Carries ruhmreichen Tage

Wo seid ihr denn letzte Nacht hingegangen? « , fügt sie dem hinzu. In der Annahme, daß Carrie eine Affäre mit Amédée hat.
    » Oh, er hat mich nach Hause gebracht. Ich hatte Kopfschmerzen. «
    » Na ja, du hast heute Nacht so lange gebraucht um meine Nachricht zu beantworten, da dachte ich du  wärst bei ihm. «
    » Bei Amédée? Bist du verrückt geworden? Nein..... Ich habe nachgedacht. «
    Und plötzlich verbindet sich Carrie´s Handy mit dem W -Lan des Lokals und beginnt lautstark mit dem Empfang aller aufgelaufenen Whats App Nachrichten, E-Mails und Aktualisierungen. Ein beschämender Moment. Anne-Laure geht davon aus, daß Carries Leben so traurig ist, daß sie sich keinen Telefonvertrag leisten kann und deshalb im Besitz des Zugangscodes vom Lokal ist. Planmäßig zapft ihre Machenschaft nun die Leitung an.
    » Männlich oder weiblich? « , fragt sie, um das „Eis zu brechen“ und das Elend beiseite zu schieben. » Waren wir zu aufdringlich? Wenn dich irgendetwas gekränkt hat, was ich gesagt habe.... «
    » Nein, das ist es nicht. «
    » Gut, das beruhigt mich. Du weißt, du kannst mir alles erzählen. «
    » Ja, das weiß ich « , belügt Carrie alle Beide; sich selbst, als auch die Freundin, die sie in Wahrheit gar nicht hat.  » Ich wollte dich nach den Fortunys fragen. Ich sah wie dieser Mann Chrystelle begrüßte... «
    » Naja, mich auch « , prahlt Anne. » Du bist auf einmal gegangen, deshalb saßen wir auch nicht zusammen an einem Tisch. «
    » Er hat sich zu euch an den Tisch gesetzt? «
    » Eine Weile, ja. Ich vermute, du warst bisher auf keiner seiner Partys. «
    » Nein. «
    » Na klar, das verstehe ich. Du warst mit Christian zusammen. Du hast dich etwas zurückgezogen und weißt deshalb nicht was in letzter Zeit im Nachtleben so passiert. «
    » Ja, du hast Recht. «
    » Nun wir verbringen ein paar schöne Abende mit diesen Leuten « , prahlt Anne weiter, was reiner Unsinn ist , denn besagter Freundeskreis war schon immer ein Beiwerk der eigentlich geladenen Gäste. » Der den du heute Nacht gesehen hast ist Alain, der Älteste der Brüder. Er ist göttlich. «
    » Er ist bildschön. «
    » Und sowas von Single. Tatsächlich ist er gerade von einer Indienreise zurückgekommen. Eine spirituelle Reise oder so was ähnliches. Seine Freundin hat ihn vor ein paar Jahren verlassen und genau bis gestern Nacht war er verschollen. «
    » Das hört sich interessant an. «
    » Das hört sich nach viel Geld an meine Liebe.Weißt du ernsthaft nicht, wer die Fortunys sind? «
    » Nein, keine Ahnung. «
    » Gott, deine Gedanken sind ja wirklich nur um Christian gekreist... Das ist wahre Liebe, Süße. Allerdings wirkst du auf mich gerade sehr entschlossen. Hast du dich mit mir getroffen, um über die Fortunys zu reden? «
    Carrie antwortet nicht sofort. Es tut ihr weh aber schließlich muß sie sich eingestehen, daß sie nicht ohne Mann sein kann.
    » Ja, bitte.... «
     
    *  *  *
     
    „Rocko ist der Mittlere. Er ist ganz anders. Ein Tier. Alles was Alain an Höflichkeit und Eleganz verkörpert, ist er an Männlichkeit und Härte. Er ist die andere Art Mann, mit einem unglaublichen Körper, der dich ansieht und…ah, zum schmelzen bringt”
    Carrie machte ganz unerwartet Bekanntschaft mit ihm. Amédée fuhr an jenem Abend ihr Fiat 124 Cabriolet. Das Wenige, was ihr nach der Scheidung noch blieb. Tatsächlich holt sie ihn nur unter großen Bedenken auf die Straße, denn es gelang ihr während des Scheidungsprozesses nur ein paar Güter vor den Augen der Justiz zu verbergen. Sie haben sie wie eine Weihnachtsgans gerupft und dieses Auto ist eines der wenigen Dinge, die sie noch aus ihren jungen Jahren hat.
    Sie waren ohne Ziel unterwegs, um mal etwas anderes zu sehen. Sie rauchten und waren indessen außerorts. Sie aßen, wo und wann sie gerade Lust hatten. Sie ließen sich für den Moment einfach nur treiben.
    » Hey, sieh mal wer dort fährt! «
    Es war ein Gewittersturm, besser gesagt ein Donnern. Es schnaubte, aber nicht wie ein Pferd, sondern eher wie ein Löwe. Es war ein anderes Cabriolet, daß an ihnen vorbeifuhr, als wären sie Luft.
    Ein Ferrari. Ein schmucker roter Ferrari. Jemand mit einer wehenden braunen Mähne saß am Steuer. Und Carrie offenbarte sich ein Blick auf seine starken, muskulösen Unterarme. Die Stärke, die die Kraft des Wagens bändigte. Im Vorbeifahren blinkte seine goldene Uhr kurz auf, wie ein göttliches Zeichen, ein Pfeilschuß, der in Carries Herz traf.
    » Wer ist