Cash Out (German Edition)
Empfehlungen, bevor wir uns für einen entscheiden, okay?»
«Fein.»
«Das könntest du doch eigentlich sofort erledigen. Diese Sache mit den Geeks macht mich ganz wahnsinnig. Ich werde Stacey anrufen und sie bitten, die Jungs zu Fuß zu uns zu bringen.»
«Fein.»
«Ich mache irgendwas zum Abendessen. Wir treffen uns zu Hause.»
«In Ordnung.»
«Aber erwähn mich bloß nicht bei Larry, hörst du?»
«Glaubst, das wird Crazy Larry irgendwie bremsen?»
«Iiiieh», kreischt sie und legt auf.
Crazy Larry wohnt uns genau gegenüber. Und Kate hat recht: Die meiste Zeit rennt er in einer fleischfarbenen Speedo-Badehose im Garten herum.
Und in Flip-Flops.
Eingecremt mit Kakaobutter – bergeweise Kakaobutter.
Damals in den Achtzigern ist Larry auf der ganzen Welt herumgereist und hat Kraftwerke entworfen – bis man ihn «gestoppt» hat, so Larrys Version. Und an diesem Punkt in seinem Leben hat er dann angefangen, Jura zu studieren, hat sein Examen gemacht und schließlich bei mehreren Software-Unternehmen als Anwalt für Gesellschaftsrecht gearbeitet – bis man ihn «gestoppt» hat.
Das war damals. Heute schaltet Larry abends das Licht aus und sitzt auf seiner überdachten Veranda mit Blick auf unser Haus, raucht, trinkt und hört auf einem uralten Kassettenrecorder Alvin and the Chipmunks. Wir können ihn nicht sehen, nur die rote Glut seiner Tabakspfeife.
Ich würde ihn gern stoppen.
Als ich vor meinem Haus halte, sitzt Larry auf seiner Veranda, starrt mich an, sein Gesicht stoisch wie immer, seine dunkelbraunen Augen durchbohren mich, wie es scheint, und beobachten mich wie die eines Wissenschaftlers, der in seinem Labor eine verdutzte Maus studiert. Für einen Mann, der stramm auf die sechzig zugeht, sieht er in seiner Speedo noch verdammt gut aus – sonnengebräunt, durchtrainiert und agil.
Ich spüre, wie er meine Beine betrachtet, als ich mich nähere.
«Hi, Larry.»
Larry bleibt stumm. Er wirft mir einen Blick zu und starrt ins Nichts.
«Kate und ich haben uns gefra–»
«Richte Kate aus, ich hätte hallo gesagt.»
«Natürlich, Larry. Mit Vergnügen. Es ist nur, dass –»
«Dan?» Seine Augen funkeln. «Sag ihr, dass ich sie grüße.»
«Das werde ich –» Ich unterbreche mich, zähle langsam bis fünf. «Ich meine, klar, Larry, ich werde ihr hundertprozentig deine Grüße ausrichten. Klare Sache.»
Er wird lockerer, dreht den Kopf und lächelt ins Nichts. «Na bitte, geht doch.»
«Fein», sage ich. «Also, wir haben uns gefragt, ob du uns wohl einen guten Anwalt empfehlen kannst.»
Larry dreht seinen Kopf, starrt auf meine Füße. «Ich arbeite nicht mehr als Anwalt.» Er schaut auf, starrt ins Leere. «Die haben mich gestoppt.»
«Ja, Larry, ich weiß. Wir dachten ja auch nur, du kennst vielleicht einen guten Arbeitsrechtler, den wir ansprechen könnten. Du weißt schon, eine Empfehlung.»
Larry dreht sich zu mir und mustert intensiv meinen Mund. «Versuch’s mal mit dem Internet.»
Und mit einem Mal begreife ich die Idiotie, wegen einer juristischen Empfehlung ausgerechnet zu Crazy Larry zu gehen. Ich bin durchaus in der Lage, zusammenhängende Sätze aneinanderzureihen, aber manchmal habe ich das Urteilsvermögen eines Totenkopfäffchens.
«Okay, Larry. Trotzdem danke.»
«Ja.» Larry nimmt das neben ihm liegende gebundene Buch in die Hand.
Der Paradigmenwechsel der radikalen Granularität.
«Tschüs», blafft er noch.
Ich zucke zusammen. «Ist Calhoun hinten?», frage ich und versuche, möglichst gelassen zu klingen.
Larry sieht auf und starrt mich unangenehm lange schweigend an.
«Okay, schön, ich geh einfach nachsehen, ob er da ist.»
Larry stiert in sein Buch und blafft: «Ja, tschüs.»
Ich nehme den schmalen Weg, der zu Calhouns Untermieter-Häuschen führt.
In Larrys Garten wachsen jede Menge Kakteen. Hohe Kakteen. Niedrige Kakteen. Spindeldürre Kakteen. Plumpe dicke Kakteen. Der Rest des Gartens ist mit einer dicken Schicht scharfkantigen Kieses bedeckt. Larry mag seine Kakteen und seine Steine.
In der hintersten Ecke des Gartens steht ein kleines gelb gestrichenes Gebäude mit weiß abgesetzten Bordüren. Zwei große Holzfenster. In der Mitte eine massive Eichentür. Das Ganze unter einem großzügigen Dachüberstand. Es ist ziemlich winzig, aber eigentlich ganz hübsch und beschaulich – was immer wieder überrascht, wenn man bedenkt, was da drinnen lauert.
Ich klopfe an die Tür, und sie bewegt sich ein wenig.
Dann erhebt sich eine leierige
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