Cashkurs
uns gerne mal die Hucke voll lügen, dürfte hinlänglich bekannt sein, für weitere Details empfehle ich Ihnen die »C(r)ashkurs«-Lektüre mit den Hintergründen zur getürkten Arbeitslosenstatistik und anderen Nettigkeiten. Ich darf daran erinnern, dass der damalige Finanzminister Steinbrück noch im Sommer 2008 eine deutsche Rezession für vollkommen ausgeschlossen hielt und diesbezügliche Meinungen als »typisch deutsche Schwarzmalerei« abtat? Wohl dem, der seine Investitionen nicht darauf gebaut hat …
Die Wirtschaftsweisen
Die Wirtschaftsweisen müssen es doch wissen, sollte man meinen. Immerhin beraten sie die Regierung. Auf dieser Grundlage wird dann deutsche Wirtschaftspolitik gemacht. Dann kann man sich doch auf sie verlassen, oder? Weit gefehlt. Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben noch im Herbst 2008 eine Rezession für Deutschland und die USA für unwahrscheinlich erklärt. Wir wissen heute, dass die Rezession in den USA offiziell vom Dezember 2007 bis Juni 2009 dauerte. Das bedeutet: Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erkennen eine Rezession noch nicht einmal dann, wenn sie bereits seit einem halben Jahr tobt. Wieso sollte ich annehmen, dass sie dann eine Ahnung von dem haben, was in einem Jahr zu erwarten sein wird?
Die Finanzmedien
Bleiben die Wirtschaftszeitungen, im Print oder online. Ja, es macht Sinn, sie zu lesen, aber bleiben Sie kritisch. Glauben Sie nichts, was nicht mit Ihrer Wahrnehmung der Dinge übereinstimmt, und hinterfragen Sie alles. Stellen Sie sich vor allem die Frage: Von wem kommt diese Information und wem nützt sie. Die meisten Verlage leiden unter dem gleichen Druck: Es werden immer weniger Zeitungen und Anzeigen verkauft, die Bürger lesen lieber kostenlos und online. Doch von irgendwas muss der Journalist ja schließlich bezahlt werden. Also werden immer mehr Stellen abgebaut, und die verbleibenden Journalisten müssen noch mehr Artikel liefern. Zeit zum Nachdenken? Ein Wahnsinn! So bleibt den Journalisten oft nichts anderes übrig, als Agenturmeldungen großer Nachrichtendienste wie DPA oder Reuters eins zu eins und ungeprüft zu übernehmen. Was glauben Sie aber, wie diese Meldungen der großen Nachrichtendienste zustande kommen? Leider werden häufig die PR -Nachrichten von Unternehmen als Nachricht ausgegeben, Werbebotschaften also, die die Unternehmen an die Nachrichtenagenturen schicken. Über die Objektivität solcher Meldungen brauchen wir sicher nicht zu sprechen. Aber oftmals werden uns auch Analysen irgendwelcher »Forschungsinstitute« als Nachricht angepriesen. Kaum jemand hat noch die Zeit zu hinterfragen, wer welche Studie in Auftrag gegeben hat. Dabei ist das oft die interessanteste Frage: Wer hat dafür bezahlt und wer finanziert das ominöse »Institut«? Die angesehene Journalistenvereinigung »Netzwerk Recherche« weist immer wieder gebetsmühlenartig auf diese massive Beeinflussung und somit Qualitätsverschlechterung hin. So ist es bei manchem Verlag nicht unüblich, dass Großkunden, die eine teure Annonce schalten, als Zusatzleistung noch einen sehr freundlichen »redaktionellen Beitrag« erhalten, in dem die jeweilige Firma gut dargestellt wird. Nicht schön, aber leider viel zu oft Alltag. Doch solange wir immer weniger bereit sind, für guten Journalismus Geld zu bezahlen, müssen wir damit leben, dass die Meldungen von jenen finanziert werden, über die berichtet wird. Wie neutral das ist, können Sie sich vorstellen. Wir sollten in diesem Zusammenhang darüber nachdenken, was uns ein unabhängiger Journalismus – eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie – wert ist. Und an der Börse ist eine unbefangene Einschätzung oft Geld wert …
Börsenbriefe
Auch hier gilt es ganz besonders, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt einige gute, fundierte und seriöse Börsenbriefe, aber die Mehrzahl ist reine Geldmacherei. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn Sie kostenlose Börsenbriefe im Briefkasten oder im Maileingang finden. Was glauben Sie, warum der Herausgeber sich diese Mühe macht? Er sucht Dumme. Dumme, denen er erzählen kann, dass die Pfefferminzia-Mine in Papua-Neuguinea die Lizenz zum Gelddrucken ist. Diese völlig unterbewertete Aktie wird – wenn die Investoren erst mal draufkommen – sich mindestens verzehnfachen. Mindestens!
Der Schreiber selbst hat natürlich längst reichlich von diesen »unterbewerteten« Aktien eingekauft, von denen kaum welche an den Börsen umgehen,
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