umbrachte? überlegte Smiley.
    In der
Halle läutete das Telefon . . .
    »George!
Peter ist am Apparat. Mit der Adresse und der Telefonnummer war es leider
Essig. Kein Fisch dran.«
    »Was heißt
das?«
    »Sowohl
die Nummer als auch die Adresse führten zu derselben Wohnung. Ein möbliertes
Zimmer in Highgate Village.«
    »Ja?«
    »Der
Mieter war ein Pilot der >Lufteuropa<. Er hat am 30. Januar seine zwei
Monate Miete vorausgezahlt und ist seither nicht mehr erschienen.«
    »Verdammt.«
    »Die
Vermieterin erinnert sich sehr gut an Mundt, den Freund des Piloten. Ein
netter, höflicher Gentleman, wenn man bedenkt, daß er doch ein Deutscher war,
und sehr freigebig. Er hat ziemlich oft auf dem Sofa geschlafen.«
    »Ach
Gott.«
    »Ich bin
das Zimmer mit dem Dachshaarpinsel durchgegangen. In einer Ecke stand ein
Schreibtisch. Alle Laden waren leer mit Ausnahme von einer, in der ein
Garderobeschein lag. Wo der wohl hergekommen ist? . . . Also, wenn Sie
herzlich lachen wollen, dann kommen Sie her in den Zirkus. Der ganze Olymp
kocht vor Aktivität. Ach, übrigens . . .«
    »Ja?«
    »Ich habe
in Dieters Wohnung herumgestöbert. Wieder eine taube Nuß. Er ist am 4. Januar
weg. Dem Milchmann hat er nichts

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