Cash Out (German Edition)
gut.
«Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen», sagt Kate und starrt dabei stur geradeaus. «Der glatzköpfige kleine Wichser hätte dann jetzt eine schöne Fleischwunde in seinem Skalp.»
Kate kämpft gern. Oder, sollte ich besser sagen, kämpfte früher gern. Als ich sie kennenlernte, war Kate Kickboxerin. Hat sogar an Wettkämpfen teilgenommen. Aber das war damals. Heute interessiert Kate sich vor allem dafür, eine gute Mom zu sein, und ihre Zeit als Kickboxerin ist nur noch eine blasse Erinnerung.
Damals, als wir noch keine Eltern waren, eigentlich selbst noch Kids, war alles so viel einfacher. Man musste nicht an ellenlangen Listen zur Selbstverbesserung herumbasteln, nur um die Gelegenheit zu bekommen, mit der eigenen Frau rumzumachen, diesem hinreißenden Wesen, das dich jede zweite Nacht um drei Uhr weckte, indem es seinen nackten Körper an dich schmiegte. Damals hatte man noch keine Kinder, für die man alles opfern würde. Damals hatte man keine Riesensumme an Aktienoptionen nur wenige Tage vor der Fälligkeit zu verlieren.
Kate schlägt die Beine auf dem Barhocker übereinander. «Okay, dann erzähl mir mal von deinem schlimmen Tag.»
Während wir unsere Martinis schlürfen, liefere ich Kate einen detaillierten Bericht: der hinterhältige IT -Überfall, die Erpressung, der niederschmetternde Tiefkühlkost-Zwischenfall. Als ich ihr vom Plan der IT -Nerds erzähle, lasse ich die sexuelle Nebenhandlung natürlich weg – gebe aber zu, dass ich der
BusinessWeek
ein paar delikate Details zugespielt habe.
Kate legt eine Hand über die Augen. «Ich kann es einfach nicht glauben.»
Ich schaue zu Boden. «Ich weiß.»
«Du hast das alles aufs Spiel gesetzt, Dan», sagt sie, die Augen immer noch verdeckt. «Alles, wofür wir gearbeitet haben.»
«Ich weiß. Ich hab nur …»
Sie hebt die Hände, als wollte sie sagen,
Was zum Teufel …?
«Ich meine, das tangiert alles, worüber wir die letzten fünf Jahre geredet haben.»
Ich greife nach unten und arrangiere die Erbsen neu. «Ich weiß.»
«Dan, warum?»
«Ich habe dir doch gesagt, warum, Kate. Fitzroy ist ein Arschloch. Der Mann vernichtet zum Spaß Karrieren.
BusinessWeek
hat mich angesprochen, und er hat’s nicht besser verdient.»
Kate stellt ihren Martini ab und dreht sich zu mir. Ihre riesigen Augen mustern prüfend mein Gesicht. «Ich interessiere mich einen Scheißdreck für Stephen Fitzroy», flüstert sie. «Du musstest nichts anderes tun, als noch ein kleines bisschen länger durchhalten – nur noch
ein paar Tage länger
–, bis die Optionen fällig werden.»
Ich sehe sie an.
«Heute in einem Monat hättest du
BusinessWeek
von morgens bis abends alles Mögliche stecken können.»
«Es tut mir leid, Kate.»
«Da frage ich mich doch, was du wohl sonst noch angestellt hast.»
Ich blinzle sie an. «Was?»
«Du hast mich verstanden. Ich frage mich, was sie wohl noch gegen dich in der Hand haben. Etwas, von dem du nicht möchtest, dass ich es erfahre.»
Blitzartig werde ich an «die Erotika» erinnert.
Also, nicht direkt Erotika. Aber eine Handvoll saublöder Nachrichten, die ich mit einer verheirateten Frau, die am Ende des Ganges arbeitet, gewechselt habe. Bei dem Gedanken, dass Kate meinen schmutzigen kleinen Online-Flirt mit der PR -Koordinatorin Anne Browne lesen könnte, wird mir schlecht. Meine Haut wird kalt, und mein schlechtes Gewissen erwischt mich so hart, dass sich in mir alles zusammenzieht.
Ich bin so ein beschissener Idiot, so ein beschissener notgeiler Drecksack, so ein beschissenes Tier.
Die Sache mit Anne passierte irgendwie aus heiterem Himmel – sozusagen. Klar, ihre Aufmerksamkeit gefiel mir – wie sie mich eine Idee länger anlächelte, kokett über meine müden Witzchen kicherte, ihren Blick auf mir ruhen ließ und ihn nicht abwendete. Aber ich hatte nie mehr gewollt. Na ja, und dann haben wir eines Tages im Messenger-Chat herumgeschäkert, völlig harmloses Zeugs, über unsere Vorlieben geredet, was uns anmacht und solche Scheiße, und ehe ich es mich versehe, tauschen wir sexuelle Phantasien aus. Wir haben uns nie berührt – was Kate allerdings wohl kaum interessieren würde.
Ich hasse mich
.
Nach einer langen Pause sagt Kate schließlich: «Bist du sicher, dass du damit nicht zum Sicherheitsdienst von FlowBid gehen kannst?»
«Die würden doch als Erstes meine Aktivitäten im Netzwerk unter die Lupe nehmen, und dann sind wir am Arsch.»
Sie seufzt und wendet den Blick ab. «Wir müssen uns
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