Cashkurs
Kurssteigerungen – für den, der sich auskennt. Ein mir sehr nahestehender Mensch hat seine Sammlung anhaltinischer Brakteaten über Jahrzehnte auf- und ausgebaut und kann sich nun neben der Freude des Sammlers noch über Wertsteigerungen von mehreren tausend Prozent freuen, da es sich oft um seltene Unikate handelt, die vor Jahren für nur 40 DM den Besitzer wechselten und heute für mehrere hundert Euro auf Auktionen gesucht werden. Aber auch hier gilt: Ohne Fachverstand bleibt’s ein Lottospiel.
Spekulation mit Lebensmitteln
Hier ein Thema, das mir ganz besonders am Herzen liegt. Die Spekulation mit Lebensmitteln ist einer der größten Skandale an den Weltfinanzmärkten. Der Renditehunger der Anleger sorgt ganz direkt für den Hunger von Millionen Menschen. Wenn ein großes Investmenthaus oder auch nur der Anleger aus Castrop-Rauxel mit seinen 100 Euro im Monat in einen Rohstofffonds, in Weizen ETC ’s oder direkt in den Terminmarkt investiert, kauft er an der gleichen Warenterminbörse wie der Großhändler aus Indonesien. Auf diese Weise fließen Milliardenbeträge in den Rohstoffhandel, und die Preise explodieren. So geschehen im Frühjahr 2008 und ebenso 2010. Ein kleiner Rückblick, den ich aus meinem Buch »Crashkurs« zitiere:
»Was geschah 2008? Binnen weniger Wochen explodierten die Lebensmittelpreise. Der Maispreis verdoppelte sich. Dramatische Entwicklungen rund um den Globus waren die Folge. Vor dem Hintergrund des galoppierenden Preisanstiegs für Weizen, Mais, Reis und Sojabohnen warnte die Weltbank vor massiven sozialen Konflikten rund um den Globus. In Haiti gab es Unruhen und Massenproteste gegen die hohen Lebensmittelpreise. Fünf Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Supermärkte und Tankstellen wurden leer geräumt, der Sturm auf den Regierungssitz nur knapp verhindert. Auch in Westafrika und Ägypten kam es wegen der explodierenden Lebensmittelpreise zu heftigen Protesten und Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, wobei aus Ägypten tumultartige Szenen im Kampf um subventioniertes Brot zu berichten waren. Wohlgemerkt bereits 2008! Drei Jahre später sollte eine neue Preiswelle die Umstürze in Nordafrika mit angefacht haben. Gewaltsame Ausschreitungen meldeten ferner Burkina Faso, Senegal, Kamerun, Mauretanien, Mosambik und die Elfenbeinküste. Protestaktionen gab es darüber hinaus auch in Indonesien, und auf den Philippinen wurde ein Krisengipfel einberufen. Auch andere asiatische Staaten befürchteten Unruhen. In mehreren Ländern wurde ein Exportstopp für Lebensmittel verhängt, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung sicherzustellen. Und ausgerechnet aus den USA kamen Medienberichte, wonach Supermärkte Reis rationieren würden. Von angeblichen Hamsterkäufen war die Rede. Die Signale standen auf Sturm, denn die Menschheitsgeschichte ist voll von Geschichten, in denen hohe Lebensmittelpreise zu Aufständen führten, die die jeweiligen Regierungen weggefegt haben. Auch China und Russland haben damit bereits Erfahrungen gesammelt und wissen, wie gefährlich hohe Lebensmittelpreise angesichts einer armen Bevölkerung sein können.
Binnen weniger Wochen waren die Lebensmittelpreise an den Terminmärkten außer Kontrolle geraten. Doch als nach wenigen Monaten die Spekulanten Kasse gemacht haben, kamen auch die Lebensmittelpreise plötzlich ganz schnell wieder herunter. Der Preis für Mais fiel innerhalb eines Monats um 30 Prozent, und binnen 20 Wochen war der Preis wieder auf dem Ausgangsniveau. So schnell, wie der Spuk mit den Lebensmittelpreisen kam, so schnell war er auch wieder vorbei.
In jedem Fall entlarvten die dramatischen Ereignisse die ›Experten‹ mal wieder als fürchterliche Scharlatane. Was wurde in den Monaten der hohen Lebensmittelpreise nicht alles als Grund genannt!
Expertenaussage eins: ›Die Chinesen essen jetzt so viel, weil sie mehr Wohlstand haben. Besonders Fleisch. Für die Produktion von einem Kilo Fleisch braucht man 7 Kilo Mais. Daher werden die Preise immer weiter in astronomische Höhen steigen.‹ Und jetzt? Essen die Chinesen plötzlich nichts mehr? Sind sie wegen der Tibetfrage geschlossen in den Hungerstreik getreten oder warum sind die Preise wieder eingebrochen?
Expertenaussage zwei: ›Das ist doch klar, dass die Preise so steigen, wenn Mais und Soja zu Treibstoff verarbeitet werden. Das wird sich weiter fortsetzen. Die Preise werden noch viel höher steigen.‹ Und jetzt? Haben die Raffinerien Gewissensbisse bekommen und
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