Cash Out (German Edition)
sieht mich bekümmert an. «Bekommen Sie die Textnachrichten?»
Ein Teil von Heidi Douglas’ Programm besteht darin, dass der Ehemann automatisierte Textnachrichten der Partnerin erhält. Es sind Erinnerungshilfen für Göttergatten, die ansonsten wieder rückfällig werden. In meinem Fall werde ich daran erinnert, jede Woche ein Essen für die ganze Familie zuzubereiten – und das kann nicht einfach nur ‹eine riesige Portion Fleisch› sein, wie Kate hinzufügt, womit gemeint ist, ich muss auch an Gemüse denken, an Salat, solche Dinge eben. Diese Nachrichten nerven unfassbar, aber ich sage mir immer wieder:
Befolgst du die Anweisungen, kriegst du mehr Sex.
«Ja, ich bekomme die Nachrichten.»
«Und Sie müssen sie befolgen, denn wir müssen Kate beweisen, dass Sie sie nicht enttäuschen werden. Und das ist eine große Herausforderung, Dan, stimmt’s? Durchaus möglich, dass Kate vor den Kindern eine gute Miene aufsetzt. Aber Sie sehen doch, wie viel Angst sie hat, dass Sie sie wieder enttäuschen werden. Oder etwa nicht? Solche Ängste findet man häufig bei Menschen, die in einem frühen Alter verletzt wurden, nicht wahr?»
Sie hat recht. «Ja.»
«Und für Kate ist es doch eine völlig normale Reaktion, Sie auszusperren und jede Art von Intimität zu meiden, denn wann immer sie als Kind – als es am wichtigsten war – diese wunderbare Nähe und Vertrautheit empfunden hat, wurde ihr das immer wieder weggenommen.»
Kate sind Tränen in die Augen gestiegen, aber irgendwie wirkt sie auch glücklich – froh, dass endlich jemand ihre Gefühle in Worte fasst. Und es ist wie ein Schlag in den Magen, sie so zu sehen – so verletzlich –, als mir klarwird, was sie möglicherweise schon bald über ihren Ehemann erfahren könnte.
Heidi durchbohrt mich mit ihrem Blick. «Was sagen Sie jetzt in diesem Moment zu Kate, Dan?»
Ich sehe Kate wieder an, diese riesigen Augen voller Erfahrung, die mich so lange bezaubert haben, ihre Unterlippe, die sich so verletzlich vorschiebt, und ich schmelze dahin.
«Kate, Süße», sage ich stockend. «Ich werde dich nie verlassen.»
Sie nickt und wischt eine Träne fort. «Aber du liebst mich nicht.»
«Das ist nicht wahr, Süße.»
Sie schnieft. «Nicht so wie früher.»
Ich zucke zusammen.
Wie mache ich das jetzt?
«Kate, ich weiß, was du durchmachst. Und es tut mir auch sehr leid, dass ich heute zu spät gekommen bin. Aber ich bin gerade innerhalb von zwei Stunden zweimal überfallen worden. Eine Bande von Schwachköpfen hat mich entführt und in einen Van geworfen. Und dann hat mich irgendein kantiger Glatzkopf ins Kühlregal geschmissen. Hier – ich habe die Visitenkarte des Detectives.» Ich zeige sie ihr und ertappe Heidi, wie sie mir einen dreckigen Blick zuwirft. «Aber – ja, ich hätte anrufen sollen.»
Kates Blick wandert in die Ferne. «Ich hatte mein Handy die ganze Zeit dabei, Dan.»
Ich nehme ihre Hand. «Ich schätze mal, ich hatte einen Schock.»
Heidi mischt sich ein. «Dan, haben echte Männer Ausreden nötig?»
Zwanzig Minuten später, nachdem ich alles mir Mögliche unternommen habe, um Kate zu besänftigen – oder Dr. Heidi, ich bin nicht sicher, wen genau –, überzeuge ich meine Frau wie nach jeder Sitzung, mit mir zu Fuß zu unserem üblichen Restaurant zu gehen, der kleinen Bar im
Café Fino
in der Innenstadt von Palo Alto. Ich bin sicher, dass wir einen ziemlichen schrägen Anblick bieten: Kate ultrafein und zerbrechlich, während ich aussehe, als wäre ich kastriert, entführt und durch eine Kühlregaltür geworfen worden.
Ich versuche, ihre Hand zu nehmen, aber sie weicht zurück.
«Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich zu spät war, Kate. Ich hatte einen ziemlich harten Tag.»
«Dann haben dich wirklich irgendwelche Kids von der Arbeit in einen Van geworfen? Was war das denn? So was wie ein Streich?»
«Ich hoffe es.» Nennt mich Feigling, aber ich will nicht zu viel sagen.
«Und dieser Glatzkopf im Supermarkt – gehörte er zu den Typen aus dem Van?»
«Glaube nicht, nein.» Ich greife in meine Jogginghose und rücke die Erbsen zurecht. Eine ältere Frau, die uns entgegenkommt, wirft mir einen strengen Blick zu. «Der Himmel allein weiß, was das für eine Nummer war.» Ich seufze. «Meinst du, ich sollte noch mal zum Arzt? Du weißt schon, nachdem ich einen Tritt in die Eier bekommen habe?»
«Keine Ahnung. Ich hab keine Eier.»
Der Gin Martini fühlt sich gut an, als er meine Kehle hinunterfließt. Richtig
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