Cashkurs
da das betreffende Unternehmen viel zu klein ist, als dass es irgendwen interessieren würde. Jetzt aber lesen Tausende deutsche Gutgläubige diese Heilsversprechungen, und wer auf 9-live Magnetarmbänder mit Rosenquarzlebenszeituhrwerk für nur 49,99 Euro kauft, der glaubt auch an diese Pfefferminzia-Mine, obwohl er von Aktien so viel Ahnung hat wie ich vom Dressurreiten.
Folglich ergießt sich eine ganze Flut von kleinen Kaufaufträgen über einen völlig vertrockneten Börsenhandel mit Pfefferminzia-Aktien. Riesen-Nachfrage, kaum Angebot, also geht der Kurs binnen Stunden und Tagen durch die Decke. Wertverdoppler oder -verdreifacher sind keine Seltenheit. In diese Welle hinein verkauft nun der liebe Börsenbriefschreiber seine eigenen Aktien ans tumbe Volk und ist mit einem Schlag Millionär. Die ohnehin wertlose Aktie fällt jedoch genauso schnell wieder dahin, wo sie hergekommen ist, nämlich ins Bodenlose. Und viele ehrliche und gutgläubige Anleger sind um etliche tausend Euro ärmer. Ja, nur ein Einziger ist um die gleiche Summe reicher.
Ja, ist so was nicht illegal ? Im Prinzip ja, aber: Wenn der Briefschreiber schlau ist, hat er seinen Firmensitz auf einer Karibikinsel. Er muss sich schon ganz schön doof anstellen, um vor dem Richter zu landen. Doch selbst dann wird er mit großer Wahrscheinlichkeit mangels Beweisen oder »positivem Nachtatverhalten« freigesprochen. In dieser Hinsicht befinden wir uns auch in Deutschland leider noch immer im tiefsten Wilden Westen, und die Börsenaufsicht ist nur ein zahnloser Tiger, bei dem es nicht mal mehr zum Knurren reicht.
Solange das so ist, darf ich Ihnen raten: Bleiben Sie wachsam, und hinterfragen Sie solche vermeintlich selbstlosen Angebote. Ein hoher Preis des Börsenbriefes schützt Sie dennoch keineswegs vor Scharlatanen.
Tipp Der beste Ratgeber sind Sie selbst und Ihr Bauchgefühl! Kaufen Sie nichts, was Sie nicht wirklich verstanden haben. Hinterfragen Sie stets alles, und vertrauen Sie auf Ihre Lebenserfahrung und Ihren gesunden Menschenverstand, dann sind Sie besser dran als mit allen Expertentipps.
Wenn Sie weder Zeit noch Lust haben, sich regelmäßig mit dem sogenannten Expertenwissen auseinanderzusetzen – was ich nur zu gut verstehen könnte –, suchen Sie sich einen vertrauensvollen Berater. Aber auch den gibt es nicht für lau. Sobald Ihnen jemand eine intensive Beratung gratis anbietet (und sei es Ihre Bank), ist wieder Alarmstufe Rot angesagt. Warum machen die das? Aus ihrer menschenliebenden Grundhaltung heraus? Wohl eher aus brutalem Eigennutz. An jedem verkauften Produkt verdient die Bank oder der Vermittler ordentlich mit. An manchen (meist denen, die für Sie die besseren wären) verdient ein Banker jedoch kaum Provision, an anderen (die so schlecht sind, dass man den Vermittler mit hohen Provisionen zum Verkauf drängen muss) verdient er mehr. Was glauben Sie, was Ihnen der Berater – mit der siebenköpfgen Kinderschar – ganz großzügig und garantiert kostenlos empfehlen wird? Richtig! Und schon haben Sie einen sehr, sehr hohen Preis für die Beratung bezahlt.
Bankberater/Anlageberater/Honorarberater
Hier gestatte ich mir, von mir selbst abzukupfern. Die folgenden Zeilen stammen aus meinem Erstlingswerk »C(r)ashkurs«, gehören aber auch in dieses Buch zwingend hinein – und besser krieg ich das nicht noch mal hin, also bitte:
Zum Leidensdruck fällt mir unweigerlich eine Berufsgruppe ein, die in den vergangenen Monaten unter ganz besonderem selbigem stand. Die Bankberater. Eine der häufigsten Medienfragen der letzten zwei Jahre war: »Kann ich meinem Bankberater noch vertrauen?« Die Antwort ist klipp und klar: Jein!
Wenn Ihnen auf der Straße ein Rottweiler begegnet, können Sie ihm ja vertrauensvoll die Hand zwischen die Zähne stecken. Wenn Sie Glück haben, sind Sie an ein Exemplar geraten, das nur spielen will, wenn nicht, tja …
Zunächst einmal möchte ich aber mit einer Begrifflichkeit aufräumen. Streichen Sie aus Ihrem Wortschatz jetzt sofort und ein für alle Mal das Wort »Bankberater«. Und für die ganz Unbedarften: auch »Bankbeamter«, denn das ist so ziemlich der falscheste Ausdruck, den Sie für diese Berufsgruppe verwenden können. Einigen wir uns auf den zutreffenden und keineswegs verunglimpfenden Begriff »Bank(-produkt)verkäufer«. Wenn Sie in ein Autohaus gehen, würden Sie dann nach dem »Autoberater« oder nach dem nächsten freien »Autoverkäufer« fragen? Eben.
Und hier gibt es
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